Dienstag, 17. Januar 2012

Angst überträgt sich über die Luft


Forscher finden Hinweise auf eine Rolle von Pheromonen bei ansteckender Furcht
In unserem Sonderheft "Angst Theta-X" Direktlink: http://www.pce.at/PDF/Aengste_Theta-X.pdf berichteten wir u.a. über das Phänomen Angst, kann man lernen, Angst ist "ansteckend".

Passend dazu, dieser Bericht:
Angst wirkt ansteckend und kann über den Geruch unbewusst von einer Person auf eine andere übertragen werden. Das konnten Experimente amerikanischer Forscher mit Angstschweiß beweisen. Der  Schweißgeruch von Menschen die Angst hatten, hat bei Testpersonen ebenso eine Angstreaktion im Gehirn ausgelöst. Damit ist auch klar, dass Menschen doch unbewusst auf Pheromone - Geruchsbotenstoffe (z.B. Angstschweiß), die durch die Luft verbreitet werden reagieren.

Die Forscherin Liliane Mujica-Parodi der Stony-Brook-Universität in New York stattete 40 Freiwillige mit saugfähigen Kissen aus, die von den Versuchsteilnehmern bei einem Fallschirmsprung unter den Achseln getragen wurden. Da die Probanden zuvor noch nie den Nervenkitzel eines Fallschirmsprungs gesucht hatten, rechnete die Versuchsleiterin mit einer erhöhten Produktion von Angstschweiß.

Amygdala links + rechts rot markiert
Später im Labor extrahierten die Wissenschaftler um Mujica-Parodi den Schweiß aus den Kissen. Die versprühten Düfte mussten weitere Freiwillige inhalieren, während sie ihr Gehirn im Magnetresonanztomographen untersuchen ließen. Verglichen mit einer Kontrollgruppe, die nur gewöhnlichen Schweiß einatmete, konnten die Forscher eine erhöhte Aktivität in den Angstzentren (Amygdala) der Probanden nachweisen. Aus diesem Grund schließt Mujica-Parodi auf versteckte biologische Komponenten: Über diese Angst-Pheromone könnte körperlicher Stress ansteckend wirken. Tiere (z.B. Hunde) reagieren noch intensiver auf den Angstschweiß eines Menschen.

Dieses Thema ist nach wie vor sehr umstritten, obwohl Wissenschaftler schon in früheren Studien Reaktionen von Menschen auf Pheromone beobachtet hatten. Während Tiere eigene Rezeptoren für bioaktive Duftstoffe haben, scheinen Menschen ihre Empfindlichkeit für Pheromone im Laufe der Evolution verloren zu haben. Daher ist der Mechanismus, über den die Stoffe wahrgenommen werden sollen, noch völlig unklar.

Kritiker schreiben den Pheromonen beim Menschen höchstens eine untergeordnete Rolle zu. Die Furcht mancher Menschen, durch Pheromone unbewusst manipulierbar zu sein, sei unbegründet. Ohne den nötigen Kontext einer realen Situation, zeigte sich mehreren Studien kein Effekt der Botenstoffe. So konnten Wissenschaftler beispielsweise den Effekt von männlichen Pheromonen auf Frauen nur dann nachweisen, wenn sich auch ein Mann im Untersuchungsraum befand. Die Experimente zeigen nun etwas ganz anderes!
Quelle: New Scientist http://www.newscientist.com/, Bd. 200, Nr. 2685, Forschung: Liliane Mujica-Parodi, Stony-Brook-Universität in New York
-  -  -
TIPP - Sonderheft "Angst Theta-X" Direktlink: http://www.pce.at/PDF/Aengste_Theta-X.pdf