Mittwoch, 18. Januar 2012

Warum für die meisten Menschen alles Gute von oben kommt


Hochgefühl und Niedergeschlagenheit – diese Begriffe spiegeln eine grundlegende gedankliche Verbindung im Gehirn wider: "Oben" bedeutet automatisch "gut", "unten" impliziert "schlecht".

Das Gute kommt von oben
So rufen Objekte in der oberen Hälfte des sichtbaren Raums automatisch positivere Gefühle hervor als solche, die weiter unten wahrgenommen werden. Umgekehrt lenkt eine positive Erfahrung die Aufmerksamkeit eher auf den oberen Teil dessen, was ein Mensch sieht, während negative Gefühle das Interesse nach unten lenken. Diesen Zusammenhang beschreiben amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift Psychological Science.

Genauso, wie Menschen unbewusst Gut und Böse mit Weiß und Schwarz assoziieren, gibt es auch eine grundlegende gedankliche Verbindung von Gefühlen mit "oben" und "unten", entdeckten Brian Meier und Michael Robinson von der Staats-Universität von North-Dakota in Fargo. Dieser Zusammenhang drückt sich in vielen bildlichen Ausdrücken, Vorstellungen und Gesten aus: Das Paradies ist im Himmel und damit oben, während die ewige Verdammnis der Hölle in der Unterwelt angesiedelt ist. Ein Hochgefühl ist etwas Wunderbares, die Niedergeschlagenheit das Gegenteil. Hochgereckte Daumen zeigen Sieg und Begeisterung an, ein zu Boden zeigender dagegen wirkt niederschmetternd. Jemanden aufbauen oder jemanden niedermachen – die Beispiele finden sich in jeder Lebenslage.

Ähnlich wie bei ihren früheren Forschungen zu den Assoziationen mit Schwarz und Weiß testeten die Psychologen auch bei den neuen Untersuchungen, ob die Geschwindigkeit, mit der Menschen die Bedeutung eines positiven oder negativen Wortes erfassen können, von der Position des Wortes im Raum abhängt. Tatsächlich erkannten die Probanden Wörter schneller als positiv, wenn diese in der oberen Hälfte eines Monitors angezeigt wurden, während sie negative in der unteren Hälfte schneller zuordnen konnten. Auch umgekehrt konnten die Psychologen die Verbindung nachweisen: Schon das Lesen eines positiven oder negativen Begriffs reichte aus, die räumliche Aufmerksamkeit der Probanden nach oben oder unten zu lenken.

Auch diese Ergebnisse bestätigen, dass abstrakten Gedanken und Begriffen immer konkrete Bilder oder Sinneseindrücke zugrunde liegen, schreiben die Forscher. Diese Verbindung bildet sich schon während der frühesten Entwicklung eines Kleinkinds, das anhand von sensorischen Erfahrungen erst lernt, bewusst zu denken. Im Lauf der Zeit baut das Gehirn dann auf diesen konkreten Empfindungen abstraktere Denkmuster auf.
Quelle: Fachzeitschrift Psychological Science (Ausg. 15, Nr. 4), Brian Meier und Michael Robinson von der Staats-Universität von North-Dakota in Fargo