Mittwoch, 13. Oktober 2021

Einsamkeit schädigt die Erbsubstanz


Einsamkeit kann das Erbmaterial schädigen
Am Beispiele von Tieren haben Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien gezeigt, dass einzeln gehaltene Graupapageien kürzere Endkappen der Chromosomen haben als Tiere, die mit Artgenossen gehalten wurden. Die Länge der Telomere gilt als Indiz für die Lebensspanne einer Zelle. Telomere schützen die DNA bei jeder Zellteilung und verkürzen sich dabei auch. Sobald eine kritische Länge erreicht ist, kann sich die Zelle nicht mehr teilen - was bei alten, möglicherweise geschädigten Zellen von Vorteil ist. In ihrer Studie haben die Forscher erstmals den Einfluss von sozialer Isolation bei Tieren auf die Telomerlänge untersucht. Bei den untersuchten Vögel handelt es sich um sehr soziale Tiere, deren Einzelhaltung in Österreich sogar verboten ist. Trotzdem werden sie in Privathaushalten häufig ohne Artgenossen gehalten - oft mit schwerwiegenden Folgen für das Wohlbefinden und der Gesundheit der Tiere. Schnell treten dann schwere Depressionen und andere Probleme auf.

Die Forscher haben die DNA-Proben von Graupapageien analysiert
Die Wissenschaftler haben die DNA-Proben von Graupapageien im Alter 1 und 45 Jahren analysiert, die im Rahmen von Routineuntersuchungen gewonnen wurden. Dabei wurde die Telomerlängen von alleine und in Paarhaltung lebenden Vögeln verglichen. Erwartungsgemäß waren die Telomere bei älteren Papageien kürzer als bei jüngeren Tieren. Bei ungefähr gleich alten Tieren waren aber die Chromosomen-Endkappen bei einzeln gehaltenen Graupapageien deutlich kürzer als jene von Vögeln, die mit einem Artgenossen lebten. 

Einsamkeit macht auch Menschen kurzlebiger!

Penn und sein Team hatten bereits zuvor bei Hausmäusen gezeigt, dass die Haltung von zu vielen Individuen in einer Behausung (DICHTE-STRESS) ebenfalls zu einer beschleunigter Verkürzung der Telomere führt. Offensichtlich haben "beide Extreme der sozialen Umgebung, Einsamkeit, aber auch zu dichte Behausung, einen Einfluss auf die Länge der Telomere", so Penn. Um die Resultate zu untermauern, wollen die Forscher in Langzeitstudien herausfinden, wie sich die Telomerlänge im Verlauf eines individuellen Lebens verändert. Unklar ist zudem, inwieweit Gesundheit und Lebenserwartung tatsächlich mit dieser stressbedingten Telomerverkürzung zusammenhängen.

Stress lässt auch die Telomere schrumpfen
Mehrere Studien deuten den Forschern zufolge darauf hin, dass Stress die Telomere schneller schrumpfen lässt. So hätten Untersuchungen beim Menschen gezeigt, "dass übermäßig gestresste und sozial ausgegrenzte Personen über kürzere Telomere verfügen", so Dustin Penn vom Konrad-Lorenz Institut für vergleichende Verhaltensforschung an der Veterinär-Medizin Universität Wien.

Andere Forschungen an Menschen zeigten die gleichen Ergebnisse. Stress, Angst, Wut und Einsamkeit verkürzen die Telomere und damit auch das Leben, wir altern dann viel schneller!

Fotoquelle: pixabay