Sonntag, 15. April 2018

Wie erkennt man, ob jemand für stressbedingte psychische Störungen anfällig ist?

Einige Menschen überstehen Schicksalsschläge ohne bleibende psychische Schäden. 
Bei anderen entwickeln sich früher oder später chronische Krankheiten wie eine Angststörung oder eine Depression. Amerikanischen Psychologen ist es jetzt mit einer einfachen Methode gelungen vorherzusagen, wie anfällig jemand dafür ist, an stressbedingten psychischen Störungen zu
erkranken.

Solche Bilder lösen in den Amygdalae Reaktionen aus!
Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) ermittelten sie, wie stark sich die Hirnaktivität im Bereich der Amygdala beim Betrachten angstauslösender Bilder verändert. Je stärker die Aktivität zunahm, desto geringer war die psychische Stabilität in einem Zeitraum von bis zu vier Jahren, schreiben die Forscher im Fachzeitschrift „Neuron“.

Der Test ermöglicht es, frühzeitig gefährdete Menschen zu erkennen, und könnte dazu beitragen, sie in Zukunft vor einer Erkrankung zu bewahren. (Anm.: dieser Test kann auch mittels Hirnpotenzialmessung, des Amygdala/Schläfenlappenbereichs durchgeführt werden.)

Beeindruckendes Ergebnis: „Dass ein einziger Hirnscan (oder Potenzialmessung) uns etwas so Wichtiges über die psychische Verletzlichkeit durch Stress für eine Zeitspanne von vier Jahren sagen kann, ist wirklich bemerkenswert und neu“, sagt Ahmad Hariri von der Duke University in Durham. Die beste Strategie bei psychischen Erkrankungen bestehe darin, rechtzeitig zu verhindern, dass sie überhaupt entstehen. „Doch in vielen Fällen begeben sich Menschen erst dann in ärztliche Behandlung, wenn die Depression oder Angststörung bereits chronisch geworden ist“, sagt Johnna Swartz aus Hariris Forscherteam.

Die paarig vorhandene Amygdala, auch Mandelkern genannt, ist Teil des entwicklungsgeschichtlich älteren Hirnbereichs des limbischen Systems und wesentlich am Angstempfinden beteiligt. Patienten mit Depressionen oder Angststörungen zeigen bei einer Bedrohung, -bei Stress und Angst- eine stärkere Aktivität der Zellen in dieser Hirnregion als gesunde, mental stabile Menschen. Zur indirekten Messung dieser Aktivität dient die fMRI, die Bereiche verstärkter Durchblutung sichtbar macht. Oder das weitaus einfachere Hirnpotenzialmessverfahren mit dem Pce-Scanner iQ*  ... 

Amygdala rot eingezeichnet!
An der Studie nahmen 340 Menschen im Alter zwischen 18 und 22 Jahren teil, die nicht an einer psychischen Störung litten. Die Forscher ermittelten mit fMRI-Scans, wie stark die Aktivität in der Amygdala anstieg, wenn ein Proband Fotos von wütenden oder ängstlichen Gesichtern betrachtete. Als Kontrolle dienten Gesichter mit überraschtem oder neutralem Ausdruck. Dann gaben die Testpersonen alle drei Monate Auskunft darüber, ob belastende Ereignisse in ihrem Leben eingetreten waren. Dazu zählten zum Beispiel Scheidung oder Arbeitslosigkeit der Eltern, Tod eines Freundes, Streit mit den Eltern oder ein schwerer Unfall. Über einen Fragebogen machten sie zudem jeweils Angaben zur Stimmungslage, woraus sich auf Symptome einer Depression oder Angststörung schließen ließ.

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Ergebnis: Menschen, deren Amygdala zu Beginn der Studie eine übermäßig starke Stressreaktion in der Amygdala zeigte, hatten ein bis vier Jahre später stärkere psychische Probleme nach belastenden Ereignissen, als diejenigen mit schwächerer Amygdala-Aktivität.

Bei der Anfälligkeit für psychische Störungen spielen aber neben Umweltfaktoren wahrscheinlich auch genetische und epigenetische Faktoren eine weitere Rolle.

Es wäre also somit sinnvoll, eine verstärkte Aktivität in der Amygdala statt durch den technisch aufwendigen Hirnscan der Magnetresonanztomographie (fMRI) durch einen viel einfacheren und kostengünstigeren Hirnpotenzial-Test die Anfälligkeit schon prophylaktisch nachzuweisen. Auch könnte vielleicht ein Gentest die Geneigtheit in Zukunft sichtbar machen (was leider noch ein "Wunsch" ist). In Zukunft könnte man dann versuchen, auf die eine oder andere Weise identifizierte, besonders gefährdete Menschen vorbeugend mit Entspannungstraining, bzw. speziellen Meditationsverfahren wie die Techno-Meditation / Theta-X Prozess zu trainieren oder wenn es gar nicht anders geht, mit Medikamenten zu behandeln. Also mit Methoden die dämpfend auf die Amygdala-Aktivität wirken*.
Quelle: „Neural biomarker of vulnerability to stress”, Johnna R. Swartz et al.; Neuron, DOI:/j.neuron/, Bildquelle: Neuron, *Anm.: IPN-Forschung
Link: Beitrag Neuron