Samstag, 6. März 2021

Frauen und Männer sehen die Welt unterschiedlich


Frauen sehen die Realität / Umgebung anders als Männer: 
Die Verarbeitung von Seheindrücken im Gehirn der beiden Geschlechter funktioniert etwas unterschiedlich, zeigt eine Studie von US-Forschern. Männer haben demnach eine höhere Sensibilität für feine Details und schnelle Bewegungsreize, Frauen punkten dagegen bei der Unterscheidung von Farben. Vermutlich entsteht dieser Unterschied durch die Wirkung des männlichen Hormons Testosteron bei der Entwicklung der Nerven im Sehzentrum während der Embryonalentwicklung, sagen die Forscher um Israel Abramov von der City University of New York.

Aus früheren Untersuchungen ist bereits bekannt, dass die Neuronen des menschlichen Sehzentrums besonders viele Erkennungsstellen für Testosteron aufweisen. Durch die Wirkung des Hormons während der Embryonalentwicklung im Mutterleib entstehen dadurch geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer besitzen im Durchschnitt 20 Prozent mehr Neuronen im Sehzentrum als Frauen. Welche Auswirkungen dieser Unterschied auf die Wahrnehmung hat, war bisher unklar. Dieser Frage sind Abramov und seine Kollegen nun mit Hilfe von Sehtests nachgegangen.

Die Forscher führten die Untersuchungen mit 58 männlichen und weiblichen Studenten durch, die keinerlei Beeinträchtigungen ihrer Sehfähigkeit aufwiesen. Die Probanden absolvierten für die Studie spezielle Sehtests an Bildschirmen. Für die Untersuchung der Farbwahrnehmung sollten sie dabei ihre Fähigkeiten zeigen, feine Abstufungen von Farbtönen zu unterscheiden. Wie präzise die Studienteilnehmer Bewegungsreize und Details erfassen können, testeten die Forscher mittels eines Testsystems aus dünnen schwarzen und weißen Balken, deren Breite sich verändern ließ. Sie wechselten in einer ebenfalls variablen Frequenz den Kontrast und erzeugten dadurch ein Flackern, das die Detailwahrnehmung der feinen Struktur weiter erschwerte. Die Probanden sollten dennoch feststellen, ob die winzigen Balken horizontal oder vertikal verlaufen.

Die Auswertungen ergaben, dass Männer im Durchschnitt die Ausrichtung noch bei feineren Balkenstrukturen erkennen konnten als Frauen. Auch stärkeres Flackern beeinträchtigte ihre Wahrnehmungsfähigkeit etwas weniger als die der weiblichen Probanden. 

Bei der Unterscheidung der Farben war das Ergebnis dagegen umgekehrt: In diesem Fall waren die Frauen etwas besser darin, feine Farbdetails auseinanderzuhalten. 

Was aus evolutionsbiologischer Sicht der Sinn hinter diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden ist, bleibt unklar. Es könnte allerdings damit zusammenhängen, dass der Mensch lange Zeit als Jäger und Sammler lebte. Die verschieden Aufgaben von Männern und Frauen bei dieser Lebensweise könnten den Sehsinn geprägt haben, spekulieren die Forscher.

Quelle: Israel Abramov (City University of New York) et al.: Biology of Sex Differences, 2012, 3:20; LINK: http://www.bsd-journal.com/content/3/1/21/abstract und http://www.bsd-journal.com/
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Man weiß bereits, dass Frauen besser hören können als Männer und auch auf Düfte, Berührungen und Geschmacksreize sensibler reagieren, erklären Israel Abramov von der City University of New York und seine Kollegen.

Fotoquelle: pixabay