Donnerstag, 17. Mai 2012

Arztbesuch: Spritzen tun weniger weh, wenn man nicht hinsieht

Die einen Patienten schauen dem Arzt zu, wenn er ihnen eine Injektion verpasst, die anderen können oder wollen das lieber nicht. 

Ein deutsches Forscherteam empfiehlt: Lieber nicht hinsehen - es zeigt sich, dass dann die Spritze weniger schmerzhaft ist.

Dieser Rat von Wissenschaftlern um Marion Höfle vom Universitätsklinikum in Hamburg Eppendorf hängt mit den Erfahrungen zusammen, die wir mit Spritzen gemacht haben: Im besten Fall piksen sie, im schlechtesten verursachen sie starke Schmerzen.

Die Mediziner haben herausgefunden, dass die Schmerzen eng mit der visuellen Wahrnehmung zusammenhängen. Um das zu erforschen zeigten Sie Probanden Videofilme, in denen eine Injektionsnadel in eine Hand gestochen wird, ein Wattestäbchen darauf getippt wird oder eine Hand alleine zu sehen ist. Gleichzeitig erhielten die Testpersonen schmerzhafte und nicht schmerzhafte elektrische Signale in ihre eigene Hand.

Die Probanden gaben an, dass sie die stärksten elektrischen Schmerzsignale dann bekommen haben, wenn die Injektion im Video zu sehen war . Weniger schmerzhaft empfanden Sie den Stromreiz wenn die Wattestäbchen zu sehen waren, obwohl bei den Versuchen die elektrischen Schmerzreize immer gleich stark waren. Doch neben der subjektiven Beurteilung zeigte sich der gleiche Effekt auch bei der Messung des Nervensystems. Das Nervensystem selbst reagierte viel stärker bei der Betrachtung der Injektion im Video.

Zitat Höfle: "Wenn Patienten eine Spritze sehen, erwarten sie Schmerzen, genau wie ihr Nervensystem. Wir empfehlen also, lieber nicht hinzusehen".
Quelle: Marion Höfle (Universitäts-Klinikum Hamburg Eppendorf) et al.: Pain, doi: 10.1016/j.pain.2012.02.010; LINK: http://www.painjournalonline.com/article/S0304-3959(12)00085-1/abstract
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Marion Höfle
Department of Neurophysiology and Pathophysiology, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
Department of Psychiatry and Psychotherapy, Charité–University Medicine Berlin, St. Hedwig Hospital, Berlin, Germany
Corresponding authors. Address: Department of Neurophysiology and Pathophysiology, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, Hamburg 20246, Germany. Tel.: +49 40 7410 55856; fax: +49 40 7410 57752 (M. Höfle), Department of Psychotherapy, Charité - University Medicine Berlin, St. Hedwig Hospital, Große Hamburger Str. 5-11, 10115 Berlin, Germany. Tel.: +49 30 2311 2738; fax: +49 30 2311 2209 (D. Senkowski).