Eine Gruppe renommierter Wirtschaftsexperten sieht Europa vor dem Abgrund. "Europa steuert schlafwandelnd auf eine Katastrophe von unabsehbaren Ausmaßen zu", heißt es in einem Gutachten von 17 europäischen Ökonomen, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Wissenschaftler verlangen von den Regierungen dringend mehr Anstrengungen, um den drohenden Kollaps noch zu vermeiden. Eine langfristige Transferunion lehnen sie dagegen ebenso ab wie Euro-Bonds.
STUDIE-LINK: http://ineteconomics.org/council-euro-zone-crisis
Es kommt aber noch unangenehmer
Auch das EFSF-Rating wackelt jetzt (25. Juli 2012)
Die Ratingagentur Moody's rüttelt am Rettungsschirm
Europa bekommt die eiskalte Logik der Ratingagenturen Schritt für Schritt zu spüren: Gut 24 Stunden nach dem Schlag gegen Deutschland, die Niederlande und Luxemburg senkt Moody's nun auch den Ausblick für den EFSF auf "negativ". Dem Fonds droht der Verlust der Bestnote - für die Rettung des Euro wäre das ein schwerer Rückschlag.
Die US-Ratingagentur Moody's hat den Ausblick für die Bonität des Euro-Rettungsfonds EFSF von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Dies sei eine Konsequenz der neuen Ausblicke für die Kreditwürdigkeit Deutschlands, der Niederlande und Luxemburgs, begründeten die Bonitätswächter ihre Entscheidung. Wie zuvor im Fall des Länderratings bleibt die Bestnote "Aaa" dem EFSF zunächst erhalten. Ein "negativer" Ausblick leitet allerdings in der Regel einer Herabstufung binnen Wochen ein. Betroffen ist im aktuellen Fall das "vorläufige Langzeitrating" des EFSF, wie es in einer Mitteilung heißt. Die übrigen Einstufungen des EFSF blieben unberührt.
Tags zuvor hatte Moody's in einem weltweit viel beachteten Schritt bereits den Ausblick der drei oben genannten Staaten auf "negativ" gesenkt und damit eine mögliche Herabstufung in Aussicht gestellt. Die drei Euro-Länder zählen zum Kreis der wichtigsten Garanten des EFSF. Für den provisorischen Rettungsschirm hätte der Verlust der Spitzenbonität in der Einstufung aller drei großen Ratingagenturen Experten zufolge ernste Konsequenzen.
Die bestmögliche Note im Bewertungssystem von Moody's, Standard & Poor's (S&P) und Fitch sollte dem Fonds eigentlich einen günstigen Zugang zum Kapitalmarkt sichern. Die günstige Wirkung des Top-Rating auf die Kreditkonditionen ist dabei ein grundlegender Bestandteil der gesamten Konstruktion: Nur so kann der Rettungsfonds die Wirkung des hinterlegten Kapitals per Kredithebel vervielfachen und seine volle Schlagkraft entwickeln.
Die jüngsten Entwicklungen in Spanien deuten darauf hin, dass der Fonds möglicherweise schon bald sein Stützungspotenzial ausschöpfen muss. Einzelne Beobachter sprachen im Vorfeld der aktuellen Moody's Entscheidung sogar davon, dass eine Herabstufung des EFSF das Ende des bisherigen Krisenkonzepts besiegeln dürfte. Für viel Aufsehen hatte bereits zu Jahresbeginn die Entscheidung des Moody's-Konkurrenten S&P gesorgt, die Bonitäseinstufung des EFSF herabzustufen. Der Arbeit des Rettungsfonds hatte die S&P-Herabstufung zunächst keinen größeren Schaden zugefügt.
Und es sieht nicht gut aus
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Siehe dazu auch: "Finanzkrise: Vorsicht vor September 2012";
LINK: http://eggetsberger-info.blogspot.co.at/2012/06/finanzkrise-vorsicht-vor-september-2012.html
EU - Die Wahrheit über den ESM in 4 Minuten
Anm.: Man sollte den Teufel nicht an die Wand malen. Aber den Kopf in den Sand stecken und schön reden hilft leider auch nicht ...
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UPDATE 26.Juli 2012, so geht es derzeit weiter ...
Schlupfloch Notkredite: Die Lizenz zum Euro-Drucken
Die EZB nimmt keine griechischen Anleihen mehr als Sicherheit an. Das Geld fließt aber weiter: "Permanente Notkredite" machen es möglich.
Seit Mittwoch nimmt die Europäische Zentralbank (EZB) keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit an. Griechenland kann sich somit von der EZB kein Geld mehr besorgen. Mehr als ein symbolischer Schritt ist das aber nicht. Denn der Geldfluss für griechische Banken versiegt damit nicht: Diese müssen nun auf Notfallkreditlinien der griechischen Zentralbank ausweichen. "Die Absicherungswirkung gegen einen Bankrott Griechenlands, die man auf den ersten Blick vermuten könnte, tritt nicht wirklich ein", schreibt dazu das "Handelsblatt".
"Jetzt drucken die Griechen ihre Euro selbst"
"Jetzt drucken sich die Griechen ihre Euro selbst", titelte daher "Focus Online". Allerdings mit Duldung der EZB. Denn das Notfallprogramm, bekannt auch unter dem Namen "Emergency Liquidity Assistance" (ELA), ist an die Genehmigung des EZB-Rats gebunden. Die EZB verstößt damit im Prinzip gegen ihre eigenen Vorgaben. Denn wenn die EZB keine griechischen Anleihen mehr akzeptiert, dürfte sie eigentlich auch die Notfallkredite nicht akzeptieren: "Insolvente Banken dürfen nach den Regeln der EZB auch die nationalen Zentralbanken nicht stützen", berichtet das "Handelsblatt".
Theoretisch werden Notfallkredite auf Risiko der nationalen Zentralbanken, in diesem Fall der griechischen Notenbank, vergeben. Wenn die griechischen Banken also ihre Kredite nicht zurückzahlen können, ist das ein Problem der griechischen Zentralbank. Die EZB und die haftenden Euroländer sind somit aus dem Schneider - aber nur theoretisch. Denn im Falle eines Staatsbankrotts oder Austritts Griechenlands aus der Eurozone müsste die griechische Zentralbank ihre Verbindlichkeiten gegenüber der EZB - die sogenannten "Target-Salden" (mehr dazu...) - begleichen, wozu sie aber nicht im Stande sein wird.