Falsche Mammografie-Screenings (Methode zur Früherkennung von Brustkrebs) verursacht unnötige Brustkrebs-Therapien
Mammografie-Screening Diagnose nicht immer richtig |
„Wenn 2.500 Frauen zum Screening eingeladen werden, dann wird bei 20 von ihnen korrekt Brustkrebs entdeckt, eine wird dadurch vor dem Tode bewahrt und sechs bis zehn Frauen werden überdiagnostiziert“, schreiben Mette Kalager von der Harvard School of Public Health in Boston und ihre Kollegen. Das habe die Studie an knapp 40.000 Brustkrebspatientinnen in Norwegen gezeigt.
Diagnose invasiver Brustkrebs
Aus der Auswertung geht hervor, dass in Landesteilen mit regelmäßigen Screenings weitaus mehr Frauen die Diagnose invasiver Brustkrebs erhielten als in Landesteilen ohne Screening-Programm. 18 bis 25 Prozent dieser Frauen seien überdiagnostiziert worden, meinen die Forscher. Andere Faktoren hätten diese Unterschiede nicht erklären können.
Trotz dieser erschreckenden Ergebnisse stellen die Wissenschaftler den Nutzen der Mammografie nicht in Frage (???). Sie fordern aber eine bessere Aufklärung der Patientinnen über das Risiko solcher falsch-positiven Diagnosen. „Für die betroffenen Frauen, aber auch für das Gesundheitssystem, bedeuten solche Überdiagnosen eine sehr große Belastung“, meinen die Wissenschaftler.
Das Screening soll die Krebs-Früherkennung verbessern
Die regelmäßige Untersuchung der Brust durch Mammografie soll Brustkrebs schon in einem möglichst frühen Stadium finden und damit die Überlebenschance der betroffenen Frauen erhöhen. Dass dies der Fall ist, zeigten erst vor kurzem Daten aus den Niederlanden. Dort sind die Todesfälle durch Brustkrebs nach 20 Jahren solcher Reihenuntersuchungen deutlich zurückgegangen. (Anm.: Fragt sich natürlich, ob da in der Statistik auch die falsch Diagnostizierten als geheilt eingeflossen sind?)
Doch die Kehrseite der Screenings sind die sogenannten Überdiagnosen: Es gibt Brustkrebsformen, die ruhen oder so langsam wachsen, dass die betroffenen Frauen bis zu ihrem Lebensende nichts davon merken würden. Diese Fälle könne die Mammografie nicht verlässlich von den gefährlichen Tumoren unterscheiden, konstatieren Kalager und ihre Kollegen. Sie würden daher als Brustkrebs diagnostiziert und unnötigerweise behandelt. Der Anteil solcher Überdiagnosen war bisher strittig.
Gestaffelte Einführung der Mammografie
Für ihre Studie hatten die Forscher Daten des nationalen Mammografie-Programms in Norwegen ausgewertet. Dort wurde 1996 in einigen Landesteilen, seit 2005 landesweit allen Frauen im Alter über 50 Jahre eine kostenlose Mammografie-Untersuchung alle zwei Jahre angeboten.
Die gestaffelte Einführung nutzten die Wissenschaftler, um die Krebsdiagnosen in den jeweiligen Landesteilen vor und nach Beginn des Screenings zu vergleichen. Zusätzlich verglichen sie auch die Veränderungen zwischen Landesteilen mit Screening und ohne. Durch diesen doppelten Vergleich konnten die Wissenschaftler vermeiden, dass beispielsweise Fortschritte in der Therapie und in anderen Früherkennungsmethoden im Verlauf der Zeit die Ergebnisse verfälschten.
(Annals of Internal Medicine, 2012)
Quelle: Annals of Internal Medicine/dapd, 03.04.2012-NPO/