Dienstag, 29. September 2015

Seekrankheit und Reisekrankheit durch Neurostimulation heilbar

Seekranke und Reisekranke können vielleicht schon bald aufatmen – eine neue Methode verspricht Abhilfe

Etwa drei von zehn Personen kennen das Problem: Auf einem Schiff oder einem anderen stark bewegten Gefährt (Bus, Auto, Hochschaubahn etc.) – entstehen erheblichen Symptome, sie leiden unter einer Bewegungskrankheit oder Kinetose. Die bekannteste Kinetose ist die Seekrankheit, die nicht nur Reisenden, sondern vor allem auch Menschen, die berufsbedingt viel Zeit auf Schiffen verbringen müssen, sehr zu schaffen machen kann.

Testsessel um die Wirkung der Stimulation
zu prüfen! Foto imperial College London
Die genaue Ursache für Bewegungskrankheiten ist bis heute nicht geklärt.
Die gängigste Theorie geht davon aus, dass verwirrende Nachrichten der Sinnesorgane auf das Gehirn einwirken: Während die Augen melden, dass man stabil sitzt, weil man zum Beispiel gerade auf die Wand einer Koje im Schiffsbauch schaut, vermeldet das Gleichgewichtsorgan im Ohr eine horizontale und vertikale Beschleunigung, eben die Bewegung des Schiffs.

Ein völlig neue Technologie, die Neurostimulation bietet Abhilfe
Die Applikation einer leichten elektrischen Spannung über die Kopfhaut kann die Reaktionen jenes Gehirnareals dämpfen, das für die Verarbeitung von Bewegungssignalen zuständig ist, so der Bericht in der Fachzeitung "Neurology". Die Studie wurde vom Imperial College London veröffentlicht. Die divergierenden Sinneseindrücke auf das Gehirn werden durch entsprechende Stimulation reduziert und die Ursache für die Symptome der Bewegungskrankheit somit vermieden. ... 

In den Experimenten trugen Probanden für zehn Minuten Elektroden am Kopf, die sie einem leichten Micro-Strom übertrugen, danach mussten die so stimulierten Personen auf einem motorisierten, rotierenden Stuhl Platz nehmen. Die Versuchsteilnehmer zeigten nach der erfolgten Neurostimulation weniger Tendenz zu Seekrankheit und erholten sich schneller als ohne der Stimulation.

Dieses neue Verfahren bietet den Wissenschaftern zufolge eine effektive und sichere Heilmöglichkeit. Bis dato sind effektive Medikamente gegen Bewegungskrankheit zwar erhältlich, allerdings sind diese mit sehr starken Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Benommenheit und verringerter Reaktionsfähigkeit verknüpft. Für Menschen, die in ihrer Arbeitszeit betroffen sind, bieten diese Mittel also keine brauchbare Lösung.

Die Forscher: Spätestens "in fünf bis zehn Jahren werden Menschen in eine Apotheke spazieren und sich einen Anti-Seekrankheits-Apparat kaufen können", davon ist der Studienleiter Qadeer Arshad überzeugt.
IPN-Anm.: Hier zeigt sich wieder, wie effektiv-wirksam die Neurostimulationstechnik (whispern) sein kann und in wie vielen Bereichen sie in Zukunft Anwendung finden wird! 
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Quelle: Neurology-Org, "Electro-cortical Therapy for Motion Sickness"/
Bildquelle: Foto ©  imperial college london
Link: http://www.neurology.org/content/early/2015/09/04/WNL.0000000000001989