Montag, 4. Februar 2019

Bewusstseinsübergänge, mysteriöse Gehirnaktivitäten von Toten: Sterben ist kein Moment, sondern ein Prozess.

Wenn es um das Sterben und das Leben nach dem Tod geht, könnten die Meinungen von Medizinern, Wissenschaftlern, Gläubigen kaum unterschiedlicher sein. Was passiert, wenn wir sterben? Ist es ein rein medizinischer Prozess, indem wir einfach aufhören zu existieren, oder gibt es da mehr?

Immer wieder berichten Menschen, die an der Schwelle zum Tod standen, von Erscheinungen, von Tunneln oder anderen Welten - man nennt diese Erlebnisse Nahtoderfahrungen. Kann das alles wahr sein, oder spielt uns unser Gehirn einen Streich? Das Sterben und die Frage nach einem Leben nach dem Tod beschäftigt Ärzte, Forscher vor allem Neurologen und Gläubige seit langem.

Medizinisch gesehen: Kein Mensch stirbt von einem Moment auf den anderen, da sind sich die Mediziner ganz sicher. Das Sterben ist immer ein Prozess und kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich lang dauern. Normalerweise ist es so, dass in dem Moment oder besser gesagt Minuten nach dem das Herz aufhört zu schlagen, der Verfall des Körpers und des Gehirns beginnt. Nach und nach sterben dann die Körperzellen ab, genauso wie die Organe, die von nun an nicht mehr mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden.

Bedeutet der Herzstillstand das Ende? Nein!
Ist ein inaktives Gehirn automatisch tot? Nein!

Ganz so einfach ist es nicht
Neue Untersuchungen erbrachten den wissenschaftlichen Beweis dafür, dass unser Unterbewusstsein noch lange nach dem letzten Herzschlag aktiv ist. Zudem deckten Nahtodforscher der University of Michigan vor kurzem in einer anderen Studie auf, dass das Gehirn kurz nach einem Herzstillstand wesentlich aktiver ist als bisher angenommen (was sich auch in den EEG-Untersuchungen zeigte). „Wir erwarteten bei den untersuchten sterbenden Gehirnen keinerlei Aktivität. Stattdessen blickten wir auf ein neuronales Feuerwerk“, sagt Prof. Dr. Jimo Borjigin. ...

Wie viele Minuten können meine Gedanken ohne Sauerstoff überleben?
Wenn Teile unserer Wahrnehmung weiterfunktionieren, wann ist dann ein Toter wirklich tot? Wann gibt es kein Bewusstsein mehr im Körper, wann erleben wir unsere Umgebung, das was mit dem Körper -mit uns- geschieht nicht mehr. Bis jetzt heißt es 20 bis 30 Sekunden – so lange dauert es nach einem Herzstillstand im Normalfall, bis das klare Bewusstsein aussetzt und das Gehirn aufgrund des Sauerstoffmangels seine Aktivität einstellt. Wie aber kann dann jemand der mehr als 47 Minuten lange bei EKG-Nulllinie ohne Folgeschäden überleben? Zwei Sachverhalte haben den Patienten Joe Tiralosi der 47 Minuten ohne EKG war das Leben gerettet: Die Ausdauer der Notfallmediziner (sie gaben auch nach 4.500 Herzdruckmassagestößen nicht auf) und die Kälte. Wäre er in einem anderen Krankenhaus gelandet, wäre die Reanimation höchstwahrscheinlich ganz anders verlaufen und Tiralosi wäre einfach für Verstorben erklärt worden, obwohl er aber noch gelebt hätte, vielleicht wären seine Organe entfernt worden, um sie in einen anderen Patienten zu implantieren.

Normalerweise geben US-amerikanische Ärzte im Schnitt nach 20 Minuten Herzdruckmassage auf. Bei Tiralosi kämpften die Mediziner des New York Presbyterian Hospital mehr als doppelt so lange (40 Minuten) um sein Leben. Durch das kontinuierliche Drücken auf das Herz hielten sie den Blutkreislauf aufrecht und zögerten so den Tod des Patienten künstlich hinaus. Das bestätigt auch Dr. Burkhard Dirks, Anästhesist und Vorstandsmitglied im Deutschen Rat für Wiederbelebung: „Solange reanimiert wird, wird Sauerstoff ins Gehirn geleitet. Man kann dabei mit etwa 20 bis 30 Prozent der normalen Gehirndurchblutung rechnen. Das reicht, um zu überleben.“

Zudem kühlten die Ärzte Tiralosis Kopf schon bei seiner Einlieferung mit Eiswürfeln aus einem Kühlschrank auf 32 Grad Celsius herunter. Das verlangsamte den Zellverfall im Gehirn. Für Dr. Sam Parnia ist das der Schlüssel zum erfolgreichen Eingriff in den Prozess des Sterbens nach einem Herzstillstand: „Wenn Sie nichts anderes zur Hand haben, nehmen Sie eben Tiefkühlgemüse aus dem Kühlfach. Kühlen hilft auf jeden Fall, das Gehirn zu schützen.“ Das kann der Mediziner sogar mit Zahlen belegen: So liegt die Überlebensrate von Reanimationen im Krankenhaus in den USA im Schnitt bei etwa 18 Prozent, in Großbritannien und Deutschland bei nur 16 Prozent.

Dr. Parnia dagegen hat es mithilfe der Kühltechnik geschafft, die Überlebenschancen im New Yorker Stony Brook Hospital, wo er arbeitet, drastisch zu erhöhen: „Als ich dort angefangen habe, lag die Rate bei 21 Prozent. Mittlerweile beträgt sie fast 40 Prozent. Und davon verlassen die meisten ohne neurologische Schäden die Klinik.“ Dennoch kann es passieren, dass selbst im Stony Brook Hospital die Notfallmediziner zu früh aufgeben. Der Grund: Sämtliche Tests zur Diagnose des Hirntods verraten den Ärzten lediglich, ob die Gehirnfunktion momentan erloschen ist. Sie prüfen aber nicht, ob die Gehirnzellen tatsächlich abgestorben sind. „Wir wissen daher bis heute nicht, wann genau die Phase des reversiblen Todes in die des irreversiblen Todes übergeht“, sagt Sam Parnia. Neue Untersuchungen zeigen auch, dass auch nach Erlöschen des normalen EEGs noch ein EEG im Gehirn zu messen ist, es gibt oft noch Aktivitäten (siehe dazu: Ärzte machen eine  schaurige Entdeckung).

Organspender in Not
Beispiel: Fassungslos blickt das Operationsteam auf die Monitore: Von einer Sekunde auf die andere steigen die Werte der Botenstoffe Dopamin und Adrenalin im Gehirn sprunghaft an – genau in dem Moment, in dem der leitende Arzt die Bauchdecke des Manns mit einem Skalpell öffnet. Unter gewöhnlichen Umständen wäre dieser Zwischenfall bei einer OP nicht weiter verwunderlich. Das Problem: Auf dem OP-Tisch liegt ein Organspender, der von den Ärzten bereits vier Stunden zuvor für tot erklärt wurde … Eine seltene Fehldiagnose? Nicht ganz: Tatsächlich hat eine Untersuchung des Mediziners Dr. Hans-Joachim Gramm gezeigt, dass bei zwei von 30 als hirntot diagnostizierten Organspendern die Werte der Botenstoffe im Gehirn bei der Organentnahme sprunghaft anstiegen und die Toten durchaus Lebenszeichen bei der Operation zeigten.

In einigen Ländern, etwa in der Schweiz, ist es daher gesetzlich vorgeschrieben, die Toten während der Operation unter Vollnarkose zu setzen. Auch werden Organspender bei der Entfernung der Organe am OP-Tisch festgeschnallt, den nicht selten bewegt sich der Körper des Spenders noch. Eine Erklärung für die kurzfristige Wiederbelebung bestimmter Körperfunktionen gibt es bis jetzt nicht. Nur die unheimliche Vermutung, dass das Sterben länger dauert als bisher angenommen – und das Reich zwischen Leben und Tod weitaus größer ist als gedacht (dass der Sterbeprozess länger dauert als die Transplantationsmedizin dies gemeinhin wahrhaben möchte, haben schon die alten Buddhisten gewusst). Davon ist auch der Intensivmediziner Dr. Eric Baccino der Universitätsklinik Montpellier mittlerweile überzeugt: „Eine biologisch exakte Definition des Todes gibt es nicht!“ Wenn man dazu auch noch bedenkt, dass noch Tage nach dem Tod im Körper Gene aktiv werden (was man erst seit kurzem erkannt hat), ist es noch unklarer wann der Todesprozess wirklich abgeschlossen ist.

Tatsächlich können trotz des technischen Fortschritts noch längst nicht alle neuronalen Bereiche überprüft werden. Noch immer gibt es ein paar weiße Flecken in unserem Gehirn, in denen sich ein Rest Bewusstsein verstecken kann. Das bestätigt auch Dr. James Hughes vom Trinity College im amerikanischen Hartford: „Selbst wenn sich auf den Monitoren nichts mehr tut, muss dies nicht automatisch als ein Massengrab von Neuronen interpretiert werden. Durch die neuen Messverfahren der Medizin begreifen wir mehr und mehr, dass selbst jene Hirnareale, die elektronisch keinen elektrische Aktivität mehr von sich geben, noch gesund sein können.“ (Nicht selten erwachen auch Personen nach jahrelangem Koma, Patienten die in den 12 Jahren Koma alles gehört haben und alles mitgekommen haben was geschieht).

Zukunft der Reanimationstechnologie
In den vergangenen zehn Jahren hat die Reanimation gewaltige Fortschritte gemacht. „Wahrscheinlich verfügen wir schon bald über injizierbare Medikamente, die den Prozess des Zelltods im Gehirn und in anderen Organen noch weiter verzögern können. In 20 Jahren werden wir in der Lage sein, Menschen zu reanimieren, die schon seit 12 oder gar 24 Stunden tot sind. Nennen Sie das "Wiederauferstehung", wenn Sie wollen. Für mich ist es das Ergebnis einer wissenschaftlich ausgerichteten Wiederbelebungsmedizin“, erklärt Dr. Sam Parnia. Fälle wie der von Joe Tiralosi, der einen 47-minütigen Herzstillstand überlebt hat, wären dann nicht mehr die Ausnahme sein. Sondern die Regel

Was aber sicher ist!
Aber eines ist schon heute sicher und auch wissenschaftlich bewiesen, der Sterbeprozess dauert weitaus länger als wir es bis vor Kurzem noch geglaubt haben. Herzstillstand und Aussetzen der Hirnaktivität (Hirntod-Diagnose) sind kein sicheres Zeichen für den Tod einer Person.  

Auch dem Verständnis was Bewusstsein wirklich ist, ist die Moderne Wissenschaft nicht wirklich näher gekommen. Die Frage ob unser Bewusstsein auch ohne Körper weiterleben, bzw. weiterexistiert kann, ob unser Bewusstsein ein Quantenprozess- oder "feinstoffliche Erscheinung" ist, kann heute noch nicht ausreichend erklärt werden. Doch die Gehirnforschung, die Moderne Nahtod-Forschung, aber vor allem die Neurotheologie können vielleicht schon in naher Zukunft bessere Antworten geben. 
Quellen ©: WDW, IPN-Forschung, brigitte, Eggetsberger-Info-Team, tagesspiegel
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