Montag, 7. Mai 2012

Zusammenhang zwischen Dopamin, Gehirn und Bulimie entdeckt

Warum leiden einige Menschen an Bulimie (Magersucht)
Dieser Frage sind Wissenschaftler auf den Grund gegangen und haben dabei entdeckt: Es gibt offenbar einen Zusammenhang zwischen der Konzentration des Nervenbotenstoffs Dopamin im Hirn und der Anfälligkeit für Bulimie.

Was sich bei Bulimie im Gehirn abspielt
Forscher haben einen Zusammenhang zwischen Dopamin und Bulimie gefunden.
Den Wissenschafltern zufolge könnte das eine neue Grundlage sowie der Ausgangspunkt für eine Behandlung der Bulimie sein. Schätzungen zufolge sind aktuell etwa 80.000 vorwiegend junge Frauen sowie 8.000 Männer von Bulimie oder Ess-Brech-Sucht betroffen. Kennzeichen dieser komplexen psychischen Störung sind Heisshungerattacken und unkontrollierte Essanfälle, auf die jeweils Gegenmassnahmen wie etwa Erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln folgen, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Die Forscher wollten aber genau verstehen, woher die Lustattacken kommen und wie es dann dazu kommt, dass Betroffene einen solchen Ekel entwickeln, dass sie sich nach dem Essen übergeben. Das Verhaltensmuster ist fast bei allen von Bulimie Betroffenen gleich.
Neben psychotherapeutischen Massnahmen kommen in der Behandlung von Bulimikerinnen oft auch Anti-Depressiva zum Einsatz, die den Haushalt des Nervenbotenstoffes Serotonin regulieren. Doch diese Medikamente wirken in einigen Fällen nicht. Dann sollten Ärzte auch andere Wirkstoffe in Erwägung ziehen, denn bei der Bulimie spielen auch andere Botenstoffe wie etwa Dopamin eine wichtige Rolle, wie Gregor Hasler von der Universitäts- und Poliklinik für Psychiatrie Bern und Kolleginnen und Kollegen vom Universitätsspital Zürich nun in einem klinischen Versuch nachgewiesen haben.

Die Forschenden verabreichten 19 Frauen, die früher in ihrem Leben an Bulimie litten, sowie 31 gesunden Frauen eine Substanz, die Nervenzellen daran hindert Dopamin herzustellen und dadurch die Konzentration dieses Nervenbotenstoffs im Hirn vorübergehend senkt. Dabei zeigte sich einerseits, dass das Belohnungssystem im Hirn der Frauen, die früher an Bulimie litten, weniger robust ist als dasjenige der Gesunden und auf Schwankungen in der Konzentration des Botenstoffs Dopamin stärker reagiert. Unter Dopamin-Mangel fiel es diesen Frauen viel schwerer, in psychologischen Tests ihre Antworten an sich verändernde Belohnungsreize anzupassen. «Ich bin zuversichtlich, dass psychologische Methoden, die das Belohnungssystem stärken können, auch zur Vorbeugung und Behandlung der Bulimie wirksam sind», sagt Hasler.

Andererseits lösten die fehlenden Botenstoffe bei einigen Frauen einen leichten Rückfall aus. In telefonischen Interviews berichteten sie von einem stärkeren Essdrang, eine Frau hatte sogar wieder einen Essanfall. Aber daraus schliessen die Forschenden, dass es umgekehrt auch möglich sein müsse, der Bulimie mit korrigierenden Eingriffen in den Botenstoffhaushalt Einhalt zu gebieten. «Doch wir stehen erst am Anfang. Das therapeutische Potential von Medikamenten, welche die Konzentration von Dopamin im Hirn stabilisieren, muss noch getestet werden», sagt Hasler.
Quellen: Gregor Hasler von der Universitäts- und Poliklinik für Psychiatrie Bern und Kolleginnen und Kollegen vom Universitätsspital Zürich


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