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Montag, 25. September 2023

Trancezustände und Wissenschaft


 Faszinierende Entdeckung an Trancemedien gemacht 
Amerikanische Neurologen haben bei der Untersuchung brasilianischer Trancemedien eine faszinierende Entdeckung gemacht. Sie haben nachgewesen, dass während des beschriebenen Kontakts zu Geistern und Verstorbenen in Form des sogenannten automatischen bzw. medialen Schreibens oder der Zungenrede (Glossolalie) es einen auffallenden Rückgang der Hirnaktivität in jenen Teilen des Gehirns gibt, die für Sprache und selbstbestimmte Aktivitäten verantwortlich sind. Aber es gibt dabei eine unerwartete deutliche Zunahme der Komplexität der automatisch geschriebenen und gesprochenen Sprache.

Neben der reduzierten Aktivität in den Hirnregionen fanden die Forscher um die Neurowissenschaftler Andrew Newberg von der Thomas Jefferson University und Julio Fernando Peres von der Universidade de São Paulo weitere auffällige Muster reduzierter aber auch teils gesteigerter Aktivität während der Trancezustände, in welchen den Medien etwa beim automatischen Schreiben vom "Kontrollgeist" der Schreibstift geführt wird oder wenn sie in Sprachen sprechen, die ihnen eigentlich unbekannt sind.

Nach früheren Untersuchungen von Menschen während Yoga-Übungen, Meditation oder während des Betens und des Zungenredens, haben sich die Forscher aktuell auf das Phänomen des "automatischen bzw. medialen Schreibens" konzentriert.

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler 10 seelisch und körperlich gesunde sogenannte Psychografen mittels Nahinfrarotspektroskopie. Fünf der Testpersonen waren in dieser Praktik schon seit mehr als 37 Jahren erfahren und führten monatlich durchschnittlich bis zu 18 entsprechende Sitzungen durch. Die anderen fünf Probanden waren Anfänger mit deutlich weniger Erfahrung auf diesem Gebiet. 

Im Vergleich zu den Scans dieser Personen, während sie in normalem Zustand ihre eigenen Gedanken zu Papier brachten, zeigten die Scans während der Trancezustände besonders bei den erfahrenen Medien eine Anzahl von Veränderungen der Hirnaktivität, darunter der linke Hippocampus, der linke anteriore cinguläre Cortex und das rechte "Wernicke-Sprachzentrum" (Gyrus temporalis superior).

Damit wurden während des Trancezustands, in dem die Medien davon überzeugt sind, dass Geister und Verstorbene ihnen die Hand beim Schreiben führen, jene Hirnareale sozusagen heruntergefahren, die normalerweise beim bewussten aktiven Schreiben aktiv und für Koordination, Konzentration und Sprachverarbeitung verantwortlich sind.

Ganz ähnliche Ergebnisse konnten die Forscher schon in früheren Studien bei Menschen beobachten, die in religiöser Ekstase plötzlich in sogenannten fremden Zungen sprechen. Beide Gruppen, so erläutern die Forscher, teilen dabei die Vorstellung, dass sie während der Trancezustände von fremden Geistern kontrolliert werden.

Interessanterweise zweigten die "Anfänger" geradezu gegenteilige Aktivitätsmuster, was die Forscher zu der Folgerung führt, dass stetige Übung und Training die Fähigkeit der Medien stärkt, ihr Gehirn in den notwendigen Zustand zu versetzen.

Zum Erstaunen der Neurowissenschaftler und im völligen Gegensatz zu dem, was die Hirnaktivitätsmuster nahe legten, nahm bei den erfahrenen Psychografen die Komplexität der verwendeten Sprache mit Beginn des Trancezustandes im Vergleich zum Normalzustand der Personen deutlich zu.

"Eigentlich würde man erwarten, dass hierzu die Hirnregionen für Sprache und Konzentration mehr Aktivität aufzeigen sollte zitiert "Discovery News" Newberg." Tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall. Nämlich, je weniger aktiv das Gehirn in diesen Regionen war und je erfahrener der Proband war, desto komplexer war auch die (automatisch geschriebene) Sprache." Und über die Gründe für diese wunderliche Beobachtung können auch die Neurologen um Newberg bislang nur spekulieren: "Eine Vermutung ist die, dass während sich die entsprechende Hirnaktivität verringert, jene Hirnregionen, die beim medialen Schreiben aktiv sind, enthemmt werden - ähnlich wie dies unter Alkohol- und Drogeneinfluss der Fall ist - sodass sich die Komplexität der Sprache steigern kann. 

In ähnlicher Weise wird auch improvisierte Musik mit verringerter Aktivität im Stirnlappen assoziiert." Dennoch, so die Forscher weiter, handele es sich bei improvisierter Musik und Alkohol- und Drogenkonsum um ganz eigene Zustände, die sich von jenen während des medialen/automatischen Schreibens unterscheiden. "Während der genaue Grund bislang noch schwer zu greifen ist, legt unsere Studie dennoch nahe, dass es neurophysiologische Übereinstimmungen mit diesem Zustand gibt", so Newberg.


Ist eine spezielle Hirnaktivität Grundvoraussetzung für spirituelle Erfahrungen?
Neurologen fragen sich nun, ob entsprechende Zustände der Hirnaktivität die Grundvoraussetzung für spirituelle Erfahrungen auch in anderen Disziplinen und durch andere Praktiken sein könnte - oder ist die spirituelle Erfahrung selbst der Schlüssel, der diesen Hirnzustand aktiviert?


Quelle: jeffersonhospital.org , plosone.org, news.discovery.com
Bildquelle: pixabay
LINK: Originalbeitrag

Samstag, 14. Mai 2022

Wie nutzen Menschen ihre beiden Gehirnhälften?

Hirndominanz - gibt es sie und ist Hirndominanz wissenschaftlich belegbar?
Der Begriff „Dominant“ wird in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache häufig verwendet. Das Wort wird abgeleitet von dem lateinischen Begriff „dominans“, was übersetzt „herrschen“ bedeutet. Dementsprechend heißt „dominant“, wenn ausgedrückt werden soll, dass jemand tonangebend, überlegen oder bestimmend ist. In vielen Fällen heißt „dominant“ aber auch „vorherrschend“. In diesem Zusammenhang wird das Wort „dominant“ auch für Gehirnbereiche eingesetzt. Es soll darüber Auskunft geben, welche Bereich gegenüber anderen stärker aktiviert bzw. dominant sind.

Die Sprache als Erklärungsmodel:
Im Großen und Ganzen benützen wir unser Gehirn beidseitig, wie auch mehr oder weniger abwechselnd. Messtechnisch (durch verschiedene tomographische Untersuchungen und Hirnpotenzialmessungen) konnte man belegen, dass je nach Aufgabenstellung zweifelsfrei bestimmte Hirnbereiche (Hirnmodule) stärker oder schwächer benützt werden. Wobei Bereiche der linken Hirnhälfte ganz besonders dann aktiv werden, wenn es sich um sprachliche Äußerungen handelt. Dazu muss man wissen, dass sich unsere Sprachfähigkeit hauptsächlich in zwei Hirnbereichen zeigt. Das Broca-Areal, und das Wernicke-Zentrum sind die beiden Hirnmodule, denen eine besondere Funktion bei der Sprachverarbeitung und Sprachproduktion zukommt. Mit neuen funktionellen Bildgebungsverfahren wie PET und fMRT kann man Bilder erzeugen, die Gebiete und deren Aktivierungszustand im lebenden Gehirn zeigen.

Die beiden Hirnhälften
Mit diesen neuen bildgebenden Verfahren hat die Erforschung der Hirngebiete der Sprachverarbeitung eine radikale Wende erfahren. Mittlerweile ist bekannt, dass eine ganze Reihe relativ breit verteilter Areale an der Sprachverarbeitung beteiligt sind. In neueren Forschungsarbeiten werden auch subkortikale, also unterhalb der Großhirnrinde im Kerngebiet liegende Gebiete wie Putamen und Nucleus caudatus, sowie prämotorischen (BA 6) Regionen miteinbezogen. Ganz allgemein wird gegenwärtig davon ausgegangen, dass neben den primären und sekundären auditorischen Verarbeitungsarealen mehrere Strukturen der Großhirnrinde eine wesentliche Rolle bei der Sprachverarbeitung spielen. 

Linke - rechte Hirnhälfte beim Sprechen und Zuhören
Dabei sind bei Rechtshändern hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) die Areale der linken (Stand 2013) Großhirnhemisphäre involviert, wobei bilaterale Aktivierungen gerade im Bereich syntaktischer Verarbeitung nicht selten sind. Es wird gegenwärtig angenommen, dass die rechte Hemisphäre eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von suprasegmentalen akustischen Merkmalen wie Prosodie (=lautlichen Eigenschaften der Sprache) spielt.

Die meisten Sprachverarbeitungsareale bilden sich im zweiten Lebensjahr in der linken Hirn-Hemisphäre aus. Auch in der rechten Hirnhälfte finden wir je ein Broca-Areal und ein Wernicke-Zentrum. Doch in der rechten Hirnhälfte ist das Wernicke-Zentrum nicht wirklich aktiv. Das Wernicke-Areal kommt nur in der dominanten Hirnhemisphäre vor (das heißt, in der Hirnhälfte, in welcher die Sprache sowohl motorisch, als auch sensorisch verarbeitet wird). Diese ist bei Rechtshändern normalerweise links lokalisiert und kann sich bei Linkshändern wahlweise links oder rechts befinden. Bei 98 Prozent der Rechtshänder ist die linke Hemisphäre sprachlich dominant, bei der Mehrzahl der Linkshänder ebenso. Im Wernicke-Zentrum finden die entscheidenden Prozesse für das Sprachverständnis statt. Der komplette oder teilweise Ausfall der Wernicke-Region führt zur Störungen des Sprachverständnisses, die mit dem Grad der Schädigung korrelieren. Das Wernicke Zentrum ist nicht nur für das Verstehen von Gehörtem (mündliche Kommunikation), sondern auch für die schriftliche Kommunikation unverzichtbar. Ebenso bedient sich der größte Teil unseres Denkens des sprachlichen Instrumentariums als Basis. So haben Personen, deren Wernicke Areal geschädigt ist, meistens auch tief greifende Beeinträchtigungen der Persönlichkeit.

Das Broca-Areal ist eine Region der Großhirnrinde, welche sich in der Pars triangularis des Gyrus frontalis inferior - meist in der linken Hemisphäre des Gehirns (im vorderen Schläfenbereich)- befindet. Das Broca-Areal steht über den Fasciculus arcuatus (=speziellen  Nervenfasern) mit dem Wernicke-Areal in Verbindung. Eine Schädigung des Gehirns im Broca-Areal führt zu einer erworbenen Sprachstörung, bei der das Sprachverständnis aber noch weitgehend intakt bleibt. Dem Betroffenen ist es jedoch (fast) unmöglich, selbst zu sprechen.

Alleine aus der Sicht der Sprache, der Spracherkennung, der schriftlichen Kommunikation aber auch aus Sicht des sprachlichen Denkens zeigt sich, dass es eine räumliche Trennung zwischen bestimmten Hirnfunktionen gibt. Sprachlich wird somit zweifelsfrei die linke Hirnhälfte bevorzugt.

Wenn wir von einer dominanten Informationsverarbeitung, einer dominanten Aktivität einer Hirnhälfte oder eines oder mehreren Hirnmodulen sprechen, heißt das natürlich, dass außerdem noch weitere Hirnmodule  - ja das ganze Gehirn an sich - an der Aktivität beteiligt sind.
Doch es geht um eine Dominanz bzw. um stärkere Aktivitäten in den Hirnhälften, in bestimmten Hirnbereichen, in bestimmten Nervenzellen und neuronalen Netzen.
Es ist natürlich klar, dass z.B. beim Sprechen auch in den motorischen und sensorischen Hirnarealen, die für die notwendige Muskeltätigkeit (Ent- und Anspannung der Stimmbänder, richtige Atemtätigkeit, Bewegung der Lippen, etc.) jeweils zuständig sind, eine erhöhte Aktivität messbar sind. Darüber hinaus werden gerade beim Sprechen, Lesen, Schreiben und Zuhören auch Hirnmodule und Hirnbereiche aktiv, die mit einer emotionalen Verarbeitung verbunden sind. Hormone werden je nachdem aktiver und weniger aktiv und es verändert sich unsere Körperhaltung, Muskelspannung, Atmung, Hautleitwert, Herzschlag, ja sogar der Blutdruck, das EEG und vieles mehr (denken Sie nur an ein Streitgespräch). All das wird vom Gehirn gesteuert und auch sensorisch wahrgenommen.

Zusätzlich muss alles das, was wir wahrnehmen oder von uns geben, richtig koordiniert und überdacht werden. Das geschieht zur Hauptsache wieder in den für die Emotionsverarbeitung und auch in den für das logische Denken zuständigen Hirnbereichen.

Auch wenn wir komplexe Aufgabenstellungen messtechnisch überprüfen, (z.B. das Verhalten im Straßenverkehr oder wie mathematische oder kreative Lösungen gefunden werden) zeigt sich, dass nicht nur eine der beiden Hirnhälften alleine tätig wird, sondern es wieder einen "Mix" von unterschiedlichen Aktivitäten in mehreren Hirnmodulen gibt.

Anhand der Hirnpotenzialmessungen stellen wir immer wieder einen Aktivitätsmix fest. Obwohl ein dominantes Hirnareal gemessen wird, sind weitere Areale an der Reizverarbeitung beteiligt. Beispiel: Das rechte frontale Hirn arbeitet dominanter bei einer Problemstellung. Dann ist das linke frontale Hirnareal ebenso an der Reizverarbeitung beteiligt - aber eben mit einer geringeren Aktivität.

Anhand der Beispiele zeigt sich, dass es immer ein Zusammenspiel verschiedener Hirnbereiche (inkl. der Hirnareale) geben muss. Doch in diesem Zusammenspiel ist je nach Aufgabenstellung ein bestimmtes Hirnareal oder sogar eine der beiden Hirnhälften stärker aktiv als die andere. So ist sie je nach Aufgabenstellung im Augenblick dominant.

Gibt es Personen die entweder mehr Rechtshirn oder mehr Linkshirn dominant sind? 
Vereinfacht gesagt: JA!

Die Dominanz zeigt sich vor allem bei Messungen in den Stirnhirnbereichen, im Schläfenlappen und in den Amygdalae (linke und rechte Amygdala). Hier kann man verschieden starke Aktivitäten messtechnisch erfassen. Je nach Stimmung und nach Aufgabenstellung verändert sich diese Aktivität mehr oder weniger. Bestimmte Stimmungen (z.B. Depression) zeigen bestimmte verstärkte Aktivitäten im Gehirn. Fühlen wir uns glücklich, zeigt sich das zumeist (hauptsächlich) im linken präfrontalen Hirnbereich.

Dass dies zweifelsfrei beweisbar ist (obwohl das auch heute noch einige Wissenschaftler bestreiten wollen) zeigt sich, wenn Forscher bestimmte Hirnareale mittels Neurostimulation stimulieren. So werden bestimmte Hirnareale besser aktiv. Solche, durch 20 Minuten dauernde Stimulation erlangte Fähigkeiten (wie z.B. verbessertes mathematisches Können) können auch nach 6 Monaten noch mittels Messung nachgewiesen werden.

Primär geht es also nicht um Rechts oder Links, sondern es geht vielmehr darum, dass bei bestimmten Aktivitäten unterschiedliche Regionen im Gehirn stärker arbeiten!
Neurostimulation, Whisper
Und gerade diese Zuordnung kann man u.a. für tief greifende Rückschlüsse und zur Diagnose benützen. Durch die Neurostimulation (z.B. mit Hilfe der Whisper Stimulationsgeräte) können sogar bestimmte Hirnareale in ihren Aktivitäten gesteigert werden. Dadurch kommt der so stimulierte Proband zu einem besser arbeitenden Gehirn. Begabungen können durch die einfache Methode der Neurostimulation einer bestimmten Hirnhälfte bzw. eines bestimmten Hirnareals erlangt werden, die bisher brach gelegen sind, also nur wenig Aktivität gezeigt haben.

Hirndominanz ist somit wissenschaftlich belegt, natürlich nicht so vereinfacht wie sie oft gesehen und kommuniziert wird. Wirkliche Aufschlüsse können einfache Tests nicht wirklich bringen, sondern Messungen unter sinnvoller Aufgabenstellung.

Quellen: IPN-Forschung/Eggetsberger u.a.
Bildquellen: pixabay/Fotolia und Eggetsberger-Info



Dienstag, 7. Februar 2012

Sprachtalent nur mit halben Gehirn


Was gestern noch als Wunder galt


Bei der Untersuchung eines 7 Jahre alten Mädchens entdeckten niederländische Mediziner Merkwürdiges: Obwohl ihr die linke Gehirnhälfte fehlt, beherrscht die Patientin immerhin zwei Sprachen. Umso wunderlicher da wir ja wissen, dass die Sprache vor allem in der linken Hirnhälfte generiert wird!

Kernspintomogramm der jungen Patientin
Auf verblüffend wenig stießen Ärzte der Rotterdamer Universitätsklinik, als sie ein sieben Jahre altes Mädchen untersuchten: Der kleinen Patientin, die wegen einer Mandelentzündung behandelt wurde, fehlt die linke Hälfte des Großhirns. Nachforschungen ergaben dann, dass Chirurgen ein paar Jahre zuvor die dominante Hälfte des Großhirns vorsorglich amputiert hatten; der Hohlraum ist seither mit Rückenmarksflüssigkeit gefüllt.

Der Eingriff war notwendig geworden, weil das Mädchen im Alter von drei Jahren plötzlich am Rasmussen-Syndrom erkrankte: Bei dieser rätselhaften Entzündung beginnt eine Hälfte des Gehirns langsam zu zerfallen, was zu Krämpfen und Muskelzuckungen führt. Am Ende verwandelt sich die kranke dominante Hirnhälfte in ein störendes Anhängsel.

Rasmussen-Kinder können nicht mehr sprechen und verlieren die Kontrolle über Hand und Fuß einer Körperhälfte. Für die Patienten, ­ auch in Deutschland werden jedes Jahr 10 bis 15 neue Fälle diagnostiziert, ­ ist es deshalb häufig besser, mit einem halben Hirn zu leben als mit einem ganzen.

Das holländische Rasmussen-Kind hat seit der Hirn-Entfernung zwar die rechte Körperseite nicht mehr ganz unter Kontrolle und besitzt ein eingeschränktes Sichtfeld. Davon abgesehen führt es jedoch ein völlig normales Leben. Besonders faszinierend an dem Fall: Das Mädchen beherrscht gleich zwei Sprachen perfekt (Holländisch und Türkisch). Mit der linken Hirnhälfte war ihm eigentlich auch das Sprachzentrum herausgeschnitten worden ­ doch dann übernahm scheinbar die rechte Hirnhälfte das Erlernen der Worte bzw. Sprache.
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WEITERE BEITRÄGE ZU WIE VIEL GEHIRN BRAUCHT DER MENSCH WIRKLICH
DIREKTLINK: http://eggetsberger-info.blogspot.com/search/label/ohne%20Gehirn

Mittwoch, 1. Februar 2012

EIN JAHRZEHNTEALTER LEHRBUCH-IRRTUM DER MEDIZIN ENTDECKT

Das Sprachzentrum im Gehirn liegt woanders als bisher gedacht (ein unglaublicher Irrtum!)
Entdeckung - US-Forscher: Das Wernicke-Zentrum liegt vor dem auditiven Cortex und nicht dahinter, wie lange Zeit angenommen wurde!

Falsche Position!
Washington - Lange Zeit hatte man angenommen, dass sich das Sprachzentrum im hinteren Teil der Großhirnrinde befindet, und zwar hinter dem für die Verarbeitung von Geräuschen zuständigen sogenannten auditiven Cortex. Nun stellte sich heraus, dass dies offenbar ein jahrzehntealter Irrtum war. Für eine am Montag den 30. Jänner 2012 in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) erschienene Studie werteten Forscher des medizinischen Zentrums der Georgetown University in Washington, D.C., mehr als 100 Untersuchungen zur Gehirnaktivität aus. Sie suchten dabei nach dem genauen Ort des für die Verarbeitung von Sprache zuständigen sogenannten Wernicke-Zentrums.

Den Forschern zufolge liegt das nach dem deutschen Neurologen Carl Wernicke benannte Zentrum tatsächlich drei Zentimeter weiter vorne und damit vor dem auditiven Cortex. "Die Lehrbücher müssen nun neu geschrieben werden", sagte Studienautor Prof. Josef Rauschecker Ph.D..

Die Forscher erhoffen sich von ihrer Erkenntnis neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Patienten mit Hirnschäden. "Wenn ein Patient nicht sprechen kann, oder Sprache nicht versteht, dann wissen wir jetzt ziemlich genau, wo der Schaden sich ereignet hat." Die Arbeit basiert auf 115 Studien, bei denen die Hirnaktivität mittels Magnetresonanz-Tomographie (MRI) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht wurde.
Quelle: Georgetown University http://gumc.georgetown.edu/: Researchers Rewrite Textbook on Location of Brain’s Speech Processing Center, Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) 
Link: http://explore.georgetown.edu/news/?ID=61864&PageTemplateID=295 (veröffentlicht am 30. Jänner 2012)
KONTAKT: Karen Mallet  (media only) eMail: km463@georgetown.edu


BILD: Georgetown University Medical Center (GUMC) aktuelle und frühere Verortung des Wernicke-Zentrums.

Wie kann man jahrzehntelang so fasch liegen? Wie viel von unserem medizinischen "Wissen" ist noch völlig daneben?

Konsequenz: Lehrbücher umschreiben!
1000de Studien sind retrospektiv gesehen falsch, weil sie das falsche Hirnareal beobachtet haben!

Hintergründe Wernicke-Zentrum: Wernicke-Areal oder Wernicke-Region wird ein Gebiet im Gehirn bezeichnet, welches das sensorische Sprachzentrum bildet. Es wurde nach dem deutschen Neurologen Carl Wernicke (1848–1905) benannt, welcher es im Jahre 1874 erstmals beschrieb. Funktion: Das Wernicke-Areal dient der semantischen Verarbeitung und Integration von Sprach- und Textinhalten (Sprachverständnis). Durch Interaktion mit sprachmotorischen Cortexarealen ist es verantwortlich für die semantische Ebene der Sprachproduktion im Rahmen willkürlicher sprachlicher Mitteilung, als auch als sprachliche Reaktion auf äußere Reize (Sehen, Hören). Wie man hier jahrzehntelang falsch gelegen sein kann, ist unklar. Bedenkt man, dass es ja Tausende Fälle von Menschen mit Ausfällen in den betroffenen Gehirnbereich gegeben hat. Ist (war) dieses Sprach-Zentrum gestört kam es zur sog. Wernicke-Aphasie das ist eine primär auf fehlendem Sprachverständnis beruhende Form der Aphasie (also zum nicht sprechen können).
Siehe dazu auch Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachzentrum
Bildquellen: Wikipedia u. Georgetown University Medical Center