Dienstag, 23. Mai 2023

Ätherische Öle als Verstärker für Antibiotika


Medikament auf Naturstoffbasis: 

Thymian, Oregano, Nelke*. Komponenten der ätherischen Öle dieser Pflanzen wurden in einem Labor in Marokko zur Grundlage eines Wirkstoffes, der sich laut seinem Entwickler im Kampf gegen resistente Krankheitserreger als maßgeblicher Fortschritt erweisen und Krankheiten von der Knochenmarks- bis zur Hirnhautentzündung heilen könnte.

Pharmakologie
Er habe wirklich viele Pflanzen durchprobiert, blickt der Pharmakologe und Molekularbiologe Adnane Remmal auf seine Laufbahn zurück. Nach seinem Studium in Paris kehrte er in seine Heimat Marokko zurück, um an der Universität Sidi Mohamed Ben Abdellah in Fes zu arbeiten.

Er hatte das Ziel, einen Naturstoff mit der Wirkung eines Antibiotikums finden. 
In einem Kollegen, der zu antimikrobiellen Effekten ätherischer Öle forschte, fand er einen idealen Kompagnon für viele Jahre der Grundlagenforschung.

Bei Tieren könnten die Moleküle, die er gefunden hat, tatsächlich Antibiotika ersetzen, betont Remmal. Für seine erste klinische Studie an Menschen hat er die pflanzlichen Wirkstoffe aus den marokkanischen Pflanzen mit einem traditionellen Antibiotikum zu einem Komplex verbunden. 

Das Kalkül: Die Naturstoffe würden keine Nebenwirkungen zeigen und die Wirkung des Antibiotikums verstärken, indem sie die Abwehrmechanismen der Krankheitserreger drastisch senkten. 

"Ein Antibiotikum ist wie ein Schlüssel, der das richtige Schloss benötigt. Der Mechanismus aus den ätherischen Ölen ist aber wie ein Hammer, der das Schloss zerstört", vergleicht Remmal. Mutieren Mikroben, verändert sich das Schloss, mithilfe des Naturstoffs würde der Schlüssel aber weiterhin schließen.

Seine Entwicklung fand internationale Anerkennung.
2015 wurde ihm der von einer Stiftung vergebene Innovation Prize of Afrika zugesprochen, 2017 zählte er mit seinen Patenten zu den Gewinnern des Europäischen Erfinderpreises, der von dem European Patent Office vergeben wird.

Schwieriger ist der Weg zu einem Medikament, das – wenn es die Zulassung erhält – das erste sein wird, das in Marokko von einem marokkanischen Wissenschaftler und einem marokkanischen Unternehmen entwickelt wurde. 

Anfangs verweigerten ihm die Behörden, die "komplizierter als die amerikanische Zulassungsbehörde FDA" seien, eine klinische Studie mit ätherischen Ölen als Wirkstoff, gibt Remmal ein Beispiel der Probleme, denen er begegnete. Erst als er eine deutsche Studie, die Eukalyptusöl zum Thema hatte, ins Treffen führte, bekam er grünes Licht.

Remmal bemüht sich zuerst um eine Zulassung für Harnwegsinfekte – aus dem einfachen Grund, weil die Wirkung viel leichter (nämlich über den Urin)  messbar ist, als etwa im Bronchialsystem. 

Unter 25 Probanden der ersten Studie seien bei allen die Krankheitserreger aus dem Harn verschwunden. Konventionelle Antibiotika würden bei dieser Krankheit oft weniger gut anschlagen. Remmal ist überzeugt, dass nach der Zulassung in Marokko auch internationale Pharmaunternehmen auf seine Entwicklung aufmerksam werden, die Hammer und Schlüssel gegen
Bakterien vereint.

Anm.: Gewürznelkenöl wirkt auch gegen Hautproblemen durch Pilze
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Quellen©: Universität Sidi Mohamed Ben Abdellah/Adnane Remmal, u.a.
Bildquelle-Symbolbild©: pixabay
Quellen Anm.: IPN-Lab/Eggetsberger-Info