Mittwoch, 21. Oktober 2015

Gehirnforschung: Spiritualität, Gottbewusstsein und Neurostimulation

Spiritualität bezeichnet der Wortherkunft (Spiritus) nach Geistigkeit und steht im Gegensatz zur Materialität oder Körperlichkeit.

Wie die Verankerung der Spiritualität im Gehirn erforscht wird
Neurotheologie heißt die neue Forschungsrichtung, die mit einem ganzen Spektrum von Methoden das größte Mysterium der Welt enträtseln will: Gott. Es gibt Studien, die ein oder mehrere »Gottes-Module« in unserem Gehirn vermuten.

Bei fMRI-Untersuchungen zeigten sich besonders starke Aktivierungen in Arealen des Temporallappens, des präfrontalen Kortex und des Präcuneus. Aber auch der linke Frontallappen und die beiden Scheitellappen sind interessante Bereiche, was sich bei Untersuchungen an meditierenden buddhistischen Mönchen mit Langzeitmeditationserfahrung (10.000 bis 30.000 Stunden Meditation) zeigte.

Früher suchten die Menschen Gott, oder das all umfassende, universelle Bewusstsein in den Weiten des Himmels. Heutige Forscher finden IHN/ES eher in unseren Köpfen, genauer in bestimmten Gehirnmodulen.

Vor nunmehr fünfzig Jahren, in Boston, beginnt die Wissenschaft mit der Suche nach Gott. Unter der Leitung des Psychologen Walter Pahnke schlucken zehn Theologiestudenten Kapseln mit weißem Pulver: 30 Milligramm eines gemahlenen halluzinogenen Pilzes. Dann hören sie mehr als zwei Stunden lang spirituelle Musik, sie beten, meditieren und lauschen der Predigt eines Pfarrers. Keiner der Studenten wird sich später an dessen Worte erinnern. Dafür vernehmen sie Stimmen aus einer "anderen Welt", sie schwärmen danach von einem Rausch von Farben und erlebten auch noch das Gefühl, eins zu sein mit dem ganzen Universum, mit allem was ist. Sie reden von wahrer Liebe und enormer Freude, die sie tief in sich gespürt haben, sogar von Heiligkeit und einem nahezu endlosen Frieden. ... 

Im Auftrag der Wissenschaft sind sie dem ICH BIN DER ICH BIN anscheinend sehr nahe gekommen. 25 Jahre später wird dieser Eindruck bestätigt. Der Psychologe Rick Doblin befragt die Männer erneut – und acht von ihnen versichern: Es war der beste Gottesdienst ihres Lebens, ein zutiefst mystisches Erlebnis mit anhaltender Wirkung. Walter Pahnke hatte mit diesem Experiment bewiesen, was er selbst für kühn hielt: »Dass es möglich ist, mithilfe von Drogen eine mystische Erfahrung zu haben.«

Ist Gott also nur eine Einbildung unseres Gehirns? 
Reagiert unser Neuronales-Netzwerk auf Gott?
Ein Muster in den Zuckungen des neuronalen Netzwerks, die man mit ein paar Drogen künstlich auslösen kann? Leider konnten die Experimente mit psychoaktiven Substanzen aus juristischen Gründen nicht mehr fortgeführt werden; doch die modernen Wissenschaftler ließen sich nicht abschrecken: Mit einem ganzen Spektrum von Untersuchungsmethoden versuchen sie seitdem, Gott, dem erweiterten Bewusstsein auf die Schliche zu kommen – vom Neuroimaging über pharmakologische Ansätze bis hin zur elektromagnetischen Beeinflussung des Gehirns. Natürlich ist den Forschern bewusst, dass alleine im Wort Neurotheologie ein Widerspruch in sich begraben liegt: Kann man mit ihren Methoden der Gehirnuntersuchungen Gott beweisen, hätten sie dann seine Existenz als metaphysisches Wesen im selben Moment widerlegt oder würde sich das Gehirn, ja bestimmte Hirnmodule als Empfangssystem für die erweiterte Wahrnehmung herausstellen. Was liegt näher als dass es auch einen bestimmten Teil der Wahrnehmung, einen bestimmten Hirnbereich für die Wahrnehmung der transzendenten Welten gibt. Denn jede unserer Wahrnehmungen verfügen sowohl über ein bestimmtes Sensorium (für riechen, tasten/fühlen, sehen, hören, schmecken) und jede dieser Sensorien benötigt auch im Gehirn ein oder mehrere spezialisierte Empfangsmodule. All das was wir dann über die Wahrnehmungsorgane aufnehmen und in den spezifischen Hirnarealen empfangen und verarbeiten wird letztendlich (wird es uns bewusst) im Frontalen Hirnbereich verarbeitet, analysiert und durchdacht.

Was wir schon länger wissen
Doch einiges zeigten die Untersuchungen immer wieder: Tiefe Religiosität mit Gottvertrauen ist demnach assoziiert mit einem erhöhten Volumen der Hirnrinde (Kortex) des rechten mittleren Schläfenlappens, hingegen bringt Furcht vor Gott ein vermindertes Volumen des linken Präcuneus und der linken orbitofrontalen Hirnrinde mit sich. Aber auch eine selektive Schädigung der linken und rechten inferior posterior gelegenen Region der Parietallappen (z.B. nach einem Schlaganfall oder Unfall) bewirkt eine Steigerung der Selbsttranszendenz und damit eine Veränderung der wesentlichen Bewusstseinssmerkmalen.

Krankheiten des Gehirns, wie z.B. Schläfenlappenepilepsie können mit einer veränderten grenzüberschreitenden Religiosität und Spiritualität assoziiert sein. Denn die zufällig entstehenden elektrischen Impulse -durch die Epileptischen Anfälle ausgelöst- stimulieren das Gehirn so, wie es normalerweise nur nach jahrelangen Meditationserfahrungen geschieht. Im Fall einer Temporallappenepilepsie kommt es in etwa 4% bereits schon vor dem Anfall zu religiösen Erfahrungen die dann noch weiter verstärkt werden. Der Fokus befindet sich dabei meist im rechten Temporallappen.

Religiöse Erlebnisse nach und zwischen den Anfällen finden sich vor allem bei einem Fokus in beiden Temporallappen. Die anfallartige hochemotionale, ekstatische „Hyperreligiosität“ wird wahrscheinlich durch das limbische System ausgelöst. Für die dabei erlebten visuellen und akustischen Erlebnisse ist die Einbeziehung von Arealen der Großhirnrinde, vor allem des Temporallappens, verantwortlich. Es wird aufgrund der Erkenntnisse an Epilepsiepatienten angenommen, dass die episodischen religiösen Erlebnisse besonders über die Temporallappen ausgelöst werden, während die erhöhte Spiritualität als andauerndes Persönlichkeitsmerkmal mit den Frontallappen zusammenhängt.

Ist ein spirituelles transzendentes Bewusstsein gesund?
Um die Frage zu klären muss man wissen, dass bei Menschen mit schwerer Depression bildgebende Verfahren gezeigt haben, dass diese generell eine dünnere Hirnrinde (Kortex) aufweisen. Auch bei erwachsenen Nachkommen in Hochrisikofamilien finden sich solche Veränderungen; sie sind vor allem in der rechten lateralen Hemisphäre lokalisiert.

Untersuchungen an diesen Nachkommen zeigen, dass eine stark ausgeprägte Religiosität (nicht dagegen die Zahl der Kirchbesuche - Kirche hat mit tiefer innerer Religiosität, Glaube an Gott nichts zu tun) zu einer Abnahme des Depressionsrisikos um 90% führt; bei ihnen war die Abnahme der Kortexdicke weniger ausgeprägt. Es fanden sich dickere Hirnrinden in den linken und rechten parietalen und okzipitalen Regionen sowie anderen Hirngebieten. Die Befunde führten zur Hypothese, dass eine bei religiösen Menschen dickere Hirnrinde vor Depressionen schützt, und dass dies durch Erweiterung der kortikalen neuronalen Reserve geschieht.

Die moderne Spurensuche im Gehirn
Man darf sich die wissenschaftliche Gottes-Suche eher wie eine indirekte Spurensuche vorstellen, wo Forscher die Wirkung Gottes auf die Welt bzw. auf das Gehirn nachweisen wollen. Das läuft ganz ähnlich ab wie bei den Physikern am CERN, mit dem größten Teilchen-Beschleuniger der Welt, bei der Suche nach der dunkler Materie und der dunklen Energie derzeit vorgehen. Das Ziel der CERN-Forscher ist es: diese spezielle und geheimnisvolle Form von Materie und Energie die die schnelle Ausdehnung des Universums wahrscheinlich erst ermöglichte, indirekt aufzuspüren wollen – das soll anhand von Spuren geschehen, Spuren die einen Rückschluss auf die Existenz der dunklen Energie und Materie erlauben.

Verglichen damit ist die Suche nach Gott vor allem finanziell weniger aufwendig (solche Untersuchungen werden nicht, bis nur wenig, finanziell unterstützt, bzw. auch oft sogar mit allen Mitteln behindert).

Wie geht es weiter?
Neurostimulation!
Moderne Neurostimulationstechniken, rufen Visionen hervor, verändern und erweitern im Positiven das Bewusstsein des Trainierenden. Auch hier stehen der linke und rechte vordere Schläfenlappen, sowie das Frontalhirn, die beiden Scheitellappen und andere wichtige Bereiche im Zentrum der transzendenten, göttlichen Visionen. Doch nicht ein einziges bestimmtes Hirnareal ist bei diesen Erlebnissen aktiv, sondern ein rundes Dutzend: Besonders Areale rechts und links im Gehirn, vorn wie hinten, im Temporal- und Parietallappen. Manche müssen mehr, manche müssen weniger aktiviert sein damit der gewünschte Zustand entstehen kann.

Ein spirituelles, transzendentes Erlebnis stellt sich nach unseren Forschungserkenntnissen aber nicht sofort, einfach auf Knopfdruck ein. Die Grundvoraussetzung ist eine entsprechende Voreinstellung des Erlebenden, die von seiner persönlichen Empfänglichkeit abhängt, von einem wirksamen Abbau von inneren, unbewussten Ängsten und von der emotionalen Ausrichtung bzw. geistigen Grundstimmung. Diese Voraussetzungen werden zum Beispiel im Theta-X Prozess nach und nach erreicht und aufgebaut.

TIPP: Gratisvortrag am 29.10.2015 ab 19:00 Uhr in Wien PEP-Center
Wie viel Religion ist messbar?
Info-Link: http://eggetsberger-info.blogspot.co.at/2015/10/gratisvortrag-am-29102015.html
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