Drei Tassen Kaffee reichen schon aus, und schon sieht man die Welt gleich schöner! Wissenschaftler an der Universität Bochum (Deutschland) haben jetzt herausgefunden, dass Koffein (z. B. aus Kaffee) zumindest die Wahrnehmung von positiven Begriffen in Texten verbessert.
Die Untersuchung: 66 Probanden sollten am Computerbildschirm echte Wörter von sinnlosen Begriffen unterscheiden. Dies klappte bei positiven Begriffen wie Humor, Reichtum und Flirt unter Koffeineinfluss deutlich besser als bei negativen oder neutralen Wörtern. Die Forscher Lars Kuchinke und Vanessa Lux präsentieren ihre Studie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "PLoS ONE".
Doch dass vermehrtes Kaffeetrinken einen positiveren Blick auf die Welt mit sich bringt, sei "leider nicht direkt" der Fall, sagte Kuchinke am vergangenen Mittwoch. Auch, "ob sich der Effekt aufs Lesen eines gesamten Textes auswirkt, können wir derzeit nicht sagen".
Tablette mit 200 Milligramm Koffein
Im Test mit einzelnen Wörtern jedenfalls zeigte sich der Effekt nach Einnahme einer Tablette mit 200 Milligramm Koffein. Das entspricht der Studie zufolge etwa zwei bis drei Tassen Kaffee. Die Auswirkung sei vor allem in der linken Hirnhälfte zu beobachten (Anm.: die linke frontale Gehirnhälfte hat auch etwas mit positiven Gefühlen zu tun). Dies könne zwar daran liegen, dass vor allem die linke Hirnhälfte für die Verarbeitung von Wörtern zuständig sei. Kuchinke vermutet dahinter jedoch noch einen anderen Grund, da das Koffein sich ansonsten auch auf negative Wörter auswirken müsse. Möglicherweise gebe "es prinzipiell einen Link zwischen der Verarbeitung positiver Information und der linken Hirnhälfte".
Quelle: Lars Kuchinke und Vanessa Lux (Ruhr-Universität Bochum) et al.:PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone
LINK: http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0048487
Wo Koffein im Gehirn wirkt
Wer Kaffee trinkt, bringt damit laut deutschen Forschern hoch entwickelte Regionen des Gehirns auf Trab. Koffein wirkt demnach vor allem im sogenannten Assoziationskortex - einem Bereich der Großhirnrinde, der für komplexe Bewertungsprozesse verantwortlich ist. Das haben Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich mit Hilfe der Positronenemissionstomographie (PET), einem bildgebenden Verfahren, nachgewiesen.Parkinson und Alzheimer
Zudem wirke Koffein in genau den Hirnregionen, die auch bei Alzheimer betroffen seien, berichtete Andreas Bauer vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Menschen mit regelmäßigem Koffeinkonsum ein geringeres Parkinson- und Alzheimerrisiko haben.
Die Forscher hoffen deshalb, dass ihre Ergebnisse bei der Entwicklung von Medikamenten gegen diese Krankheiten helfen können.
Quelle: "Caffeine Occupancy of Human Cerebral A1 Adenosine Receptors: In Vivo Quantification with 18F-CPFPX and PET" erscheint am 1. November 2012 im "Journal of Nuclear Medicine" (DOI:10.2967/jnumed.112.105114).
LINK: http://jnm.snmjournals.org/content/early/2012/09/07/jnumed.112.105114