Donnerstag, 21. März 2013

Gene sind kein Schicksal

Gene sind eine Sammlung von Informationen, die der Körper bei Bedarf abliest und weiterverarbeitet, wenn es ihm Spaß macht. Keinesfalls würden "egoistische Gene" dem Organismus ihren Willen aufzwingen, erklärt Denis Noble von der Universität Oxford.

Unsere Proteine bestimmen, was von der DNA abgelesen wird
Als man die DNA entdeckte, habe man bald gelernt, dass sie die Vorlage für Eiweißstoffe sei und nicht umgekehrt. Daraus hätte man fälschlicherweise geschlossen, dass keine Information von Eiweißstoffen zur DNA fließen würde, denn man habe die DNA-Regulation nicht bedacht. "Es sind Eiweißstoffe, die Gene ablesen und bestimmen, welche davon gelesen werden", erklärte Noble.

"Gene tanzen wie Marionetten zur Melodie des Organismus und seiner Umwelt", so Noble. Zieht niemand an den Fäden, seien sie zur Untätigkeit verdammt. Die DNA sei freilich lebenswichtig, aber man habe Ursache und Wirkung vertauscht. Auch sei die DNA nicht der einzige Überträger der Erbinformation, andere Informationen würden ebenso von einer Generation an die nächste weitergegeben.

So haben Forscher die DNA eines Karpfen in eine befruchtete, aber zellkernlose Goldfisch-Eizelle verpflanzt - herausgekommen sei nicht ein Karpfen, sondern ein Mittelding zwischen Goldfisch und Karpfen.

Die ersetzbaren Gene
Die einzelnen Gene sollten sich auch nicht zu wichtig nehmen, denn sie sind ersetzbar. Die Organismen würden einen Ausfall gut kompensieren: Eine Studie habe gezeigt, dass acht von zehn Genen (einzeln) ausgeschaltet werden können, ohne dass man einen Effekt sieht, so Noble.
Siehe auch Link: EPIGENETIK

Quelle: Rupert Riedl Lecture in Science and Society 2013-Wien/
LINK: http://medienportal.univie.ac.at/uniview/veranstaltungen/detailansicht/artikel/rupert-riedl-lecture-the-music-of-life/
Hintergrund: Der emeritierte Oxford-Professor Denis Noble ist Physiologe und Systembiologe. Er verwendet mathematische Modelle, um biologische Systeme zu verstehen. In den 1960er Jahren entwickelte er das erste mathematische Modell des Herzschlags. 2006 veröffentlichte er mit "The Music of Life" ein populärwissenschaftliches Buch über die Systembiologie.