Der Hirnbereich für die Daumensteuerung (motorische und sensorische Rinde) ist bei Jugendlichen in den vergangenen Jahren sprunghaft angewachsen, er hat sich enorm vergrößert, das zeigen englische Studien. Nicht einmal durch ein tägliches Daumentraining über mehrere Stunden wäre dies laut Hüther kaum in diesem Ausmaß zu beobachten. "Treibender Faktor ist die Begeisterung, mit der Jugendliche mit anderen über SMS kommunizieren. Das Gehirn ist kein Muskel, den man beliebig zwingen und belehren kann, sondern braucht für die Weiterentwicklung die richtige emotionale Anregung."
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Will man das Gehirn verändern ist ein Emotionaler Bezug zu Lerninhalten nötig
Die Bedeutung von Lerninhalten oder dem Lernen selbst macht sich laut dem Göttinger Forscher durch die Aktivierung der Emotionszentren im Mittelhirn bemerkbar. "Bei dem Kribbeln, das man dabei verspürt, werden im Gehirn Neuroplastische Botenstoffe ausgeschüttet - Dopamin oder Peptidhormone wie etwa Endorphine. Diese sind wie "Weichmacher", die das Gehirn dort verformbar machen, wo es gebraucht wird", so der Experte. Je deutlicher Menschen in ihrer Ausbildung ein Berufsziel vor Augen haben, desto eher meistern sie demnach die Hürden auf dem Weg dorthin.
Auch der Hypokampus im Gehirn von Taxifahrer verändert sich nachweislich
Einen Hinweis dafür liefert eine Studie an Londoner Taxifahrern. Schon seit Jahren weiß man, dass bei dieser Berufsgruppe der Hippocampus vergrößert ist - eine für das Gedächtnis und 3D-Bewegung zuständige Gehirnregion. Nun bestätigten Kernspin-Tests bei Taxifahrer-Kandidaten vor und nach dem mehrjährigen Kurs, dass diese Veränderung erst beim geforderten Einprägen der 25.000 Straßen geschieht, berichtet Eleanor Maguire vom University College London in der Zeitschrift Current Biology.
Dr. Hüther sieht seine These darin bestätigt, dass das Hippocampus-Wachstum nur bei den Taxi-Aspiranten eintrat, die die Prüfung bestanden. "Offensichtlich gelingt nur jenen die Umstrukturierung des Gehirns, die sich tatsächlich für diesen Beruf begeistern", so der Forscher. Allerdings verabsäumte die Studie, den Faktor Motivation gesondert zu untersuchen. "Die Gescheiterten gaben teils an, dass sie nicht genug Zeit oder Geld zum Lernen hatten, während anderen die Prüfung einfach zu schwer war", so die britische Studienleiterin Maguire gegenüber pressetext.
Ziel verstärkter Motivationsantrieb
Entscheidend dürfte der Motivationsantrieb besonders für den Schulunterricht sein. "Bildung gelingt dort, wo Lehrer das Interesse der Schüler für Lerninhalte wecken, einen leistungsorientierten Teamgeist entstehen lassen und auch emotional betroffen machen. Schüler müssen herausfinden, was ein Thema für sie selbst bedeutet", erklärt Hüther. In den meisten Schulen bestehe hier derzeit noch enormer Aufholbedarf.
Quelle: Universität Göttingen http://psychiatrie-uni-goettingen.de
Quelle2: University College London http://www.fil.ion.ucl.ac.uk/ und Zeitschrift "Current Biology", Bildquelle: Unbekannt