Samstag, 21. Juli 2012

Bei hellem Licht trainieren macht Sportler viel leistungsfähiger

Wer nachmittags und abends bei hellem Licht trainiert, ist ausdauernder und leistungsfähiger. Das gilt vor allem bei den Menschen, die zu den sogenannten Lerchen gehören und von Natur aus Frühaufsteher sind.

Das hat ein internationales Forscherteam in einem Experiment herausgefunden. In diesem schnitten Probanden auf einem Fahrradergometer-Test besser ab, wenn sie hellem Licht ausgesetzt wurden. Langschläfer profitierten deutlich weniger von diesem Energieschub: Ihre Trainingsleistungen veränderten sich je nach Beleuchtung weniger als bei den Lerchen. Diese Ergebnisse zeigten erstmals, dass helles Licht nicht nur die Wachheit und geistige Leistung verbessere, sondern auch die körperliche Leistung, berichten die Forscher im Fachmagazin "PLoS ONE". Die Stärke dieses Effekts hänge vom Zeitpunkt und von der individuellen inneren Uhr ab.

Licht hat einen großen Einfluss auf unsere innere Uhr, denn es dient ihr als Zeitgeber für unsere Wach- und Schlafphasen. Unter anderem ist es deshalb wichtig, sich bei einem Jetlag möglichst viel bei Tageslicht im Freien aufzuhalten. Schon länger bekannt ist auch, dass Menschen während der Nachtschicht bei hellem Licht wacher und konzentrierter arbeiten. Das Licht trägt dazu bei, ihre innere Uhr auf "wach" zu programmieren. Ob sich dieser positive Effekt des hellen Lichts auch auf körperliche Leistungen auswirkt, sei bisher nicht bekannt gewesen. Das habe man erst jetzt mit dieser Studie belegt, sagen Thomas Kantermann von der Universität Groningen in den Niederlanden und seine Kollegen. Zu diesen gehörten auch Forscher der Technischen Universität und der Ludwigs-Maximilians Universität München.

Nach Ansicht der Forscher eröffnet der neu entdeckte Zusammenhang zwischen der inneren Uhr, Beleuchtung und Leistungsfähigkeit neue Möglichkeiten beim Sport. Stimme man das Training auf den individuellen Zeittyp des Sportlers ab und sorge für helles Licht, ließe sich die Leistung wahrscheinlich verbessern. Zudem könnte man durch gezielte Beleuchtung auch die innere Uhr des Sportlers optimal auf den Zeitpunkt eines Wettkampfes vorbereiten.
Im Rahmen der Studie absolvierten 43 junge männliche Probanden zwei jeweils 40-minütige Tests auf einem Fahrradergometer. Ihre körperliche Leistung wurde über Puls, den Laktatwert im Muskel und den Sauerstoffverbrauch ermittelt. Während des Tests und 160 Minuten davor wurden die Teilnehmer entweder hellem Licht von 4.420 Lux oder weniger hellem Licht von 230 Lux ausgesetzt. Alle Tests fanden nachmittags statt. Die Forscher wählten den Zeitpunkt so, dass die Mitte der nächtlichen Schlafperiode bei den Frühaufstehern 14,5 Stunden zurücklag, bei den Langschläfern rund 11,5 Stunden.

Das Ergebnis: "Bei allen Probanden erhöhte sich die Leistung bei hellem Licht gegenüber dem Test in dunklerer Umgebung", schreiben Kantermann und seine Kollegen. Bei den Langschläfern sei dieser Unterschied nicht signifikant hoch gewesen, bei den Frühaufstehern dagegen schon. Für sie sei die Lichtgabe offenbar in der richtigen Phase ihres inneren Rhythmus gekommen, um leistungssteigernd zu wirken. "Sie hatten daher den größeren Nutzen und berichteten auch selbst, sie seien stärker motiviert gewesen", sagen die Forscher.
Quelle: Fachmagazin "PLoS ONE" (doi:10.1371/journal.pone.0040655).