Dienstag, 17. September 2013

Higgs und der heilige Gral der Physik

Die Suche nach dem "Gott-Teilchen".
2012 wurde das sagenumwobende und lang gesuchte Higgs-Teilchen nachgewiesen.
Die Entdeckung des Higgs-Teilchens vor einem Jahr war der Höhepunkt einer spektakulären Suche.
Heute wissen Physiker, dass Higgs Recht hatte: Jeder Fleck des Universums wird von einem unsichtbaren Energiefeld durchzogen. Kurz nach dem Urknall trat es plötzlich in Erscheinung, glauben die Physiker, und verlangsamt seitdem Quarks, Elektronen sowie Z- und W-Bosonen. Das sogenannte Higgs-Boson gibt den Partikeln ihre "träge" Masse – sie macht etwa ein Prozent des Gewichts eines Atomkerns aus, der Rest kommt von der Bindungsenergie der Atomkerne. Von Anfang an war es den Physikern klar, dass es ein alles durchdringendes Kraftfeld geben muss. Doch zu einem Feld gehört ein entsprechendes Teilchen.
Denn nur ein Feld (=das Higgs-Feld), das den gesamten Kosmos durchdringt (auch unseren Körper), verleiht allen anderen Teilchen die notwendige Masse.

Da zu jedem Kraftfeld wie gesagt auch ein Teilchen gehört, waren die Forscher deshalb sehr erleichtert, als sich in ihren Daten das Higgs-Teilchen endlich sicher abzeichnete. Ohne das Higgs-Feld, die Higgs-Teilchen würden alle anderen Materieteilchen nur end- und nutzlos mit Lichtgeschwindigkeit durchs All schwirren. Sie würden mangels Masse nie Halt findet, könnten auch keine Partnerschaft mit anderen Teilchen eingehen, und sie könnten sich dadurch nie zu einem Atomkern, zu Moleküle also zu Materie wie wir sie kennen entwickeln. Das Higgs-Teilchen ist also die grundlegende Basis für unsere Existenz.

Science, aber nicht Fiction
Mehrere Milliarden Euro hat die extrem anspruchsvolle Suche nach dem Higgs-Teilchen gekostet, tausende von Forschen, Ingenieuren und Technikern wirkten daran mit. Detektoren von der Größe eines Hauses, riesige Magneten und kilometerlange Berechnungen brachten die Wissenschaftler schließlich 2012 auf die Spur des winzigsten Teilchens, das in der Theorie eine große Lücke schloss.

In vereinfachten Darstellungen wird häufig das Higgs-Boson pauschal als Ursache von Masse dargestellt. Dies ist aus mehreren Gründen falsch bzw. unpräzise: Es ist das Higgs-Feld, das überall mit gleicher Stärke vorhanden ist und mit den Elementarteilchen des Standardmodells eine Wechselwirkung hat, durch die sie sich so verhalten, als hätten sie eine Masse. (Ausgenommen sind die masselosen Photonen und Gluonen, aber auch das massebehaftete Higgs-Boson selbst, dessen Masse sich nicht erst aus einer Wechselwirkung mit dem Higgs-Feld ergibt.) 

Das "Superabor" in dem der Higgs-Teilchen Nachweis gelang heißt Cern in der Nähe von Genf, im malerischen schweizerisch-französischen Grenzgebiet. Hier regieren die Teilchenphysiker. Sie erforschen extreme Materiezustände, wie sie Sekundenbruchteile nach dem Urknall herrschten oder heute noch im Kosmos in extremen Umgebungen bestehen, etwa bei explodierenden Sternen oder in der Nähe Schwarzer Löcher.

CMS-Sprecher Joe Incandela zu der Entdeckung: "Wir können uns jetzt ziemlich sicher sein, dass wir ein Higgs-Teilchen haben", meinte auch Teilchenphysikdirektor Joachim Mnich vom Beschleunigerzentrum Desy in Hamburg. "Die herausragende Eigenschaft eines Higgs-Bosons ist, dass es keinen Spin hat, und die neuen Ergebnisse deuten stark darauf hin " Um welches Higgs-Teilchen es sich handeln könnte, ist jedoch auch nach Meinung Mnichs noch unklar. "Ich bin sehr gespannt, ob es sich um das Standardmodell-Higgs handelt, oder ob es der erste experimentelle Hinweis auf eine darüberstehende Theorie ist."
Bildquelle: Fotolia
LINK: http://de.wikipedia.org/wiki/Higgs-Boson
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Update:
"Gottesteilchen" und die Entstehung des Universums - Higgs und Englert erhalten Physik-Nobelpreis ... >>> DIREKTLINK: http://www.n-tv.de/wissen/Higgs-und-Englert-erhalten-Physik-Nobelpreis-article11504941.html