Sonntag, 16. Dezember 2012

Grapefruit bzw. Grapefruitsaft kann die Wirkung von Medikamenten stark beeinflussen.

Dass Grapefruits die Wirkung von Medikamenten beeinflussen können, fiel dem Arzt David Bailey schon vor 20 Jahren auf, an Felodipin, einem Blutdrucksenker, er wirkte mit Saft stärker. Bei anderen Medikamenten ist es ähnlich.


„Von 2008 bis 2012 ist die Zahl der Medikamente, bei denen Grapefruits zu ernsthaften Nebenwirkungen führen können, von 17 auf 43 gestiegen“, bilanziert Bailey nun (Canadian Medical Association Journal, 26. 11.): „Das sind sechs pro Jahr, und das kommt vor allem daher, dass neue Medikamente eingeführt wurden.“ Aber natürlich liegt es auch daran, dass Ärzte genauer hinschauen und dass der Wirkungsweg geklärt wurde.

Durch Grapefruit ausgelöste Enzymblockade erhöht die Bioverfügbarkeit.
Es läuft über ein Enzym in der Darmwand, CYP3A4. Das bestimmt darüber, welche Anteile eines Wirkstoffs in den Körper gelangen und bioverfügbar werden. CYP3A4 lässt nicht alles durch bzw. baut vieles ab, bei Felodipin etwa kommen im Schnitt nur 15 Prozent ans Ziel. Aber Inhaltsstoffe von Grapefruits – Furanokumarine – binden sich so an das Enzym, dass es seine Tätigkeit einstellt. Dann kommt als Reaktion zu viel von dem Medikament in den Körper, beim Medikament Simvastatin etwa, (das ist ein gebräuchlicher Cholesterin -Senker) ist die Wirksamkeit erhöht. Dessen Wirkung steigt um 330 Prozent, wenn nur drei Tage hintereinander 200 Milliliter Grapefruitsaft getrunken wird. Die Konsequenz daraus kann dann Rhabdomyolyse heißen, das ist eine Erkrankung bei der sich die Skelettmuskeln auflösen.

Diese Veränderung der Wirksamkeit von Medikamenten ist bei sehr vielen Medikamenten zu beobachten. Und immer reicht ein Glas Grapefruitsaft oder der Verzehr von Grapefruits. Am stärksten ist die Wirkung bei Felodipin zu beobachten. Schon nach vier Stunden treten die Reaktionen auf, und sie klingen auch nur sehr langsam ab. Diese negativen Reaktionen bestehen noch zu einem Viertel nach einem Tag.

Betroffen sind Medikamente, die oral aufgenommen werden, besonders gefährdet sind natürlich Menschen, die viele Medikamente nehmen, vor allem ältere Menschen. Zusätzlich kompliziert wird die Lage dadurch, dass ganz individuell reagiert wird: Beim Felodipin plus 250 Milliliter Saft zeigte sich bei manchen Personen keinerlei Wirkung, bei anderen erhöhte sich die Bioverfügbarkeit um das Achtfache. Es kommt dadurch zu einer Überdosierung.

Hinweis: Ein solcher Effekt kann auch dann auftreten, wenn zwischen dem Verzehr der Früchte und der Einnahme der Medikamente einige Stunden liegen!

Die Palette der Medikamente, die mit Grapefruit interagieren, ist sehr lang.
Sie reicht von Herz-Kreislauf-Medikamenten über Krebsarzneien,  Schmerzmittel und Infektionshemmer bis hin zu Immundämpfern und Medikamente zur Behandlung der Harnwege.
Quelle: David G. Bailey Grapefruit-medication interactions: Forbidden fruit or avoidable consequences?; (Canadian Medical Association Journal, CMAJ 2012. DOI:10.1503/cmaj.120951

TIPP: Im Zweifelsfall also lieber den Genus von Grapefruits und Grapefruitsaft meiden!