Donnerstag, 3. Oktober 2013

Negative Erinnerungen können im Schlaf zum Guten manipuliert werden

Womöglich kann man den Schlafzustand gezielt dafür nützen, Ängste zu verlernen.
Im Schlaf neue Dinge zu lernen wird zwar ein Traum bleiben. Aber womöglich kann man ihn gezielt dafür nützen, Ängste zu verlernen. Das berichten Forscher um Katherina Hauner von der Northwestern University in Chicago nach einem Experiment mit 18 Erwachsenen.

Durch Schlaf negative Erinnerungen löschen
Hintergrund: Die Forscher ließen die Studienteilnehmer zunächst einen bestimmten Duft riechen, während sie ihnen Porträtfotos von zwei Personen zeigten. Beim Anblick eines der beiden Fotos wurde den Probanden ein elektrischer Schlag in den Fuß verabreicht. Bald kamen die Teilnehmer schon beim Anblick des "Stromschlag"-Fotos ins Schwitzen. Dann wurde der Versuch mit anderen Fotos und Düften wiederholt. Unmittelbar danach wurden die Teilnehmer nun aber ins Bett geschickt. Und sobald sie in der Tiefschlafphase waren, bekamen sie lediglich einen der als unangenehm assoziierten Düfte erneut zu riechen.

Alleine schon der bedrohliche Duft brachte die Schläfer zwar ins Schwitzen. Doch mit zunehmender Schlafdauer wurde diese Reaktion schwächer, schreiben die Forscher im Fachblatt "Nature Neuroscience". Und sahen die Teilnehmer nach dem Aufwachen das zugehörige "Stromschlag"-Foto wieder, war die Reaktion viel schwächer als beim Anblick jenes Stromschlag-Fotos, dessen Duft sie nicht gerochen hatten.

Das heißt also: Zuvor, im Wachzustand, war Angst in die Gehirne gebracht worden, durch das klassische Pawlow'sche Konditionieren: Die Probanden hatten wie schon gesagt leichte Elektroschocks erhalten, als sie Fotos von zwei Personen betrachteten und zugleich unterschiedliche Düfte wahrgenommen, Minze oder Zitrone etc. Dabei war messbar der Schweiß ausgetreten (als messbare Angstreaktion). Diese Schweiß-Reaktion konnte man auch messen, wenn die Testpersonen im Schlaf den gleichen Duft wahrnahmen, den sie beim Elektroschock riechen konnten. Wenn sie den Geruch aber im Schlaf ausgesetzt waren, der Elektroschock aber nicht kam, verlor sich die Angst auch nach dem Erwachen. Die Aktivitäten des Gehirns änderten sich auch dort wo die Angst sitzt, in der Amygdala den Alarmzentren des Gehirns. Das heißt die Amygdala war weniger stark aktiv, weniger stark in Alarmbereitschaft.
Die Forscher vermuten, dass die schlechte Erinnerung im Schlaf überschrieben wurde.
Quelle: Nature Neuroscience/ LINK: http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/abs/nn.3527.html
PDF mit ergänzende Text und Zahlen (2.857 KB): http://www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/extref/nn.3527-S1.pdf