Freitag, 3. Juni 2016

Der Dalai Lama spricht einen schlimmen Vorwurf aus: Ihr werdet seit Jahrzehnten manipuliert

Es ist ein Thema, das oft in den Bereich der Mythen und Verschwörungstheorien verwiesen wird: Wir Menschen seien über Jahrzehnte einer Gehirnwäsche unterzogen worden – man habe uns manipuliert und konditioniert.

Großkonzerne, Regierungen und die Medien haben uns systematisch programmiert, heißt es. Damit wir ihnen folgen, ihre Produkte kaufen, sie wählen - und im Grunde nicht mehr eigenständig denken. „Gehirnwäsche“ tauchte als Begriff erstmals in den 1950er-Jahren auf, als US-amerikanische Soldaten aus dem Koreakrieg zurückkamen – und irgendwie gebrochen und verändert wirkten. Man sprach von „brainwashing“ durch die koreanische Armee. Heute zu behaupten, jemand sei einer „Gehirnwäsche unterzogen worden“, ist hart– denn es spricht dieser Person die Fähigkeit ab, selbstständig Entscheidungen zu treffen und kreidet ihr an, die Marionette eines Anderen zu sein. ...

Doch der ungeheuerliche Vorwurf kommt jetzt von unerwarteter Stelle: Ausgerechnet der Friedensnobelpreisträger Dalai Lama (Tenzin Gyatso) sagt: „Tatsächlich wurden wir alle einer Gehirnwäsche unterzogen." Auf seiner Webseite hat er einen Beitrag veröffentlicht. Sein Titel: „Die Realität des Krieges“ . Er soll uns alle daran erinnern, was Krieg wirklich ist. "Krieg und große militärische Einrichtungen sind die größte Quelle der Gewalt. Egal ob die Absicht Verteidigung oder Angriff ist, diese riesigen, mächtigen Organisationen gibt es nur aus einem Grund: Um Menschen zu töten", schreibt der Dalai Lama.

"Seit Armeen legal sind, haben wir das Gefühl, das Krieg akzeptabel ist. Generell hat niemand das Gefühl, dass Krieg ein Verbrechen ist und dass seine Akzeptanz einer kriminellen Einstellung gleichkommt(!)."

Seine Theorie: Dadurch wird Krieg von uns allen einfach hingenommen und niemand hätte mehr das Gefühl, dass kriegerische Handlungen eigentlich kriminell sind. "Krieg ist monströs", schreibt er weiter. "Seine Natur ist Tragödie und Leid." (Anm.: und Millionen von entwurzelten Flüchtlingen)
Dieser Artikel des Dalai Lama ist zeitlos – und dennoch besitzt er im Angesicht des Terrors in Brüssel und des Krieges gegen den Terror im Nahen Osten im Moment mehr Aktualität denn je.

Wir sind abgestumpft! Wir nehmen Krieg tatsächlich einfach hin. Vor allem als Antwort auf Terrorismus. Wir nehmen auch einfach hin, dass Menschen dabei sterben. Vielleicht nehmen wir es weniger hin, wenn Zivilisten ums Leben kommen. Aber tote Soldaten erscheinen uns als notwendiges Opfer. Und weil wir unser Leben lang abgerichtet werden, Krieg als etwas Nützliches zu sehen, hinterfragen wir laut Dalai Lama später auch nicht, warum wir als Gesellschaft die Unsummen, die jährlich für das Militär ausgegeben werden, auf unseren Schultern tragen müssen. Wir zahlen einfach dafür.

Der Dalai Lama gibt in seinem Artikel zu, dass manche militärische Interventionen vielleicht durchaus gerechtfertigt waren: Weil sich die USA in den Zweiten Weltkrieg einmischten, wurde der Nationalsozialismus besiegt. Der Koreakrieg brachte zumindest dem südlichen Teil des Landes die Demokratie. „Aber Armeen zu bauen, um den Frieden zu sichern, ist maximal eine temporäre Lösung“, schreibt er.

Wir müssen uns endlich aus der Starre lösen – in diesem Punkt hat der Dalai Lama auf jeden Fall recht. Der erste Schritt in eine friedliche Welt ist es, wenn wir Krieg nicht mehr einfach als gegeben hinnehmen. Wenn wir uns aus der „Gehirnwäsche“ -die man uns unentwegt angedeihen lässt- befreien und nicht mehr denken, dass der Zweck die Mittel heiligt. Wenn wir uns bewusst sind, dass Millionen Menschen schon auf diese Weise ihr Leben verloren haben.
Gleichzeitig hält der Dalai Lama auch eine Begrenzung der Flüchtlingsströme nach Europa für notwendig. "Man müsse Menschen helfen, aber Ziel sei es, dass "sie zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen". ... "Europa, zum Beispiel Deutschland, kann kein arabisches Land werden. Deutschland ist Deutschland." Mittlerweile seien so viele Flüchtlinge angekommen, "dass es in der Praxis schwierig ist". ... "Auch moralisch gesehen finde ich, dass diese Flüchtlinge nur vorübergehend aufgenommen werden sollten", sagte der 80-Jährige Nobelpreisträger, der in indien lebt. "Das Ziel sollte sein, dass sie zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen."

Quelle: Huffington Post, und gmx.at/magazine
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