Samstag, 27. Dezember 2014

Forschung: Smartphone verändert unser Gehirn

Schweizer Forscher haben herausgefunden, dass spezielle Bewegungen wie tippen, streichen, wischen unsere grauen Zellen verändern. Denn Nutzer von Smartphones haben zumeist flinke Daumen wie auch Zeigefinger und können zielsicher ihre Finger aufs Display setzen. Der tägliche Gebrauch der Smartphone und Tabletts formt aber nicht nur die Fingerfertigkeit, sondern verändert auch messbar unser Gehirn.

Verbesserte Fingerfertigkeit, veränderte Hirnbereiche!
Vor allem in speziellen Hirnbereichen, wie dem somatosensorischen Kortex -dieser Teil der Hirnrinde dient der zentralen Verarbeitung der Wahrnehmung durch berühren („Begreifen“). Alle Körperbereiche von der Zehe, Finger bis zum Kiefer und der Zunge besitzen im somatosensorischen Kortex festgelegte Verarbeitungsareale. Diese Areale sind flexibel, anpassungsfähig -wie fast das gesamte Gehirn- und können sich dadurch auch leicht verändern. Bei Geigenspielern beispielsweise ist das Areal, das den instrumentführenden Finger repräsentiert, größer als bei anderen Menschen. ...


Mittels EEG-Analyse nachgewiesene Veränderung der Gehirnaktivität
Der Forscher Dr. Arko Ghosh vom Institut für Neuroinformatik der Universität und der ETH Zürich wollte wissen, wie sich die Fingerfertigkeit von Smartphone-Usern auf deren Gehirn auswirkt.

Hintergrund: Mit Kollegen der Universität Fribourg untersuchte er die Aktivierung im sensomotorischen Kortex, die durch Fingerbewegungen ausgelöst wird. Bei 37 Rechtshändern, davon 26 Smartphone-Benutzer mit Touchscreen und elf Benutzer von alten, herkömmlichen Handys, maßen die Forscher mittels Elektroenzephalografie (EEG) die Aktivität im somatosensorischen Kortex. 62 Elektroden am Kopf der Probanden zeichneten dieses Potenzial aufgrund von Bewegungen des Daumens, des Zeige- sowie des Mittelfingers auf.

Dabei stellte sich heraus, dass sich die kortikale Aktivität bei Nutzern von Touchscreen-Smartphones im Vergleich zu Personen mit herkömmlichen Handys unterscheidet. Gosh und seine Kollegen konnte zudem zeigen, dass natürlich auch die Häufigkeit des Smartphone-Gebrauchs die Aktivität der Gehirnrinde beeinflusst. Je häufiger das Smartphone in den zehn Tagen vor den EEG-Messungen benutzt worden war, desto stärker war das Signal im Gehirn.

Das Daumenareal zeigte die größte Veränderung
Am stärksten war dieser Zusammenhang in jenem Areal, das den Daumen repräsentiert. "Auf den ersten Blick scheint dieser Befund vergleichbar zu sein mit dem, was bei Geigenspielern geschieht", erklärt Ghosh, doch die Forscher konnten auch zwei Unterscheide festmachen: Zum einen spielt bei Smartphone-Usern keine Rolle, wie lange sie ein Gerät schon besitzen und benutzen, während bei Geigenspielern die Aktivität im Gehirn abhängig vom Alter war, in dem sie zu spielen begannen. Zum anderen bestehe ein klarer Zusammenhang zwischen der Aktivierung im Hirn und der letzten Nutzung des Smartphones, während dies bei Geigenspielern in früheren Studien nicht nachgewiesen werden konnte.

Unsere digitale Technik beeinflusst die Sinnesverarbeitung im Gehirn
"Die digitale Technik, die wir im Alltag nutzen, formt die Sinnesverarbeitung in unserm Gehirn und zwar in einem Ausmass, das uns überrascht hat", fasst der Neurowissenschaftler Dr. Ghosh die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.