Menschen mit einem niedrigen Selenspiegel haben ein erhöhtes Risiko, an Arthrose zu erkranken. Das haben Mediziner der University of North Carolina in Chapel Hill herausgefunden. Über ihre Studie an 940 älteren Probanden berichteten Joanne Jordan und ihre Kollegen auf einer Jahrestagung des American College of Rheumatology in San Diego. Die Forscher hatten zunächst anhand des Selengehalts der Zehennägel ermittelt, wie gut die Senioren mit dem Spurenelement versorgt waren. Anschließend untersuchten sie die Kniegelenke der Studienteilnehmer mithilfe von Röntgenbildern. Eine beginnende Arthrose lässt sich auf den Aufnahmen durch Knorpelveränderungen erkennen. Das Team um Jordan stellte fest, dass der mittlere Selengehalt der Zehennägel 0,75 ppm (parts per million, Teile pro Million Teile) betrug. Mit jedem Anstieg um 0,1 ppm sank das Risiko für Arthrose in einem oder beiden Kniegelenken bei den Probanden um zirka 15 bis 20 Prozent. Außerdem waren die Gelenkveränderungen umso stärker, je niedriger der Selengehalt der Patienten war. Schutz vor Entzündungen "Unsere Daten sind vorläufiger Natur", betonte Joanne Jordan auf dem Kongress. Als nächstes müsse man im Labor den Einfluss von Selen auf den Gelenkknorpel untersuchen. Erst dann könne man durch weitere Patientenstudien herausfinden, ob eine verstärkte Selenzufuhr den Ausbruch oder das Voranschreiten der Arthrose verhindere. Frank Buttgereit von der Charité-Universitätsmedizin Berlin hält solche positiven Effekte zumindest bei Patienten mit Selenmangel für denkbar. "Wir wissen heute, dass eine Arthrose mehrere Ursachen haben kann", sagt der Rheumatologe. Dazu gehören unter anderem eine genetische Veranlagung, eine zu hohe Belastung der Gelenke und eine mangelhafte Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien oder Spurenelementen. "Von Selen weiß man, dass es für die Funktion von Enzymen nötig ist, die die Zellen vor Entzündungen schützen", sagt Buttgereit. Insofern könne Selen dazu beitragen, entzündliche Gelenkveränderungen wie Arthrose zu verhindern. Deutschland gilt allerdings nicht als Selenmangelland. Den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge sollte ein Erwachsener pro Tag 30 bis 70 Mikrogramm Selen zu sich nehmen. "Bei einer vernünftigen Mischkost ist diese Menge leicht zu erreichen", sagt Buttgereit. Selen ist vor allem in Fleisch, Leber, Fisch, Eiern, Getreide, Vollkornbrot und Hülsenfrüchten enthalten.
Hinweis: Ein Selenmangel kann auch an den Zehennägel nachgewiesen werden.
Quelle: University of North Carolina in Chapel Hill/