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Samstag, 4. Februar 2012
Welt-Krebstag: Fett als Risikofaktor Nummer eins
Übergewicht könnte dem Rauchen den Rang als Krebsrisikofaktor Nummer eins ablaufen. Der Brustkrebs bei der Frau und der Prostatakrebs beim Mann, sind die häufigsten Krebsneuerkrankungen.
Pro Jahr werden in Österreich rund 20.000 Männer und 18.000 Frauen mit einer Krebsdiagnose konfrontiert. Bei jährlich rund 9.000 Frauen und 10.000 Männern führt eine Krebserkrankung zum Tod. Damit sind diese Leiden für etwa ein Viertel der Todesfälle verantwortlich. Allerdings, sowohl die Rate an Neuerkrankungen als auch jene der Sterbefälle sinken langfristig. Dies stellte die Statistik Austria am Donnerstag in einer Aussendung aus Anlass des Welt-Krebstages am Samstag (4. Februar) fest.
Die häufigsten Krebstodesursachen
Brustkrebs ist mit einem Anteil von rund 28 Prozent (bzw. 4955 Fällen absolut) bei den Frauen seit langem die häufigste Krebserkrankung. Allerdings nahm die Neuerkrankungsrate im Vergleich zu 1999 um fünf Prozent ab. Da Mammakarzinome durch das vermehrte Screening in einem immer früheren Stadium erkannt wird, ging die Sterblichkeit bei Frauen in den vergangenen zehn Jahren um 15 Prozent zurück. Dennoch war Brustkrebs auch 2009 die mit Abstand häufigste Krebstodesursache bei Frauen. 18 Prozent aller weiblichen Krebssterbefälle waren 2009 auf Brustkrebs zurückzuführen.
Prostatakrebs machte im Jahr 2009 bei den Männern mit knapp 4900 Fällen absolut ein Viertel aller bösartigen Tumorerkrankungen aus. Altersstandardisiert gingen die Neuerkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um 15 Prozent zurück. Rund jeder zehnte Krebstodesfall bei den Männern war auf Prostatakrebs zurückzuführen. Die Rate der Sterblichkeit an Prostatakrebs reduzierte sich sogar um etwa ein Drittel
Übergewicht und Fettleibigkeit
Übergewicht und Adipositas bedeuten nicht nur mehr Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg betonen die Bedeutung dieser Faktoren für die Gefährdung, an Krebs zu erkranken. Übergewicht und Fettleibigkeit könnten sogar dem Rauchen den Rang als Krebsrisikofaktor Nummer eins ablaufen.
Zu den Erkrankungen, bei denen ein gesicherter Zusammenhang zu Übergewicht besteht, zählen laut den Experten Nieren-, Darm-, Brustkrebs nach den Wechseljahren sowie vor allem Karzinome der Speiseröhre und der Gebärmutterschleimhaut. Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte kämen zu dem Ergebnis, dass in westlichen Industrieländern etwa die Hälfte aller Krebstodesfälle durch Umwelt- und Lebensstilfaktoren verursacht werden und daher grundsätzlich vermeidbar wären, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung des DKFZ.
Das Konto der Fettleibigkeit
Doch der Beitrag einzelner Faktoren zum Gesamtkrebsrisiko wird heute anders eingeschätzt als noch vor einigen Jahren. "Inzwischen sind wir an einem Punkt, an dem wir die Fettleibigkeit als Krebsrisikofaktor mindestens genauso ernst nehmen müssen wie das Rauchen", sagte Otmar Wiestler, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums.
DKFZ-Epidemiologe Rudolf Kaaks hält es für noch aussagekräftiger, die Krebsarten, bei denen Übergewicht erwiesenermaßen eine Rolle spielt, getrennt zu betrachten: So gelte in der Hälfte der Fälle von Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) Übergewicht als Ursache, beim häufigen Brustkrebs nach den Wechseljahren gehen nach heutigen Schätzungen etwa 20 Prozent auf das Konto von Übergewicht und Fettleibigkeit.
Gefahr des viszeralen Fetts
Die Steigerung des Krebsrisikos durch Übergewicht genau abzuschätzen, wird auch durch uneinheitliche Definitionen erschwert. Es mehren sich außerdem die Hinweise darauf, dass der meist verwendete "Body Mass Index" (BMI) kein ideales Maß für gefährliche Fettleibigkeit ist. "Es spricht vieles dafür, dass vor allem das sogenannte viszerale Fett zwischen den Bauchorganen eine gefährliche Rolle bei der Krebsentstehung spielt. Davon können auch relativ schlanke Personen zu viel angesammelt und dadurch ein erhöhtes Krebsrisiko haben", warnte Kaaks.
Hormone im Fettgewebe
Welche physiologischen Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Krebs bestehen, erforschte Stephan Herzig, Stoffwechselexperte im DKFZ: "Veränderte Insulin- und Geschlechtshormon-Spiegel werden lange schon als Ursache diskutiert. Inzwischen wissen wir, dass auch die sogenannten Adipokine, Hormone, die das Fettgewebe selbst ausschüttet, das Krebswachstum fördern." Außerdem gilt unter Stoffwechsel-Fachleuten die Fettleibigkeit als chronisch-entzündlicher Zustand; die zahlreichen Entzündungszellen im Fettgewebe geben entzündungsfördernde Botenstoffe ab, was die Krebsentstehung begünstigt. Laut den Fachleuten können Übergewichtige vor allem durch mehr körperliche Aktivität ihr Krebsrisiko senken. Hier sei der Effekt größer als der dokumentierte Gewichtsverlust.
Quelle: Aussendung des Welt-Krebstag
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