Stressesser sind in der Überzahl!
Der tägliche Stress schlägt vielen auf den Magen. Einige können dann nichts essen, bekommen keinen Bissen herunter. Andere "benötigen" aber gerade unter Anspannung etwas zu essen, zumeist Süßes, Kohlenhydrate oder / und extra Fettes.
Ähnliches geschieht am späten Abend. Die langsam aufkommende Müdigkeit deaktiviert ebenso wie Stress das hochentwickelte Stirnhirn, auch dann geht es bergab mit den guten Vorsätzen. Das Werbefernsehen tut auch seinen Teil dazu und schon kommen wieder die primitiveren Triebe zum Vorschein man möchte essen, sich für den anstrengenden Tag belohnen.
In beiden Fällen spielt ein entwicklungsgeschichtlich sehr alter Gehirn-Mechanismus die Hauptrolle. Im Stress geht es in der freien Wildbahn nicht um denken oder um gute Vorsätze. Es geht in erster Linie um schnelle Reaktionen. Und für diese schnellen Reaktionen sind die ältesten Gehirnbereiche zuständig, die Bereiche die bei Stress und Angst aktiviert werden. Ganz an der Spitze dieser wichtigen Reaktionsbereiche steht die Amygdala, zwei kleine kern-förmige Hirnstrukturen die uns bei Angst richtig reagieren lassen. Dafür muss aber das denkende Hirn vorübergehend gedämpft oder abgeschaltet werden. Entweder denken wir oder wir reagieren. Beides zusammen, geht nicht. Das Denken würde im Falle einer akuten Gefahr zu lange dauern.
Dazu kommt noch - Stress macht hungrig:
Manche Menschen essen bei Belastung mehr. Heißhunger-Attacken plagen viele Menschen – manchmal hat Stress etwas mit dem unkontrollierten In-sich-hinein-stopfen zu tun. Gerade Menschen, die sich normalerweise stark beherrschen und sehr kontrolliert essen, neigen wohl zum "Stress-Essen" (siehe oben Gehirnreaktion unter Stress). Stichwort: Essen als Belohnung. Wer sich hier angesprochen fühlt, gehört sehr wahrscheinlich zu den "Stress-Essern", um die Zeiten großer Anspannung mit leckerem Essen erträglicher machen.
Bei Gefahr ist unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert – unter Stress läuft unser Körper auf Hochtouren. Das Gehirn benötigt dafür dringend Energie, zum Beispiel in Form von Zucker (Glucose). Stress löst im menschlichen Körper Reaktionen aus, die eine Flucht- oder Abwehrreaktion (Amygdalareaktion) ermöglichen sollen. Früher war beides in der Regel mit Bewegung verbunden: davonlaufen oder kämpfen. Aber heutzutage hat Stress ja meist nicht mehr viel mit Bewegung zu tun. Bei manch einem kommt daher die Balance zwischen Energiezufuhr und -verbrauch etwas ins Ungleichgewicht: „Viele Gestresste bleiben sozusagen in einer dieser beiden Phasen hängen – entweder verlangt der Körper nach immer mehr Energie oder er ist so auf "Überleben" programmiert, dass der Magen alles verweigert.
Darum haben manche Menschen bei Stress keinen Appetit
Die bei Stress von der Nebenniere ausgeschütteten Hormone Adrenalin und Noradrenalin spornen unseren Körper zu Höchstleistungen an und sorgen dafür, dass vor allem Muskeln und Herz durchblutet werden. Ein knurrender Magen würde dabei nur stören. Die Verdauung muss daher unter Noradrenalin-Einfluss eher hinten anstehen. Bei Stress wollen wir schließlich denken, handeln und bewältigen. Schlimmstenfalls ist der Stresslevel der Betroffenen so hoch, dass Übelkeit hinzukommt. Dann ist die Lust am Essen endgültig vorbei.Doch nicht jedem geht es so. Manche haben regelrechte Heißhunger-Attacken. In der Eile greifen viele auch eher zu kalorienreichen Snacks als zu gesunder Mischkost. Schnell haben sie auf diese Weise viele Kalorien aufgenommen. Das stillt den Hunger und liefert dem Körper zusätzliche Energie, aber: „Wer sich ständig übermäßig von außen mit Energie versorgt, kann seine körpereigenen, zellulären Energien immer schlechter freisetzen“, sagt Loew. Was der Körper nicht direkt verbraucht, landet bei Stress-Essern außerdem oft als Fett an Hüfte, Bauch und Gesäß. Verlernt der Stress-Esser, seine natürlichen biologischen Körpersignale wie Hunger oder Sättigung wahrzunehmen oder richtig zu deuten, kann das zu Übergewicht führen (diese Gefahr besteht vor allem dann, wenn man unter Dauerstress steht).
Stress-Esser sind heute deutlich in der Überzahl
Heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass rund die Hälfte der Deutschen, Österreicher und Schweizer unter Stress mehr essen, während es nur etwa drei bis fünf Prozent den Appetit verschlägt. Beim verbleibenden Rest hat Stress offenbar keine Auswirkung auf das Essverhalten. Die Lösung für Stress-Esser und Stress-Faster ist übrigens dieselbe: „Das A und O ist, nicht an den Folgen der Ernährungsweise herumzudoktern, sondern den Stress in den Griff zu bekommen“, sagen die Experte. Gezieltes Entspannen ist hier das Schlüsselwort.