NEUROLOGIE: Die tiefe Trance die in der Hypnose erreichbar ist, fasziniert seit vielen Jahrzehnten die Neuro-Wissenschaft. Nun haben Neurologen an der Universität Genf erstmals herausgefunden, was bei Hypnotisierten im Gehirn passiert.
Der wache Schlaf: Im Zustand tiefer körperlicher Entspanntheit und geistig dabei sehr rege kann man besser lernen, sein Unbewusstes besser verstehen und Strategien zur Bewältigung von Alltagsproblemen entwickeln. So weit zumindest die Versprechen von Hypnoseanhängern. Doch mittlerweile entschlüsseln Wissenschaftler Stück für Stück, was wirklich dran ist an der Heilsamkeit des wachen Schlafes.
Sie erkunden, was während der tiefen Versunkenheit eigentlich genau im Gehirn vor sich geht, und suchen nach Genen, die die einen Menschen mehr, die anderen weniger hypnosefähiger sein lassen.
Die Hirnforscher der Universität Genf berichten im Fachjournal „Neuron“, was sie mit der funktioneller Magnetresonanztomografie herausgefunden haben, bzw. wie die Nervenzellen bei der „Paralyse“ genannten Lähmung unter Hypnose arbeiten.
* "Wir haben getestet, ob der Zustand der tiefen Entspannung unter Hypnose ein anderer ist, als wenn man sich ohne Hypnose entspannt", das erklärt der Studienautor Dr. Yann Cojan. Die Versuchspersonen sollten sich im wachen oder im hypnotisierten Zustand auf ein vorher verabredetes akustisches Signal hin ihre Hand entweder bewegen oder nicht bewegen. Nach diesen Tests verglichen die Forscher die im Hirnscanner aufgezeichneten Hirnaktivitäten der verschiedenen Versuchsgruppen.
Das Ergebnis: "Unsere Versuche zeigen, dass Hypnose den selbst-beobachtenden Prozess des Hirnes verstärken", so DR. Cojan. Die für die Bewegungssteuerung des Armes zuständigen Nervenzellen sind allerdings bei hypnotisierten Personen genauso aktiv wie bei wachen Menschen. Das lässt den Rückschluss zu, dass die Paralyse, die bei Hypnotisierten auftritt, weniger eine Hemmung dieser Motoneurone ist. Sie sind aktiv – aber die Verbindung zwischen den „befehlenden“ Nervenzellen und den Nervenzellen, die die Befehle an die Muskeln weitergeben, scheint während der Hypnose unterbrochen zu sein.
Hirnregion Precuneus, eine winzige Struktur in den Falten der Scheitellappen
Zudem sei auch während der Entspannung der Precuneus besonders aktiv.
Precuneus |
Auch bei Wachkomapatienten rührt sich der Prenuceus nur wenig.
Und: Wenn wir schlafen, sind unsere Bewegungsnervenzellen wenig aktiv – anders als bei den aktiven, aber nicht instruierten Bewegungsneuronen unter Hypnose.
(Andere Brain-Scan-Untersuchungen haben aber auch gezeigt, dass Gähnen das Precuneusareal, aktiviert. Anm. IPN/Forschung/Eggetsberger)
Durch die Abkopplung von den motorischen Ausführungsnervenzellen scheint es dem Gehirn besser möglich zu sein, sich „mit sich selbst“ zu beschäftigen. Die Außenwelt wird weitgehend ausgeblendet, das Gehirn bleibt aber dennoch aktiv. Das erklärt auch, dass Hypnotisierte nach der Trance von einem intensiven Farbgefühl berichten.
Hypnose und Lernen
Hypnoseeintritt (Eggetsberger-Lab) |
Auch die Genetiker haben mittlerweile einen kleinen Teil zur Erklärung der Hypnose geliefert. So fallen Menschen, die einer Hypnose gegenüber positiv eingestellt sind, leichter in Trance. Und noch leichter fällt es, wenn sie die entsprechende Erbanlagen mitbringen. (Aber im Prinzip ist jeder Mensch hypnotisierbar. Bei manchen dauert es nur etwas länger um eine tiefe hypnotische Trance einzuleiten. Anm. IPN/Forschung/Eggetsberger)
Quelle: Fachjournal Neuron
Veröffentlicht von IPN-Lab Hirnforschung - Hypnose