Montag, 9. Mai 2016

Emulgatoren in Lebensmittel, Naschwerk und Getränken machen unseren Darm krank und fördern Übergewicht

Heute haben immer mehr Menschen Magen und vor allem Darmprobleme: In vielen Lebensmitteln sind bedenkliche Zusatzstoffe enthalten, diese können nach neuen Studienergebnisse schwere Entzündungen im Darm fördern bzw. auch auslösen. Die gängigen Emulgatoren stecken in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln. Worauf Sie achten sollten.

Wenn so die Grundstoffe unserer Nahrung aussehen*!
Emulgatoren verlängern die Haltbarkeit und die Viskosität von Lebensmitteln.
Diese Zusatzstoffe fördern nach neuesten Forschungen wahrscheinlich die heute besonders häufig auftretenden Darmerkrankungen. Die meisten Lebensmittelzusätze sind nicht auf ihre Langzeitwirkung hin getestet. Kommt die TTIP-Vereinbahrung zwischen Europa und den USA erst einmal zustande kommen gleichzeitig eine Menge neu, wenig getestete Lebensmittelzusätze und auch fertige bzw. bearbeitete Lebensmittel auf den europäischen Markt.

Hintergrund: Sogenannte Emulgatoren stecken in zahllosen verarbeiteten Lebensmitteln, wir bemerken nichts davon. Diese Zusatzstoffe sollen etwa die Haltbarkeit verlängern, die Konsistenz verbessern (was das Geschmacksgefühl verändert) Emulgatoren werden aber auch eingesetzt wenn Stoffe miteinander vermengt werden sollen. ...

Schon länger vermuten Forscher negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen, etwa auf die Entwicklung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder auf das metabolische Syndrom. Diese Probleme haben in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Die Anwendung von Lebensmittelzusatzstoffen, darunter auch von Emulgatoren in unseren täglichen Lebensmittel, Naschwerk und Getränken haben im gleichen Zuge ebenso ständig zugenommen.

Ein Emulgator!
Das Ergebnis: Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Magen und Darmprobleme u.v.a.m.
Anhand von Tierversuchen haben nun Forscher von der Georgia State University in Atlanta genau das nachgewiesen. Die Zusatzstoffe trifft die Schuld! Die Emulgatoren begünstigen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder das metabolische Syndrom. Letzteres besteht aus einer Kombination von Übergewicht, Bluthochdruck, ungünstigen Blutfettwerten oder einer erhöhten Neigung zu Diabetes.

Emulgatoren scheinen mit hoher Wahrscheinlichkeit an der starken Zunahme dieser Gesundheitsprobleme seit Mitte des 20. Jahrhunderts beteiligt zu sein, mahnen die Mediziner um die Forscher Benoit Chassaing und Andrew Gewirtz in der Zeitschrift “Nature”. Sie empfehlen, solche Zusatzstoffe gründlicher auf ihre Langzeitwirkung zu testen (Anm.: Am besten bevor man sie einsetzt).

Stoffe die unsere Darmflora nachhaltig verändern
Gewirtz: “Ein Schlüsselmerkmal dieser modernen (nicht zu unterschätzenden) Problematik ist die Veränderung der Darmflora auf eine Art, die Entzündungen fördert”, so wird der Forscher in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Sein Kollege Chassaing meint: Die “Nahrung interagiert eng mit den Mikrobiota, daher haben wir geprüft, ob moderne Lebensmittelzusätze Darmbakterien entzündungsfördernder machen.”

2 Emulgatoren wurden vorab getestet
Im Labor getestet bedeutet nicht gleich ungefährlich!
Die Forscher testeten ihre Hypothese an zwei gängigen Emulgatoren, Polysorbat 80 und Carboxymethylcellulose (CMC). Diese Stoffe setzten sie dem Trinkwasser von Mäusen in einer Konzentration zu, wie sie auch in Lebensmitteln auftritt(!). Nach NUR zwölf Wochen untersuchten sie den Dickdarm der Tiere. Dieser wird von zahllosen Mikroorganismen besiedelt. Sie sind durch eine Schleimbarriere von den Epithelzellen getrennt, die die Darmwand auskleiden. Ohne den direkten Kontakt zu Emulgatoren näherten sich Darmbakterien diesen Zellen im Mittel bis auf 25 Mikrometer, nie auf weniger als 10 Mikrometer, schreiben die Forscher. Mit Emulgatoren sank der durchschnittliche Abstand demnach auf die Hälfte, und manche Keime hatten anscheinend Kontakt zum Epithel(!). Weiters zeigte sich bei den Untersuchungen, dass die schützende Schleimschicht dünner wurde. Die Zusatzstoffe veränderten auch die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften. So sanken den Forschern zufolge die Werte der als günstig geltenden Bakteriengruppe der Bacteroidales, wogegen schleimlösende Keime wie Ruminococcus gnavus oder entzündungsfördernde Proteobacteria florierten.

Und schlimmer: Bei genetisch anfälligen Maustypen förderten die Emulgatoren direkt Dickdarmentzündungen. Bei gewöhnlichen Mäusen registrierten die Forscher schwächere entzündliche Reaktionen. Zudem fraßen diese Tiere mehr – und nahmen damit auch stärker zu. “Anscheinend fördern Emulgatoren bei anfälligen Wirten (so etwas gibt es auch unter uns Menschen) eine ausgeprägte Colitis und führen bei Wildtyp-Wirten zu niedriggradigen Entzündungen”, schreiben die Forscher. Dies könne das metabolische Syndrom begünstigen. Keimfreie Mäuse – also ohne Darmbakterien – reagierten nicht auf Emulgatoren. Pflanzten die Forscher ihnen jedoch die Darmflora von Mäusen ein, die diese Zusatzstoffe erhalten hatten, entwickelten die Tiere ebenfalls eher Entzündungen. Daraus leiten die Autoren ab, dass vor allem die Darmbakterien die Entzündungsneigung und den Stoffwechsel beeinflussten. “Das vergangenen halbe Jahrhundert hat eine ständige Zunahme beim Konsum von Lebensmittel-Zusatzstoffen erlebt, von denen viele nicht sorgfältig getestet wurden”. Bedenken muss man aber auch, dass dauerhaft anhaltende entzündliche Prozesse auch die Gefahr für Krebs - in dem Fall Darmkrebs erhöht.

Zusatzstoffe MÜSSEN besser geprüft werden
Die Studie zeige, dass die derzeitige Prüfung solcher Additive, die sich auf akut giftige oder direkt krebserregende Effekte konzentriert, nicht ausreichend ist. Lebensmittel-Emulgatoren haben höchst wahrscheinlich zum starken Anstieg von entzündlichen Darmerkrankungen und metabolischem Syndrom beigetragen, schreiben sie. Dr. Alexander Swidsinski von der Berliner Charité glaubt, dass die von Mäusen stammenden Resultate auf den Menschen übertragbar sind. Grundsätzlich sollten Dickdarmbakterien keinen Kontakt zur Darmwand haben, erläutert er. “Diese Funktionsweise ist bei allen Tieren identisch.” Daher plädiert auch der Gastroenterologe dafür, solche Zusatzstoffe stärker auf ihre langfristige Wirkung zu testen. Dies sei besonders wichtig, weil Emulgatoren in zahllosen Lebensmitteln und Kosmetika steckten und sich im Körper anreichern könnten.

Wo sind Emulgatoren überall enthalten?
In Naschwerk wie z.B. Speiseeis, Schokolade, Desserts, Torten, in Getränken, in Backwaren auch in Brot, Gebäck (dort verhindern die Emulgatoren das Altbackenwerden), des Weiteren finden wir Emulgatoren in Fertigsaucen, in Mayonnaisen, in Fertigdressings, in den meisten Fertigspeisen und sogar auch in Haftcremes für Zahnprothesen. Die Liste könnte fast unendlich fortgesetzt werden.

Doch es könnte auch natürlich gehen: Ein natürlicher Emulgator ist z.B. Lezithin

In der Küche wird beispielsweise Eigelb als Emulgator verwendet. Es gibt viele natürliche, unschädliche Emulgatoren, wie es auch natürliche unschädliche Konservierungsmittel gibt.

Bedenken muss man, dass die meisten Menschen seit vielen Jahren ständig Lebensmittel mit Emulgatoren und anderen chemischen Zusätzen zu sich nehmen. Besonders lange geht das schon in Amerika, wen wundert es da, dass in den USA die übergewichtigen und darmerkrankten Personen von Jahr zu Jahr immer mehr werden. Und wir ziehen nach.

Quelle: Fachzeitschrift “Nature”
Bildquellen: YouTube, Fotolia, u.a.
Link: http://www.nature.com/nature/journal/v519/n7541/full/nature14232.html
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* Bild oben, das werden z.B. Chicken McNuggets®