Mittwoch, 11. Juni 2014

Autismus hat mit Sexualhormonen und Stresshormonen zu tun

Das männliche Muster, ins Extreme übertrieben
„Die autistische Persönlichkeit ist eine extreme Variante der männlichen Intelligenz. Sogar in der normalen Variation finden wir typische Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz. Beim autistischen Individuum ist das männliche Muster ins Extreme übertrieben.“ Zitat: Hans Asperger 1944


Autismus und Asperger-Syndrom
Das Asperger-Syndrom –, gehört ins breite Feld der „Autismus-Spektrum-Störungen“, die generell die Fähigkeit zum sozialen Kontakt beeinträchtigen.
Das verblüffende: Autisten haben im präfrontalen Cortex 67% mehr Zellen als andere Menschen, das ist sehr viel mehr. Autisten haben also paradoxerweise gerade dort zu viel Gehirnzellen, wo die höheren Fähigkeiten sitzen, auch die zu Sprache und Sozialkontakt –, sie haben zum Teil auch relativ mehr/weniger von manchen Zelltypen und sie haben andere neuronale Verbindungen und andere elektrische wie chemische Aktivitäten.

Etwa 1% aller Menschen leidet unter Autismus (Tendenz steigend) –, vor allem sind männlichen Gehirne von Autismus bedroht: Männliche Personen sind zehnmal so häufig betroffen wie weibliche. Manche Autisten entwickeln auch Savant Fähigkeiten.

Der bekannte Forscher Simon Baron-Cohen aus Cambridge, schenkte dem Asperger-Syndrom und dem Autismus besondere Aufmerksamkeit. 


Simon Baron-Cohen aus Cambridge
Baron-Cohen hat seine Arbeiten auch auf Deutsch publiziert, er bezeichnete im Zuge seiner Arbeiten das Asperger-Syndrom neu, er nannte es „extreme male brain“ (extrem männliches Gehirn): „Weibliches Denken“ versetzt sich eher in andere hinein, kann besser fühlen.  „Männliches“ denken bringt die Welt in Regeln, ordnet und systematisiert sie.

Beim Autismus bis hin zum Extrem, dem Asperger-Syndrom beschrieb der Forscher seine Patienten als „kleine Professoren“. Hinter dem „männlichen“ und „weiblichen Denken“ stehen Hormone, die die Entwicklung des Gehirns steuern, Baron-Cohen konzentrierte sich auf das männliche Sexualhormon Testosteron und entwickelte die Hypothese, dass hinter Autismus zu viel Testosteron im Uterus stehe. (Anm.: Dazu muss man wissen, dass sich das weibliche und das männliche Gehirn in vielen Bereichen unterscheidet.)

Was Tests zeigten: In Dänemark werden seit den 70er-Jahren Proben von Blut und Fruchtwasser werdender Mütter gesammelt, diese Daten werden auch in ein Psychiatric Central Register weitergeleitet, Baron-Cohen hat die Daten für die Geburtsjahrgänge 1993 bis 1999 ausgewertet, dem Register entnahm er die Zahl der Autismusfälle, die Fruchtwasserproben analysierte er auf Testosteron und noch auf drei andere Sexualhormone sowie auf das Stresshormon Cortisol: Die Messwerte von allen waren höher im Fruchtwasser der Föten, die später Autismus entwickelten (Molecular Psychiatry, 3.6.). Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Hormone eine wichtige Rolle spielen. Man weiß, dass Cortisol und die Sexualhormone im Verbund stiegen, aber man weiß nicht, was die Ursache ist und was die Wirkung.

Fragen: Steht hinter Autismus Stress oder sind es die Sexualhormone? Oder sind es Umwelthormone oder irgendwelche Chemikalien, die wie Sexualhormone wirken?
Oder ist es ganz anders? Bei allen Sexualhormonen ist ein und dasselbe Enzym mit im Spiel, liegt es an dem Enzym? Baron-Cohen kann es nicht entscheiden, er will auch keine Fruchtwasseranalysen zur Autismus-Frühdiagnose einführen: Seine Befunde haben nur Geltung im großen Durchschnitt, denn es gab bei den Analysen Ausreißer nach beiden Seiten. Nur in einem ist Baron-Cohen sicher, er warnt dringlich vor „Therapien“, die die Sexualhormone von autistischen Kindern blockieren wollen: Wenn die Kinder auf der Welt sind, ist es dafür zu spät, denn das Gehirn nimmt seinen Schaden schon im Mutterleib, also lange vor der Geburt.
LINK: http://www.autismresearchcentre.com/people_baron-cohen
LINK zur Person: http://de.wikipedia.org/wiki/Simon_Baron-Cohen