Mittwoch, 24. Januar 2018

Bereitschaftspotenzial im menschlichen Gehirn außerhalb des Labors und unter Extrembedingungen gemessen

Bei einem Experiment sind zwei Bungee-Jumper insgesamt 30 Mal von der 192 Meter hohen Europabrücke im Tiroler Wipptal gesprungen.


Die Wissenschafter rund um Surjo Soekadar vom Universitätsklinikum Tübingen in Deutschland konnten dabei erstmals das sogenannte Bereitschaftspotenzial im menschlichen Gehirn außerhalb des Labors* und unter Extrembedingungen messen, teilte die Uni mit. 

Beim Bereitschaftspotenzial handelt es sich um ein messbares Phänomen: Kurz bevor der Mensch eine bewusste Handlung ausführt, kommt es im Gehirn zu einer elektrischen Spannungsverschiebung (Anm.: die Bereitschaftspotenziale stehen auch in Verbindung mit dem Freien Willen bzw. der Frage gibt es den freien Willen überhaupt). Das Bereitschaftspotenzial  entsteht noch bevor sich der Handelnde einer kommenden Handlung bewusst ist, also erkennt dass er gleich eine Bewegung ausführen wird. 

Bisher galten Messungen des Bereitschaftspotenzials nur im Labor als möglich, da die Spannungsverschiebung im Bereich von wenigen Millionstel-Volt liegt. Kabellose Messgeräte, die die Bungee-Jumper auf dem Kopf hatten, übertrugen beim "Freilandversuch" die Daten der Hirnaktivität vor und während des Sprungs. 

Die Ergebnisse des Experiments seien vor allem für die Weiterentwicklung sogenannter Gehirn-Maschine-Schnittstellen wichtig, sagte Soekadar. Durch solche Systeme können Querschnittsgelähmte und Schlaganfallpatienten Maschinen mit ihren Hirnsignalen steuern. "Das aktuelle Ergebnis hilft uns dabei, die Zuverlässigkeit dieser Schnittstellen im Alltag wesentlich zu verbessern", so Soekadar. Die Studie soll im Frühling in einem Fachmagazin veröffentlicht werden.
Quellen ©: APA, Universitätsklinikum Tübingen
Quelle Anm.: IPN-Forschung/Eggetsberger-Info-Team
Bildquelle, Symbolbild: pixabay

* Anm: Wie aussagekräftig solche Versuchsreihen sind ist noch offen! Wenn man 192 Meter hinabstürzt und dann von einem Gummiseil abgebremst wird, induziert das Erdmagnetfeld bestimmt ebenfalls Spannungen im Millionstel-Volt-Bereich,... da gibt es wahrscheinlich auch Fehlmessung. Auch muss man bedenken, dass bei normalen EEG-Messungen sich die Probanden in einem elektromagnetisch abgeschirmten Raum befinden. Unsere eigenen Gehirn-Potenzial-Messungen können zwar im Normalraum abgenommen werden, auch in Bewegung (bei leichten Sportaktivitäten), aber nicht unter einer extreme Belastung die beim Bungee-Jumpen auftritt. Da können schon einmal auch einfach nur die Messelektroden sich verschieben bzw. in Bewegung geraten. Aber auch hier gilt: "Sag niemals nie, oder es geht nicht"
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