Sonntag, 1. September 2013

Hirnforscher zeigen Hirnaktivität unter Hypnose

Schweiz - Neurowissenschaftlern der Universität Genf ist es mit bildgebenden Verfahren erstmals gelungen zu zeigen, welche Gehirnaktivität ausgelöst werden, wenn eine Person unter Hypnose steht.

Im Fachmagazin "Neuron" legen die Forscher um Patrik Vuilleumier und Yann Cojan ihre Ergebnisse von Untersuchungen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie dar, bei welchen sie aufzeigen konnten, wie Nervenzellen unter Hypnose arbeiten.

In den Versuchen wurde einem Teil der Probanden unter Hypnose suggeriert, dass ihr linker Arm paralysiert, also vollständig gelähmt sei. Zugleich sollten sich alle Teilnehmer, also auch die diesbezüglich nicht hypnotisierten, vorstellen, auf ein vorher verabredetes akustisches Signal hin ihre Hand entweder zu bewegen oder nicht. Während dieser Prozesse verglichen die Neurologen dann die Hirnaktivitäten der unterschiedlichen Probanden im Hirnscanner.

Dabei zeigte sich, dass die für die Bewegungssteuerung des Armes zuständigen Nervenzellen bei hypnotisierten Personen genauso aktiv sind, wie bei wachen Menschen. Diese Erkenntnis lässt die Forscher schlussfolgern, dass die Paralyse, die bei entsprechend Hypnotisierten auftritt, weniger eine Hemmung dieser Nervenzellen (Neuronen) ist, sondern vielmehr die Verbindung zwischen den "befehlsgebenden “und den "ausführenden" Nervenzellen, welche die Befehle an die Muskeln weitergeben, während der Hypnose unterbrochen wird.

Zugleich beobachteten die Forscher, dass während der Entspannung die Hirnregion Precuneus * besonders aktiv ist, die von einigen Neurologen als wichtiger Teil des Bewusstseinsnetzwerks betrachtet wird. Anhand der Untersuchungen werde demnach deutlich, dass der Zustand der Hypnose mit Schlaf nicht viel gemein hat, da während des Schlafes oder im Wachkoma beispielsweise der Precuneus kaum aktiv ist und zugleich die für muskuläre Bewegungen verantwortlichen Neuronen deutlich weniger aktiv sind, als im Wachzustand.

Durch die Abkopplung von den motorischen Ausführungsnervenzellen scheint es dem Gehirn besser möglich zu sein, sich "mit sich selbst" zu beschäftigen. Die Außenwelt werde größtenteils ausgeblendet, während das Gehirn jedoch weiterhin aktiv bleibt.
Quelle: Fachmagazin "Neuron", Patrik Vuilleumier und Yann Cojan
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* Der „Precuneus“. Diese Hirnregion im Scheitellappen ist wichtig für Orientierung und Raumsinn. Sensoren in Muskeln und Gelenken übermitteln Informationen dorthin. Deshalb sprechen die Wissenschaftler auch vom Bewegungssinn. Mit seiner Hilfe nimmt der Mensch Bewegungen und Gelenkpositionen wahr. Der Precuneus ist eine Art kinästhetische Landkarte, die es dem Menschen erlaubt, seinen Körper im Raum zu navigieren.

Wie die Wissenschaftler schon länger wissen, ist das kinästhetische Sinnessystem (Precuneus) stark mit anderen Hirnfunktionen wie Gedächtnis, Sprache, Lernen und Emotionen verknüpft. Dadurch beschleunigt bzw. verbessert Bewegung auch die Gehirnleistung zu maximaler Aktivität.