Mittwoch, 7. März 2012

Wo im Gehirn die Abenteuerlust wohnt


Der Drang nach Neuem ist im Gehirn fest einprogrammiert - das Gehirn sucht immer neue Abenteuer. Abenteuerlust und die ständige Suche nach neuen Erfahrungen und Eindrücken sind tief im Gehirn des Menschen verankert: Sobald der Mensch zwischen Handlungen mit bekanntem oder unbekanntem Ausgang wählen muss, sorgt ein Belohnungsmechanismus im Gehirn dafür, dass die Wahl auch immer mal auf das Neue fällt. Das haben britische Forscher um Bianca Wittmann vom University College London mit Hilfe von Gehirnscans an Testpersonen herausgefunden. Immer wenn sich die Probanden in einem Spiel auf etwas Neues einließen, war eine bestimmte Hirnregion aktiv, die in Verbindung mit dem Belohnungszentrum des Gehirns steht.


Belohnungszentrum des Gehirns (gelb)
Die Forscher zeigten 15 Testpersonen eine Reihe von Landschaftsbildern auf einem Bildschirm. Wenn die Probanden auf die Bilder klickten, erfuhren sie, ob sie ein Britisches Pfund gewonnen hatten oder nicht. 32 Bilder und der damit verbundene Preis waren den Testpersonen schon vor dem Spiel bekannt. Der mit 32 weiteren Bildern verbundene Gewinn war zunächst unbekannt. Die Mitspieler klickten während des Spiels auch immer wieder auf die neuen Bilder, während die Forscher mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie den Gehirnen bei der Arbeit zusahen.

Bei der Wahl neuer Optionen im Spiel stieg die Aktivität in einem bestimmten Bereich des vorderen Großhirns an, der entwicklungsgeschichtlich sehr alt ist, entdeckten die Forscher. Prozesse, die darin ablaufen, seien daher für Menschen wie auch für Tiere besonders wichtig. Die Forscher vermuten, dass diese Hirnprozesse das Belohnungssystem immer dann anstoßen, wenn Menschen oder Tiere Neues ausprobieren. Das Gehirn verspricht somit einen Bonus immer dann, wenn die Wahl auf Neues fällt.

In der Entwicklung von Mensch und Tier kann sich dieses Verhalten auszahlen, erklären die Forscher. Nur durch ständiges abenteuerlustiges Ausprobieren können neue Nahrungsquellen oder Lebensräume erschlossen werden. Die Forscher konnten zwar diese Form der Neugierde als Flackern im Gehirn ausfindig machen. Welche konkreten Stoffwechselvorgänge damit verbunden sind, können sie aber noch nicht sagen.

Marketingexperten haben sich dieses Verhaltensmuster von Menschen längst zueigen gemacht, indem sie immer wieder alten Wein in neue Schläuche füllen: Manchmal reicht eine neue Verpackung, um das Käuferinteresse an einem alten Produkt wieder anzuregen, erläutert Wittmann.
Quelle: Bianca Wittmann (University College London) et al.: Neuron, Bd. 58, S. 96;
LINK: http://www.cell.com/neuron/home