Dienstag, 18. September 2012

Meditation: Größeres Gehirn, besseres Denken

Menschen, die schon seit langem meditieren, haben nicht nur mehr graue Zellen. Der regelmäßige Rückzug der Sinne bewirkt auch, dass die Oberfläche des Gehirns größer wird und Nervenprozesse besser und schneller ablaufen können. Das berichten Forscher des UCLA Laboratory of Neuro Imaging.

Mehr Falten, besseres Denken
Die Großhirnrinde - die äußerste Schicht unseres Denkorgans - spielt eine Rolle für Erinnerung, Aufmerksamkeit, Denken und Bewusstsein. Die sogenannte Gyrifizierung bezeichnet einen Vorgang, bei dem die Großhirnrinde (zerebraler Kortex) sich faltet und Furchen bildet. Dadurch kann das Gehirn sich an immer wiederkehrende Einflüsse von außen anpassen. Je mehr Falten vorhanden sind, desto größer ist die Oberfläche und desto besser kann das Gehirn Informationen verarbeiten, Entscheidungen fällen, Erinnerungen bilden usw.

Veränderte Gehirnstruktur
Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler Gehirnscans (Magnetresonanztomografie, MRT) von 50 Personen, die im Durchschnitt eine 20-jährige Meditationspraxis hatten. Dabei legten sie besonderes Augenmerk auf die Beschaffenheit der Großhirnrinde.

Ein Vergleich mit MRT-Bildern von 50 Kontrollpersonen ergab: Im Gehirn der regelmäßig Meditierenden war ein deutlich höherer Grad an Gyrifizierung im zerebralen Kortex zu finden. Je länger die Probanden schon meditierten, desto ausgeprägter war dieser Zusammenhang.

Meister der Gefühlskontrolle
Vor allem ein bestimmter Bereich, die sogenannte Inselrinde, zeigte dabei die größte Oberflächenvergrößerung. Dieser Bereich des Gehirns ist unter anderem für Körperwahrnehmung, subjektive emotionale Erfahrung, bewusste Gefühle und Empathie verantwortlich sein. Je größer die Inselrinde, desto ausgeprägter sind also auch diese Fähigkeiten.

"Menschen mit langjähriger Meditationspraxis sind bekanntlich Meister der Selbstbeobachtung, Bewusstheit, Gefühlskontrolle sowie Selbstregulierung. Insofern stimmen unsere Ergebnisse mit diesen Beobachtungen überein", erklärt Studienleiterin Eileen Luders.
Quelle: Luders E et al. The unique brain anatomy of meditation practitioners: alterations in cortical gyrification. Front. Hum. Neurosci. 6:34. doi: 10.3389/fnhum.2012.00034
LINK: http://www.frontiersin.org/Human_Neuroscience/10.3389/fnhum.2012.00034/full
LINK: http://www.frontiersin.org/Human_Neuroscience/10.3389/fnhum.2012.00034/abstract