Trotz diesem kurzen Schließen der Augen (blinzeln) lässt es das Gehirn für uns nicht dunkel werden. Wie unser Gehirn solche kurzen Unterbrechungen ausgleicht, berichtet das Leibniz-Institut für Primatenforschung. Die Göttinger Neurowissenschafter Caspar Schwiedrzik und Sandrin Sudmann sind dieser Überbrückungsleistung des Gehirns nachgegangen, indem sie zusammen mit Kollegen aus den USA Epilepsie-Patienten untersuchten.
Dabei haben sie eine Gehirnregion identifiziert, die für das Wahrnehmungsgedächtnis eine entscheidende Rolle spielten dürfte. An der Universität von New York hatten die Wissenschafter die Gelegenheit, bei Epilepsie-Patienten, die zur Behandlung ihrer Krankheit vorübergehend Elektroden ins Gehirn implantiert bekommen hatten, die Aktivität dieser Gehirnregion (des mittleren präfrontalen Kortex) zu beobachten. ...
Hintergrund: Die Probanden bekamen auf einem Bildschirm ein Punktegitter zu sehen und sollten angeben, in welcher Orientierung – zum Beispiel horizontal oder vertikal – sie die dargestellten Punkte wahrnehmen. Dann wurde ihnen ein zweites Punktegitter gezeigt und sie sollten wieder angeben, in welcher Orientierung sie die Punkte wahrnehmen. War es beide Male die selbe Orientierung, so wurde dies als Hinweis darauf gewertet, dass die Probanden die Information aus dem ersten Durchgang genutzt hatten, um auf den zweiten Durchgang zu schließen.
Während die Versuchspersonen die Aufgabe durchführten, wurde die Aktivität ihrer Nervenzellen im präfrontalen Kortex gemessen. Bei einer Patientin war diese Gehirnregion aufgrund ihrer Krankheit teilweise entfernt worden, sie konnte von der vorherigen Information nicht auf die aktuelle Aufgabe schließen, bei ihr gab es den Gedächtniseffekt also nicht. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass der mittlere präfrontale Kortex aktuelle Sehinformationen mit zuvor gewonnenen Informationen abgleicht und somit dazu beiträgt, dass wir die Welt stabil wahrnehmen, auch wenn wir die Augen beispielsweise beim Blinzeln kurz schließen", sagt Schwiedrzik.
Nachwirkende Wahrnehmung: Auf diese Weise gleicht das Gehirn Unterbrechungen der tatsächlichen Wahrnehmung – ob durch Blinzeln oder Perspektivenwechsel aufgrund von Bewegungen – aus und sorgt für ein stabiles Bild. Der Effekt kann sich allerdings laut den Forschern auch auf höhere kognitive Leistungen auswirken: "Auch wenn wir einen Gesichtsausdruck sehen, beeinflusst diese Information die Wahrnehmung des nächsten Gesichtes, das wir anschauen", nennt Schwiedrzik ein Beispiel (!).
Quellen ©: Leibniz-Institut für Primatenforschung/Caspar Schwiedrzik, Sandrin Sudmann, u.a.
Quellen ©: Leibniz-Institut für Primatenforschung/Caspar Schwiedrzik, Sandrin Sudmann, u.a.
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