Mittwoch, 1. August 2012

Fischöl: Omega-3 wirkt gegen Stress

Mindestens einmal wöchentlich fetten Seefisch empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Im Vordergrund stehen dabei positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System.

Nun zeigt eine Studie, dass die im fetten Seefisch enthaltene Omega-3-Fettsäure noch mehr Gutes bewirkt: Sie stabilisiert die Psyche. Zu diesem Ergebnis kamen US-Forscher in einem Experiment, dass im Fachblatt "Brain, Behavior and Immunity" vorgestellt wird.

Das Team um Janice Kiecolt-Glaser von der Ohio State University wählte für seine Untersuchung 68 gesunde Medizinstudenten aus. Sie alle absolvierten im Verlauf der Studie sechsmal umfangreiche psychologische Tests, die ihren Grad an Stress, Ängstlichkeit und depressiven Symptomen erfassten, und beantworteten Fragen zu ihrer Ernährung. Außerdem wurde ihnen Blut abgezapft.

Die Hälfte der Teilnehmer erhielt eine Kapsel mit Omega-3, die andere Hälfte ein Placebo. "Das Nahrungsergänzungsmittel enthielt etwa viermal so viel Fischöl wie man im Rahmen einer Mahlzeit mit fettem Seefisch wie Lachs aufnehmen würde", berichtet Martha Belury, Ernährungswissenschaftlerin und eine der Co-Autorinnen der Studie.

Die Wirkung von Omega-3 auf Herz und Gefäße erklärt sich durch den Effet, den Fischöl auf bestimmte Entzündungsfaktoren hat, die Zytokine. Entzündungsprozesse sind ein wirksames Werkzeug des Körpers, um Infektionen zu bekämpfen. Auf Dauer aber beschleunigen sie Alterungsprozesse und schaden insbesondere den Blutgefäßen.

Psychostress fördert Entzündungen
Tatsächlich weiß man, dass auch psychischer Stress den Zytokinspiegel erhöht und somit zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen kann. Die Wissenschaftler wollten nun untersuchen, ob der Mechanismus auch andersherum wirkt - nämlich ob ein Plus an Omega-3 Stressreaktionen abfedern kann.

Das Ergebnis war eindeutig: Der Entzündungsfaktor Interleukin-6 war im Blut der Studenten, die Fischöl erhalten hatten, um 14 Prozent niedriger als in den Proben der Placebo-Gruppe.

Auch die psychologischen Tests bestätigten einen positiven Effekt: Vor allem der Grad der Ängstlichkeit und Besorgtheit  war bei den Fischölkonsumenten im Schnitt um 20 Prozent gesunken.

"Dabei waren die Testteilnehmer auch zu Beginn der Studie nicht wirklich gestresst oder besorgt", merken die Autoren an. Es sei möglich, dass Menschen, die psychisch wirklich unter Druck stünden, von der Fettsäure noch stärker profitieren könnten.

Eine generelle Empfehlung für einen erhöhten Omega-3 Konsum wollten die Wissenschaftler jedoch nicht geben. Dazu sei die Datenlage noch zu dünn. Hinzu käme, dass Fisch und damit Fischöl nicht nur teuer, sondern weltweit eine limitierte Ressource sei.

Unklar ist auch, ob nicht auch bei Omega-3 ein zu viel des Guten langfristig wieder ungesund sein kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung zumindest nimmt in einer älteren Stellungahme (vom Mai 2009) einen kritischen Standpunkt ein. Unter anderem ergebe die wissenschaftliche Datenlage, dass allzu große Mengen Omega-3 das Immunsystem erheblich schwächen können.
Quelle: Netdoktor, http://www.netdoktor.de/News/Fischoel-Omega-3-wirkt-gege-1135358.html