Mittwoch, 28. August 2013

Hirnforscher entschlüsseln wichtige Faktoren der Hypnose

Hypnoseeinleitung
NEUROLOGIE: Die tiefe Trance, die in Hypnose erreichbar ist fasziniert seit vielen Jahrzehnten die Neuro-Wissenschaft. Neurologen  an der Universität Genf haben erstmals herausgefunden, was bei Hypnotisierten im Gehirn wirklich passiert.

Der wache Schlaf: Im Zustand der tiefen körperlichen Entspanntheit und der gleichzeitigen regen geistigen Aktivität kann man besser lernen, sein Unbewusstes besser verstehen und bessere Strategien zur Bewältigung von Alltagsproblemen entwickeln. So die Erfahrung von Hypnoseforschern.  Mittlerweile entschlüsseln Wissenschaftler Stück für Stück, was wirklich dran ist an der Heilsamkeit des wachen Schlafes, der Hypnose bzw. Trance.

Sie erkunden, was während der tiefen Versunkenheit eigentlich genau im Gehirn vor sich geht, und suchen nach Genen, die die einen Menschen mehr, die anderen weniger hypnosefähiger sein lassen.

Die Hirnforscher der Universität Genf berichten im Fachjournal „Neuron“, was sie mit der funktionellen Magnetresonanztomografie herausgefunden haben, bzw. wie die Nervenzellen bei der als „Paralyse“ bezeichneten Lähmung unter Hypnose arbeiten.

* "Wir haben getestet, ob der Zustand der tiefen Entspannung unter Hypnose ein anderer ist, als wenn man sich ohne Hypnose entspannt", das erklärt der Studienautor Dr. Yann Cojan. Die Versuchspersonen sollten sich im wachen oder im hypnotisierten Zustand auf ein vorher verabredetes akustisches Signal hin ihre Hand entweder bewegen oder nicht bewegen. Nach diesen Tests verglichen die Forscher die im Hirnscanner aufgezeichneten Hirnaktivitäten der verschiedenen Versuchsgruppen.

Das Ergebnis: "Unsere Versuche zeigen, dass Hypnose den selbst-beobachtenden Prozess des Hirnes verstärkt", so Dr. Cojan. Die für die Bewegungssteuerung des Armes zuständigen Nervenzellen sind allerdings bei hypnotisierten Personen genauso aktiv wie bei wachen Menschen. Das lässt den Rückschluss zu, dass die Paralyse, die bei Hypnotisierten auftritt, weniger eine Hemmung dieser Motoneurone ist. Sie sind weiter aktiv – aber die Verbindung zwischen den „befehlenden“ Nervenzellen und den Nervenzellen, die die Befehle an die Muskeln weitergeben, scheint während der Hypnose total unterbrochen zu sein.

Die Hirnregion Precuneus, eine winzige Struktur in den Falten der Scheitellappen
Zudem ist auch während der Entspannung der sog Precuneus (Hirnmodul) besonders aktiv. 
Diese Hirnregion ist seit mehr als zehn Jahren bekannt und wird von Forschern als ein besonders wichtiger Teil des "Bewusstseinsnetzes" bezeichnet. 

Das neuronale Nervennetzwerk also, ohne das unsere Aufmerksamkeit und unser Selbstbewusstsein, wie wir es kennen, einfach ausgelöscht ist bzw. durch einen anderen Bewusstseinszustand ersetzt wird. Damit ist zumindest eindeutig bestätigt, dass Hypnose mit Schlaf im eigentlichen Sinne nicht viel zu tun hat – denn wenn wir tief schlafen, ist auch der Precuneus kaum aktiv. 

Auch bei Wachkomapatienten rührt sich der Prenuceus nur wenig.
Und: Wenn wir schlafen, sind auch unsere Bewegungsnervenzellen wenig aktiv – anders als bei den aktiven, aber nicht instruierten Bewegungsneuronen unter Hypnose.

(Andere Brain-Scan-Untersuchungen haben aber auch gezeigt, dass Gähnen das Precuneusareal, aktiviert. Anm. IPN/Forschung/Eggetsberger)

Durch die Abkopplung von den motorischen Ausführungsnervenzellen scheint es dem Gehirn besser möglich zu sein, sich „mit sich selbst“ zu beschäftigen. Die Außenwelt wird weitgehend ausgeblendet, das Gehirn bleibt aber dennoch aktiv. Das erklärt auch, dass Hypnotisierte nach der Hypnose-Trance von einem intensiven Farbgefühl berichten.

Hypnose und Lernen
Diverse Studien zeigten auch, dass die Fähigkeit zum Lernen im Trance-Zustand erhöht ist – allerdings nur für konkret und nicht für abstrakt vermittelte Lerninhalte. Zudem ist der Lerneffekte auch für Laboruntersuchungen interessant – unter Hypnose für eine Prüfung lernen zu wollen funktioniert hingegen kaum.

Auch die Genetiker haben mittlerweile einen kleinen Teil zur Erklärung der Hypnose geliefert. So fallen Menschen, die einer Hypnose gegenüber positiv eingestellt sind, leichter in Trance (ähnliches kennt man auch vom Placeboeffekt). Und noch leichter fällt es, wenn sie die entsprechende Erbanlagen mitbringen. (Aber im Prinzip ist jeder Mensch hypnotisierbar. Bei manchen dauert es nur etwas länger um eine tiefe hypnotische Trance einzuleiten. Anm. IPN/Forschung/Eggetsberger)
Quelle: Fachjournal Neuron
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