Sonntag, 15. Januar 2012

Die Wissenschaft entdeckt die mögliche Freiheit von Ängsten und Panikstörungen


Teil 1
Eine  Frau, ganz ohne Ängste.
Forschung: Hirnschädigungen helfen Wissenschaftlern beim Verstehen von grundlegenden Angstreaktionen.


Die Hirnregion Amygdala - auch Mandelkern genannt - ist tatsächlich der Sitz der Angst. 
Amygdala rot makiert
Die Amygdalae, ein Teil des sogenannten Limbischen Systems, das sind uralte Hirnbereiche  die schon in primitiven Tieren wie Reptilien zu finden sind lösen auch beim Menschen Angst und Panik aus.  Die Amygdala liegt jeweils links und rechts hinter den Schläfenlappen, in der Nähe der Ohren.

Dass die Amygdala der Ursprungsort von Angst und Panik im Gehirn ist, hatten Untersuchungen zur Funktion des Gehirns bereits nahegelegt. Direkt bestätigt worden war die These bisher allerdings noch nicht entgültig. Diese Bestätigung gelang US-Forschern mit Hilfe einer Frau, deren Amygdala durch eine Erkrankung zerstört war. Diese Frau hatte ihre Angstgefühle dadurch vollständig verloren, das zeigten ihre Reaktionen auf klassische Angstsituationen, Befragungen und ihre Einträge in ein elektronisches Tagebuch das sie zur Kontrolle führte.

Empfindungen, wie Freude (Glücksgefühle und Freude werden vor allem im linken frontalen Hirnbereich entwickelt), Wut oder Trauer blieben dagegen unverändert. Diese Ergebnisse belegen erstmals detailliert die Funktion der Amygdala bei der Entstehung von Angst beim Menschen, sagen die Wissenschaftler. Die aktuellen Ergebnisse könnten den Forschern zufolge für die Angst- und Panikforschung von großer Bedeutung sein. Über ihre Studie berichtet das Team um Justin Feinstein von der University of Iowa in Iowa City.

Die Frau, der diese Erkenntnisse zu verdanken sind, wird von den Forschern nur als "SM" bezeichnet. Von der fehlenden Hirnfunktion durch ein Absterben von Nervenzellen ist bei ihr nur ausschließlich die Amygdala betroffen, andere Bereiche sind voll funktionsfähig. Tests hatten schon zuvor gezeigt, dass Intelligenz, Sprache und Wahrnehmung bei SM normal ausgeprägt sind. Die Amygdala hat KEINEN Einfluss auf Intelligenz und Kreativität,  vielmehr kann eine zu starke Aktivität der Amygdala Intelligenz und Kreativität direkt hemmen. Im Vergleich zu Menschen mit normaler Amygdala, zeige sie ausschließlich ein verändertes Verhalten gegenüber Angstsituationen, sagen die Forscher. Diesen Effekt wollten sie mit ihrer Untersuchung nun genauer charakterisieren.

Um ihre Empfindungen zu dokumentieren, begleiteten die Wissenschaftler SM bei einem Besuch in einem Tiergeschäft, wo sie mit Spinnen und Schlangen konfrontiert wurde. Vor dem Verlust der Funktion der Amygdala hatte sie nach eigenen Aussagen vor diesen Tieren Angst gehabt. Während des aktuellen Tests konnte sie die Tiere dagegen problemlos berühren, ohne das Bedürfnis zu empfinden, sich von ihnen fernzuhalten. Sie habe lediglich ein Gefühl der Neugier verspürt, sagte die 44-jährige. Ähnliche Ergebnisse lieferten ein Besuch in einem Spukhaus mit starken Schreckeffekten und das Anschauen von Horrorfilmen: Nichts davon löste (messbare) Furchtreaktionen bei SM aus.


Die Ergebnisse der Befragungen und die Auswertung des elektronischen Tagebuchs, in dem die Frau ihre Empfindungen akribisch dokumentierte, vervollständigten das Bild: Freude, Glück, Liebe und positive Gefühle konnte SM empfinden, ebenso wie Wut oder Trauer über schlimme Erlebnisse. Angst machten ihre diese negativen Situationen dagegen aber nicht.

Die Forscher sehen in diesen Ergebnissen eine wichtige Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsformen von Angststörungen. Verfahren die auf die Amygdala einwirken, könnten so beispielsweise Menschen helfen, die nach schrecklichen Erlebnissen an Angst- und Panikzuständen leiden, wie zum beispiel Kriegsveteranen. Schon eine Dämpfung der Amygdalaktivität kann vielen helfen besser und glücklicher zu leben. Egal wie schlimm die  Symptome auch immer sind, egal wie lange man schon unter Angst und Panikattacken leidet, dieses kleine Organ (links und rechts hinter den Schläfenlappen gelegen) ist zu 100% dafür verantwortlich.
Quelle: Justin Feinstein (University of Iowa in Iowa City) et al.: Current Biology http://www.cell.com/current-biology/, (Bd.21, Nr.1)
Kurzabhandlung der Untersuchung als PDF, Direktlink: http://www.pce.at/PDF/Die_angstfreie_Frau.pdf   (5 Seiten)
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Teil 2
Den angstunterdrückenden Mechanismen auf der Spur
Neurologen haben entdeckt, warum sich einige Menschen vor fast allem fürchten und andere selbst in Horrorsituationen ruhig bleiben: Im Gehirn konkurriert ein Schaltkreis für Angst und Flucht mit einem zur Furchtunterdrückung. Je nachdem, welche der beiden Funktionen bei einem Menschen die Oberhand hat, entsteht ein ängstlicher oder aber ein furchtloser Charakter. Das schließen die Wissenschaftler aus Hirnscans von Probanden, die während simulierten Angstsituationen entstanden. Diese Erkenntnisse könnten den Weg zu neuen Therapiemöglichkeiten bei Angststörungen ebnen, schreibt das internationale Forscherteam.

Unter Angst- und Panikstörungen leiden Millionen von Menschen weltweit. 
Allein in den USA sind es den Forschern zufolge etwa 25 Millionen Menschen, in Deutschland sind es 15 Millionen, in Österreich sind es fast 2 Millionen Menschen (Tendenz weltweit steigend) die von extremen Panikattacken sozialen Phobien, Zwangsstörungen und Angstzuständen im Rahmen von posttraumatischen Störungen betroffen sind.

Während diese Menschen häufig bereits bei kleinen Problemen übermäßig starke Ängste entwickeln, ist anderen Menschen Angst  völlig fremd: Sie bleiben auch im Angesicht von Katastrophen ruhig. Welche Hirnfunktionen hinter diesen beiden gegensätzlichen Verhaltensweisen stecken, wollten die US-Forscher mit ihrer Studie genauer herausfinden.

Sonia Bishop und ihr Team nutzten dazu die sogenannte funktionelle Magnetresonanztomographie, um die Aktivität in bestimmten Hirnbereichen von 23 Probanden zu erfassen. Zusätzlich gaben Messungen über den Hautwiderstand (HGW) Informationen darüber, wie stark die jeweilige Angstreaktion ausgeprägt war. Während der Hirnscans beobachteten die Testteilnehmer an einem Bildschirm eine virtuelle Figur, mit der sie sich identifizierten. Manchmal hielt sich die Figur die Ohren zu, bevor in zufälligen Abständen ein angsteinflößender Schrei ertönte. In anderen Situationen war der scheußliche Angstschrei dagegen plötzlich zu hören, ohne dass die Figur am Bildschirm durch ihre Reaktion vor dem unangenehmen Ereignis warnte. Dadurch befanden sich die Probenden den Forschern zufolge in einer Spannungssituation.

Probanden, die bei den Hirnscans eine starke Aktivität in der sogenannten Amygdala zeigten, entwickelten bei den Versuchen besonders starke Angstreaktionen.
Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, ist bereits für ihre Bedeutung bei der Entwicklung von Furcht bekannt: (siehe auch Bericht oben "Teil1") Sie gilt als Sitz von Angst- und Flucht-Reflexen, erklären die Forscher. Eine weitere Besonderheit im Zusammenhang mit erhöhter Angst war eine ungewöhnlich geringe Aktivität im unteren (ventralen) präfrontal Hirn (Anm. Teil der Superregion). Diese Hirnregion ist dafür zuständig, Ängste und Sorgen zu bewerten, zu stoppen und zu überwinden. Bei Testteilnehmern, bei denen dieses frontale Areal (im Stirnbereich) besonders stark reagierte, stellten die Wissenschaftler folglich auch geringere Angstreaktionen fest.

Offenbar sind bestimmte Menschen in der Lage, den ventralen präfrontalen Cortex, des Gehirns zu nutzen bzw. diese sind besser (stärker) ausgebildet, um ihre Angst besser zu regulieren. "Mit Hilfe dieser Erkenntnis könnten zukünftig Therapien entwickelt werden, die Personen helfen, die von Natur aus nicht ausreichend in der Lage sind, dies zu tun", glaubt Bishop.
Quelle: Sonia Bishop (University of California in Berkeley) et al: Neuron http://www.cell.com/neuron/home, Bd. 69, S. 563
Kurzabhandlung der Untersuchung als PDF, 
Direktlink: http://www.pce.at/PDF/2Schaltkreis_der_Angst.pdf   (9Seiten)
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Teil 3 
Leide ich unter Angststörungen? 
Viele Menschen die von Angst- und Panikattacken betroffen sind werden  in ihrem Umfeld, als intelligent, sensibel, gefühlsbetont und kreativ beschrieben, gerade diese Personengruppe ist besonders anfällig für diese Art der Befindlichkeitsstörung.

Kennen Sie Symptome wie:
Panikattacken
Herzrasen
Herzklopfen,-rasen oder –stolpern
Schmerzen in der Brust (Druckgefühl in der Brust)
Atembeschwerden (Atembeklemmungen, Kurzatmigkeit, Atemnot, zu schneller Atem - Hyperventilation)
Taubheit oder Kribbeln in Körperteilen
Kopfschmerzen
Muskelschmerzin in Schulter, Nacken - Halsbereich
Hitzewallungen oder Kälteschauer
Extremes Schwitzen
Magenprobleme/Darmbeschwerden
Übelkeit
Öfter allgemeine Müdigkeit und Schwächegefühle
Schwindel, Kreislaufprobleme
Schlaflosigkeit, Einschlaf - und Durchschlafstörungen
Vermehrtes Aufwachen aus dem Schlaf um ca. 3 Uhr morgens
Öfter Unruhe, (Schmetterlinge) im Bauch
Schluckbeschwerden
Konstante Furcht und Angst vor einem drohenden Verhängnis
Ständig negative Gedanken, Gedankenrasen
Gefühle der Unwirklichkeit oder des Losgelöstseins
Phasen von Depressionen
Platzangst
Todesangst
Plötzliche Panikattacken
Reizbarkeit
Öfter auftreten von Agression - und Wutanfälle
Das Gefühl, verrückt zu werden und die Kontrolle zu verlieren
Das Gefühl, allein gelassen zu werden und ruhelos zu sein
Das Gefühl, hilflos und abnormal zu sein
Albträume und Angstgedanken
Machten Sie sich nach Ihrem ersten Angstanfall wochenlang Sorgen, dass sie weitere Angstanfälle bekommen könnten?
Gab es schon Zeiten, in denen Sie mit einem Angstanfall (Beklemmungen etc.) aus dem Schlaf erwachten?

Viele Betroffene wissen sehr lange nicht dass die körperlichen Reaktionen etwas mit (oft unbewussten) Ängsten- und Panikstörungen zu tun haben bzw. von diesen ausgelöst werden.
Wenn in den oberen Aufzählungen mehr als 5 auf Sie zutreffen, sollten Sie sich Gedanken darüber machen was Sie gegen diese Zustände tun können. Medikamente sind hier nur eine überdeckende Maßnahme und bieten bei Angst und Panikstörungen keine dauerhafte beseitigung der auslösenden Faktoren.

In jedem Fall sollte bei Auftreten von einigen der oben genannten Zuständen ein Arzt konsultiert werden um organische Schäden, Erkrankungen gänzlich auszuschließen.
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Unser TIPP: Theta-X das Seminar/Workshop zur Herabsetzung der übermäßigen Amygdalareaktionen und Aktivierung des linken Frontalhirns des präfrontalen Cortex (= Teil der Superregion) Siehe dazu das Kurzbuch zum Seminar: http://www.pce.at/PDF/Theta-X1.pdf


Spezialkurzbuch, Angst-Theta-X: http://www.pce.at/PDF/Aengste_Theta-X.pdf
Genießen Sie Ihr Leben in vollen Zügen, frei von Störungen!