Sonntag, 11. Januar 2015

Schlüssel zum weltweiten Glück

Je höher das Bruttoinlandsprodukt eines Landes, desto höher auch sein Wohlstand. Soweit die gängige Gleichung. Doch lässt sich daraus aber auch auf die Zufriedenheit der Bevölkerung schließen? Leider nein, so einfach ist es nicht! Nicht das Brutto-Nationalprodukt sondern das Brutto-Nationalglück sollte bei uns allen an erster Stelle stehen.

Jeder Staat sollte sich bemüht, jene Bedingungen zu fördern, die das Streben nach mehr Bruttonationalglück ermöglichen. Das klingt wie Utopie doch so einen Staat gibt es.
Buddhistisches Kloster in Butan  und Butan Geld
Dieser Passus ist tatsächlich festgeschrieben in der nationalen Verfassung des Königreichs Bhutan. Er wurde im Jahr 2008, im Artikel 9, Absatz 2 festgelegt. Schon im 18. Jahrhundert sah das Gesetzbuch Bhutans vor, dass eine Regierung, die es nicht schafft für die Zufriedenheit ihrer Bürger zu sorgen, sinnlos ist und gestürzt werden muss. Das Bruttonationalglück rückte allerdings erst über 200 Jahre später auf die Agenda.

1972 wurde der damals erst 17-jährige Jigme Singye Wangchuck zum vierten Drachenkönig Bhutans ernannt. Sein Ziel war es, eine moderne Wirtschaftsentwicklung im Land voran zu treiben, die der Erhaltung von Bhutans einzigartiger Kultur dient und auf buddhistischen Werten basiert. ...


Den typisch westlichen Gedanken: „Je höher das Bruttoinlandsprodukt, desto höher auch der Wohlstand im Land“ schloss Wangchuck für Bhutan aus. Er erkannte, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine sehr unsichere Größe für die ihm wichtige Zufriedenheit seiner Bürger ist: Arbeiten sich billige Arbeitskräfte in einem Land die "Hände wund", steigt mit den Verkaufszahlen auch das Wirtschaftswachstum – doch den ausgebeuteten Menschen geht es sehr schlecht. Zudem schien es ihm unsinnig, das BIP in einem Land zu ermitteln, das sich erst 1966 mit einer Teerstraße nach Indien der Welt öffnete und dessen Staatsbürger zu großen Teilen Selbstversorger sind (Bhutan liegt zwischen Indien und Tibet).

Das Glückskonzept
Für Jigme Singye Wangchuck war klar: Jeder Mensch strebt nach Glück. Also sollte es auch das Ziel eines sich entwickelnden Landes sein, wirtschaftliche und politische Interessen mit der Zufriedenheit der Bürger zu vereinen und damit das Glück jedes Einzelnen zu fördern. Um das zu erreichen, rief Wangchuck ein weltweit einzigartiges Konzept ins Leben: Das Bruttonationalglück. Und das stellt er auf vier tragende Säulen: das Bewahren und Fördern der Kultur, ein Leben im Einklang mit der Natur, eine gerechte Wirtschaftsentwicklung und gute Regierungsstrukturen. In seiner Verfassung hat Bhutan auch den Umweltschutz festgeschrieben. Bereits vor dem gesetzlichen Schutz waren alle wirtschaftlichen Unternehmungen dem Umweltschutz untergeordnet. Bhutan hat auch große Flächen als Nationalparks ausgewiesen.

König Jigme Singye Wangchuck
Jede politische Entscheidung, jede wirtschaftliche Investition muss danach geprüft werden, ob sie dem Allgemeinwohl dient. 
Diese neue revolutionäre Denkweise hat auch direkt mit der Staatsreligion von Butan zu tun den  Mahayana-Buddhismus. Die von Siddhartha Gautama, dem Buddha, gepredigte Philosophie mit ihrer Betonung der Sanftheit, Reinheit und Güte gegenüber allen lebendigen Geschöpfen ist der Kern des bhutanesischen Buddhismus, da kann es wenig wundern wenn man unter solchen geistigen Grundsätzen auch erkennt, dass etwas mit der Welt schief läuft.

Praktische Erhebungen wurden notwendig - die "Vermessung des Glücks"
Doch wie erfährt man, was sich die eigene Bevölkerung wünscht, was sie glücklich macht, was ihr fehlt? Wie kann man das Glück eines Landes vermessen? Um einen seelischen Status quo ermitteln zu können, steckte Bhutans Regierung im Jahr 2005 erstmals Indikatoren ab, mit denen Glück konkret messbar werden sollte.

Datenermittlung: 2008 wurde eine Kommission einberufen, die am „Centre for Bhutan Studies“ einen riesigen Katalog von 249 Fragen zu neun Bereichen, darunter Gesundheit, Bildung und guter Staatsführung, zusammenstellte. Im April 2010 machten sich 55 Mitglieder der Kommission in einem großangelegten Projekt auf den Weg zu über 8.000 Haushalten – im abgelegen Dorf bis zur pulsierenden Großstadt – und stellten Fragen wie: „Wie sehr genießen Sie ihr Leben?“, „Denken Sie daran, sich zu ertränken oder von einem Berg zu stürzen?“ oder „Wie viele Beamte sind Ihrer Ansicht nach korrupt?“

Butan Karte / © Wikipedia
Knapp zwei Jahre dauerten die Vermessung des Glücks und deren Auswertung.
Ergebnis: Seither weiß die Regierung: Rund 41 Prozent der Bevölkerung lebt über dem durchschnittlichen Bruttonationalglück. Nur knapp elf Prozent fühlen sich unglücklich. Wirft man einen Blick auf die Stellen, an denen der Schuh drückt, fühlt sich die ländliche Bevölkerung vor allem im Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, modernen Lebensstandards und einer ausgeglichenen Zeiteinteilung benachteiligt. Unglücklichen Stadtmenschen hingegen fehlt es an Gemeinschaftsgefühl, Kultur und einem gesunden seelischen Zustand. Vielen ist es auch wichtig, selbstständig und nicht von anderen abhängig zu sein. Besonders Korruption bereitet vielen Bürgern Sorgen. Die Ergebnisse sind da. Nun liegt es an der Regierung auf sie zu reagieren: Wie lassen sich zukünftige Projekte und Regelungen mit den aktuellen Bedürfnissen der Bevölkerung in Einklang bringen? Diese eine Frage muss sich die Regierung nun selbst stellen.

Resumé
Nun fragt sich: Ist der eingeschlagene Weg von Jigme Singye Wangchuck mehr als die noble Idee eines Idealisten? Oder kann das die Zukunft sein? Birgt dieser neue Weg den Code in sich, wie man unsere Welt in einen besseren Ort verwandelt? So nah Bhutan dem Entschlüsseln der Glücksformel auch ist, scheint sich der weltweit diktierende Faktor der Mächtigen auf dieser Welt  und der Wirtschaft nicht so leicht den edlen ethischen Werten unterzuordnen zu wollen. Doch eines ist heute schon sicher, so wie bisher kann die Welt nicht weitermachen. Doch man kann darüber denken wie man will das in den kleinen Land Butan erstmals angewendete Konzept kann noch sicher verbessert und erweitert werden doch es ist ein Zeichen das es auch anders als im Rest der Welt geht.

Laut Umfragen der Bertelsmann-Stiftung vom Juli 2010 wünschen sich 88 Prozent der Menschen in Deutschland eine neue Wirtschaftsordnung. In Österreich sind es sogar 90 Prozent. Die Wirtschaft soll in Zukunft humaner, sozialer, solidarischer, ökologischer,demokratischer,und die Verteilung gerechter werden.
Heute 2015 würde diese Umfrage noch deutlicher ausfallen!

Quellen: W.D.W, Wikipedia, Bertelsmann-Stiftung u.a.

Zusatzinformation
Bhutan: http://de.wikipedia.org/wiki/Bhutan