"Ehefrauen müssen zufrieden mit ihrer Beziehung sein, um einen Gewinn für die Gesundheit zu erlangen", erläutert Harry Reis von der University of Rochester. Frühere Studien hätten nahegelegt, dass eine Heirat für Frauen weniger wohltuend ist. Doch diese Studie liefere ein differenziertes Bild, indem der Grad der Zufriedenheit einbezogen wird. "Eine gute Ehe geht unter die Haut, egal ob man männlich oder weiblich ist", sagt Reis. Gemeinsam mit seiner Kollegin Kathleen King hatte Reis die Genesung von 225 Frauen und Männern untersucht, die zwischen 1987 und 1990 einen so genannten Koronararterien-Bypass erhalten hatten. Bei dieser Operation wird ein verengtes Herzkranzgefäß überbrückt. Ein Jahr nach dem Eingriff befragten die Forscher verheiratete Teilnehmer, wie glücklich sie in ihrer Beziehung sind. Außerdem berücksichtigten sie bekannte Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen, darunter Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Depressionen oder Tabakkonsum.
Das Ergebnis: Insgesamt hatten Verheiratete mehr als doppelt so hohe Chancen, fünfzehn Jahre nach der Operation noch am Leben zu sein. Am stärksten war der Effekt bei zufriedenstellenden Beziehungen. Zum Zeitpunkt der Untersuchung lebten noch 83 Prozent der Frauen aus glücklichen Ehen. Bei denjenigen, die unglücklich in ihrer Beziehung waren, waren es dagegen nur 27 Prozent. Die Überlebensrate bei zufriedenen Männern lag ebenfalls bei 83 Prozent. Doch auch von den weniger glücklich Verheirateten überlebten mit 60 Prozent immer noch deutlich mehr als in der Vergleichgruppe der unverheirateten Männer - hier waren es nur 36 Prozent.
Vielschichtige Gründe für den Effekt
Die Gründe für diesen Zusammenhang liegen in vielen unterschiedlichen Faktoren, vermuten die Forscher. So belegen etwa frühere Studien, dass bei Menschen aus glücklicheren Ehen weniger Anzeichen entzündlicher Prozesse zu finden sind, wie sie mit der Entstehung von Herzkrankheiten in Zusammenhang gebracht werden. Die Unterstützung und Überlebensmotivation seitens des Partners spiele eine Rolle dabei, die physiologischen Mechanismen für das Fortschreiten der Erkrankung zu beeinflussen, schreiben Reis und King.
Quelle: "Marriage and Long-term Survival after Coronary Artery Bypass Grafting", Kathleen B. King, Harry T. Reis, Health Psychology, Online-Publikation