Sonntag, 16. Mai 2021

Können Hochspannungsleitungen Leukämie auslösen?


Sind sie nun schädlich, oder nicht? 
Hochspannungsleitungen vor der Haustür sind nicht nur aus ästhetischer Sicht unerwünscht, viele Menschen haben auch große Bedenken, wegen möglicher Gesundheitsrisiken. Seit einigen Jahren wird deshalb immer wieder untersucht, ob Hochspannungsleitungen auf Dauer das Blutkrebsrisiko erhöhen oder nicht.

Oxford: Forscher haben Leukämie-Fälle in der Nähe von Hochspannungsleitungen überprüft. Einige Studien sprechen dafür, doch wissenschaftlich stichhaltige Erklärungen gibt es bisher nicht. Britische Wissenschaftler haben sich erneut der Frage angenommen, ob und wie schädlich Hochspannungsleitungen für den Menschen sind. Wichtiger ist dabei auch die Frage, wie genau ein erhöhtes Gesundheitsrisiko zustande kommt, denn eine Statistik ist nach wie vor kein harter wissenschaftlicher Beleg. Ein möglicher schlüssiger Erklärungsansatz war bis vor Kurzem die sog. “Corona-Ionisation”, bei der man davon ausgeht, dass die Hochspannungsleitungen Luftschadstoffe ionisieren und somit noch schädlicher machen. Diese Hypothese sieht man aber durch diese Studie als unwahrscheinlich an. 

Ganz besonders Kinder sind laut Studien gefährdet!
Die britischen Forscher bestätigen, was man seit Ende der 1970er Jahre vermutet. Kinder die in der Nähe von Hochspannungsleitungen aufwachsen, erkranken häufiger an Blutkrebs als Vergleichskinder. In einer Studie von 2010 ist die Rede von einem um 70 Prozent erhöhten Leukämie-Risiko bei Kindern, die weniger als 200 Meter von einer Leitung entfernt wohnen, im Vergleich zu einer Entfernung von 600 Metern oder mehr. Zwischen 200 und 600 Metern sei das Risiko noch um 20 Prozent erhöht.

Diese alarmierenden Zahlen kann auch die Oxford-Studie die in der Fachzeitschrift IOP Science veröffentlicht wurde nicht widerlegen. Stattdessen wird nur an der gängigen Hypothese der “Corona-Ionisation” gezweifelt.

Der Wirkmechanismus bleibt weiterhin unklar
Ausgehend von der Corona-Ionisation, müssten vor allem Kinder in unmittelbarer Nähe gefährdet sein. (Durch das Heranwachsen, die schnelle Zellteilung, ist natürlich eine größere Gefährdung nicht gerade unerwartet.) Die höhere Gefährdung wird zunächst bestätigt, doch die Fälle im Bereich zwischen 200 und 600 Metern sind dadurch nicht hinreichend geklärt, da das für uns messbare Magnetfeld der Leitungen bei weitem nicht mehrere hundert Meter weit reicht.

Daher haben bisher einiger Forscher dahingehend argumentiert, dass diese Fälle durch verwehte, ionisierte Luftschadstoffe zustande kämen, was auch durchaus logisch klingt. Doch es zeigte sich, diese Hypothese korreliert nicht mit den Windrichtungen, die anhand von über 50.000 Leukämie-Fällen untersucht wurden. Die einst so plausible Erklärung wurde durch diese Ergebnisse erheblich ins Wanken gebracht.

Durch Hochspannung erhöht sich das Leukämie-Risiko für Kinder drastisch. 
Jedoch lässt sich bis heute nicht sagen, wie diese Gefährdung zustande kommt. Möglicherweise kann man die Erkrankungen künftig durch eine überarbeitete und erweiterte Corona-Ionen-Hypothese erklären. Die Oxford-Forscher schließen zudem nicht aus, dass die Feldwirkungen der Hochspannungsleitungen trotzdem eine Rolle spielen könnten. Vielleicht gibt es feine Felder die wir heute noch nicht messen können? 

Doch nur weil wir nicht erkennen können wie etwas geschieht, 
macht es die Sache für die Kinder nicht ungefährlicher.

Quelle: Oxford-Studie in der Fachzeitschrift IOP Science veröffentlicht
Bildquellen: Pixabay