Donnerstag, 24. Oktober 2013

Unser Gehirn merkt sich Armut ein Leben lang - Armut ändert nachhaltig die Gehirnfunktion

Armut ist eine mentale Krankheit und bewirkt später auch körperliche Krankheiten


Armut in der Kindheit kann über unsere Zukunft entscheiden!
Wenn ein Kind in Armut aufwächst, kann diese Erfahrung das gesamte weitere Leben prägen - und zwar wörtlich, wie US-Forscher herausgefunden haben: Sie wiesen nach, dass gewisse Gehirnfunktionen bis ins Erwachsenenalter negativ verändert bleiben, selbst wenn die Betroffenen dann bereits wohlhabender geworden sind. Besonders jene Teile des Gehirns, die für die Kontrolle von Emotionen zuständig sind, reagieren bei Menschen anders, die in ihrer Kindheit Armut erleben mussten, berichten der Psychologe Pilyoung Kim von der Universität Denver (USA) und seine Kollegen.

Armut ist auch ein gesundheitliches Problem
Dass das nicht nur ein soziales, sondern auch ein massives gesundheitliches Problem ist, belegen zwei Studien, indem sie die empirische Unterfütterung für eine bereits häufig gemachte Beobachtung liefern: Wachsen Menschen in Armut oder unter traumatisierenden Umständen auf, werden sie als Erwachsene häufiger krank, wobei Depressionen, neurodegenerative Erkrankungen und Krebs besonders oft vorkommen.

Die direkte Verbindung (in biologischer Hinsicht) zwischen den kindlichen Erlebnissen und dem Gesundheitszustand im Erwachsenenalter wurde nun in Ansätzen gefunden.
Schon 2012 zeigte eine Studie, dass Gewalt gegen Kinder sogar ihr Erbgut verändern kann. Kim und Cohen ergänzen dieses "Linkpuzzle" um ein weiteres Element: die Gehirnfunktionen (!!!).
Um Testpersonen zu finden, griffen Pilyoung Kim und seine Kollegen auf eine ältere Studie zu Armut am Land zurück. Sie machten insgesamt 49 Personen ausfindig, deren Familien an bzw. unter der Armutsgrenze lebten, als sie neun Jahre alt waren. Zum Zeitpunkt des Tests waren diese Personen 24 Jahre alt.

Der Test
Den Testpersonen und einer Kontrollgruppe wurden unterschiedliche Bilder gezeigt, einige zeigten harmonische Szenen, manche neutrale Motive, andere erschreckende und abstoßende Aufnahmen. Bei allen Testpersonen wurde die individuelle Reaktion über funktionelle Magnetresonanz (fMRT) festgehalten, außerdem konnten sie ihre unmittelbaren Emotionen durch Drücken entsprechender Knöpfe signalisieren.

Armut - höherer Stresslevel
Bei den Versuchsteilnehmern mit einer Kindheit in Armut reagierten jene Teile des Gehirns, die für die Steuerung von Emotionen zuständig sind, anders als bei nicht durch Armut vorbelasteten Menschen. Der präfrontale Kortex war weniger aktiv, weshalb er seine eigentliche Aufgabe nicht wahrnehmen konnte - nämlich die Amygdala als Zentrum für die Erkennung von Bedrohungen und Stressalarm zu steuern. Die Menschen konnten ihre Emotionen weniger kontrollieren und fühlten sich viel stärker gestresst.

Das Interessante dabei: Die aktuelle ökonomische Situation (also ob diese Menschen nun
Not, Mangel, eine Krankheit
wohlhabender waren) änderte an der Reaktion des Gehirns nichts mehr, das heißt auch ein hohes Einkommen verringerte die belastenden Stressgefühle nicht. "Der durch Armut verursachte emotionale Stress in der Kindheit dürfte das Gehirn nachhaltig beeinflusst bzw. geprägt haben", schreiben die Forscher und bekommen von einer zweiten aktuellen Studie Unterstützung: Matthew Malter Cohen von der Cornell University und seine Kollegen zeigen, dass Kindern, die zumindest zeitweise in einem Heim untergebracht waren, häufig Probleme haben, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Sie konzentrieren sich zu sehr auf potenzielle Bedrohungen und werden dadurch permanent abgelenkt (auch das wird über die überaktivierten Amygdalae gesteuert)Und auch hier gilt: Die Prägung des Gehirns bleibt für "immer" erhalten, auch wenn der Stressauslöser nicht mehr da ist. Der permanent höhere Stresslevel könnte wiederum zu mehr Erkrankungen und einer weniger guten Stressverarbeitung im Erwachsenenalter führen.


Die Schlussfolgerung ist bei beiden Forscherteams die gleiche: Chronischer Stress in der Kindheit (z.B. durch Armut und Not) sollte möglichst vermieden werden, den dieser wirkt sich dauerhaft auf unser weiteres Leben aus. Überlegungen zu einer Kindergrundsicherung, um zumindest eine grundlegende wirtschaftliche Absicherung zu gewährleisten, erhalten damit wissenschaftlichen Rückenwind.

Quellen - 2 Studien: Proceedings of the National Academy of Sciences - 1. Studie "Effects of childhood poverty and chronic stress on emotion regulatory brain function in adulthood" (DOI:10.1073/pnas.1308240110) und 2. Studie " Early-life stress has persistent effects on amygdala function and development in mice and humans" (DOI:10.1073/pnas.1310163110).
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Hinweis: Voraussetzung für den Besuch des Seminars Theta-X Success ist der Besuch des Theta-X Basisseminars. 

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