Samstag, 16. Februar 2013

Ein Meteorit trifft Russland: Über 1.000 Verletzte

Update 16.Februar 2013
Ein greller Lichtblitz, danach mehrere Explosionen, erhebliche Schäden und mehr als 1.000 Verletzte: In den Morgenstunden des Freitags ging ein Meteorit in der russischen Region Tscheljabinsk im Ural nieder. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar, die ersten Bilder und Videos lassen aber Schlimmes erahnen. Rund 20.000 Hilfskräfte befinden sich vor Ort, um die Opfer zu versorgen und bei den Aufräumarbeiten zu helfen.

Laut der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos raste der Meteorit mit einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern in der Sekunde Richtung Erde. Nach dem Eintritt in die Atmosphäre explodierte das kosmische Geschoss - die Behörden sprachen abwechselnd von einem Meteoritenabsturz oder Meteoritenschauer - mit einer gewaltigen Druckwelle.


Zwar ist das gesamte Ausmaß der Schäden noch nicht völlig abschätzbar, laut Behördenangaben seien aber in mehreren Städten über 1.000 Menschen, darunter mehr als 200 Kinder, v.a. durch Scherben zersplitterter Fensterscheiben verletzt worden, nachdem Meteoritenteile gestern gegen 9.30 Uhr Ortszeit (4.30 Uhr MEZ) in über 3.000 Häuser eingeschlagen und diese teilweise zertrümmert hatten. Der Meteorit selbst sei am Ufer des Sees Tschebarkul rund 80 Kilometer westlich der Stadt Tscheljabinsk eingeschlagen, hieß es seitens der Gebietsverwaltung. An der Absturzstelle entdeckten Soldaten einen etwa sechs Meter breiten Krater, der Bereich an dem zugefrorenen Gewässer wurde gesperrt.

Aufgrund der ungewöhnlichen Flugbahn hätten weder die russischen noch die ausländischen Beobachtungsstationen den Meteoriten aufspüren können, teilte Roskosmos weiter mit. "Der Eintritt derartiger Objekte in die Atmosphäre ist zufallsbedingt und schwer voraussagbar", hieß es.

Zitat: "Es herrschte Panik"
Augenzeugen berichteten von Lichtblitzen, Explosionen und Rauchwolken am Himmel. "Es war noch ziemlich dunkel, aber plötzlich wurde es hell wie mitten am Tag", schilderte etwa ein 36-jähriger Bewohner der Stadt Jekaterinburg gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters den Zwischenfall auf seinem Weg zur Arbeit.

Sergej Hametow, ein Bewohner der Stadt Tscheljabinsk, erklärte der Nachrichtenagentur AP: "Es herrschte Panik. Die Leute wussten nicht, was passiert war. Wir haben in den benachbarten Häusern nachgesehen, ob es allen gut geht."

Mehr als 20.000 Helfer vor Ort
Mittlerweile befinden sich rund 20.000 Hilfskräfte im betroffenen Gebiet, um die Opfer zu versorgen und bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Gebietsgouverneur Michail Jurewitsch brach eine Moskauer Dienstreise ab. "Bei Temperaturen von um die minus 20 Grad in Tscheljabinsk ist es jetzt am wichtigsten, dass die zertrümmerten Fensterscheiben ersetzt werden", sagte er.
Wegen der Schäden sollen Betriebe und Einrichtungen ihre Mitarbeiter nach Möglichkeit zum Helfen nach Hause schicken, hieß es in einer Mitteilung der Gebietsregierung. Alle Schulen in der Region etwa 1.500 Kilometer östlich von Moskau wurden geschlossen. Der Staatskonzern Rosatom teilte mit, dass die Atomanlagen in der Gegend nicht betroffen seien.

Debatte um Schutzsystem gegen Meteoriten
Der russische Vizeregierungschef Dmitri Rogosin hatte sich bereits mehrmals für eine internationale Initiative zur Errichtung eines Schutzsystems ausgesprochen, mit dem frühzeitig vor gefährlichen Objekten aus dem Weltall gewarnt werden kann bzw. diese auch zerstört werden können.
Weder Russland noch die USA hätten laut der russischen Regierung die Möglichkeit zur Abwehr solcher Objekte. Eine Kommission der russischen Rüstungsindustrie werde sich nun mit dieser Frage befassen, kündigte Rogosin an.

Scheinbar kein Zusammenhang mit Asteroid
Zwischen dem Meteoritenschauer und jenem rund 50 Meter großen Asteroiden, der gestern (15.Februar) Abend knapp an der Erde vorbeirasen wird, gibt es keinen Zusammenhang. Laut Berechnungen der US-Weltraumbehörde NASA wird der Asteroid namens 2012 DA14 um etwa 20.30 Uhr am nächsten Punkt seines Vorbeiflugs nur 27.500 Kilometer von der Erde entfernt sein.

Der Brocken wird dabei deutlich näher an der Erde vorbeiziehen als geostationäre Wetter- oder TV-Satelliten, die der Erddrehung in 36.000 Kilometern Höhe folgen. Dennoch versichern die Astronomen, es bestehe keine Gefahr, dass 2012 DA14 mit der Erde kollidiert.

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