Montag, 4. April 2011

Gestützt durch die Nacht - Strümpfe gegen Atemaussetzer


Stützstrümpfe können Atemaussetzer im Schlaf um 30 Prozent reduzieren

In Deutschland setzt bei etwa 800.000 Menschen im Schlaf ab und zu der Atem aus. Italienische Wissenschaftler haben nun zumindest für bestimmte Fälle ein einfaches Gegenmittel gefunden: Stützstrümpfe. Das Prinzip dahinter: Tagsüber lagert sich weniger Flüssigkeit in den Beinen ein, ein Flüssigkeits-Ausgleich bei Nacht in Richtung Oberkörper bleibt aus, und damit fällt auch die sonst mit dem Anschwellen des Gewebes im Hals einhergehende Verengung der Luftröhre weniger stark aus – die Atemaussetzer werden weniger.

Nicht jeder, der schnarcht, hat Atemaussetzer. Aber fast jeder, der Atemaussetzer hat, schnarcht. Die Ursache dafür kann zu langes Sitzen sein – insbesondere dann, wenn man unter einer Venenschwäche leidet: Die Flüssigkeit im Körper sinkt am Tag in die Beine. Bei Menschen, die zusätzlich noch eine schwache Beinmuskulatur haben, fehlt den Venen der nötige Druck, um das verbrauchte, sauerstoffarme Blut effektiv und rasch zurück zum Herzen zu transportieren. Das Blut staut sich sozusagen in den Beinen, und es kommt zudem zu Wassereinlagerungen. In horizontaler Lage, sprich nachts, gleicht sich dieses Ungleichgewicht wieder aus, indem sich die Flüssigkeit in Richtung Kopf bewegt. Dann kann das Gewebe im Halsbereich anschwellen und die Luftröhre zusammendrücken.

Nur in wenigen Fällen dauern Atemaussetzer so lange an, dass sie lebensbedrohlich sind, denn der Körper reagiert meist effektiv auf die Unterversorgung mit Sauerstoff – er startet eine Art Notfallprogramm und weckt sich selbst auf. Doch an Tiefschlaf ist auf diese Weise nicht zu denken. Die Betroffenen leiden unter anderem an Müdigkeit und Konzentrationsstörungen sowie Schwindel und Sekundenschlaf während des Tages. Eine der wenigen bisher verfügbaren Behandlungsmethoden ist die CPAP-Beatmung. Dabei misst eine Atemmaske den Sauerstoffgehalt und springt unterstützend ein, sobald die Atmung aussetzt.

Eine kleine Studie von Wissenschaftlern der Universität im italienischen Brescia legt nun für Venenschwäche-Patienten eine deutlich einfachere und vor allem angenehmere Lösung nahe. Zwölf Patienten hatten darin tagsüber Stützstrümpfe getragen und ihren Schlaf nachts überwachen lassen. Zwölf weitere Probanden verzichteten auf die komprimierenden Strümpfe. Nach einer Woche wurde getauscht. Das Ergebnis: Im Durchschnitt sank das Ausmaß des nächtlichen Flüssigkeitsausgleichs um 62 Prozent, in fast gleichem Maße reduzierte sich auch die Ausdehnung der Gefäße im Nackenbereich. Außerdem sank die Zahl der Atemstillstände pro Stunde um etwa 36 Prozent. Ein Ergebnis, das selbst Stefania Redolfi, die Leiterin der Untersuchungen, überraschte: „Wir haben diesen Effekt erwartet, aber nicht derart eindeutig innerhalb von nur einer Woche“, freut sich Redolfi. „Als nä chstes wäre interessant, ob das Tragen von Stützstrümpfen über einen längeren Zeitraum einen noch viel größeren Effekt hätte.“

Quelle: Stefania Redolfi (University of Brescia, Italien) et.al.:American Thoracic Society, Ami 2011; LINK: http://www.thoracic.org/index.php