Dauerhaft erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol kann zur Entwicklung einer Fettleber führen. Wie genau es dazu kommt, haben Heidelberger Forscher aufklären können. Das Hormon verändert die Genaktivität in Leberzellen derart, dass diese weniger fettabbauende Enzyme bilden.
“Wir haben hier einen zentralen Mechanismus entdeckt, der im Mittelpunkt vieler krankhafter Stoffwechselstörungen steht”, erklärt Stephan Herzig vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Mit der Entwicklung einer Fettleber steigt unter anderem das Risiko für eine brisante Kombination aus Fettleibigkeit, Diabetes und Bluthochdruck und damit letztlich für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Dass erhöhte Konzentrationen von Glucocorticoid-Hormonen die Fetteinlagerung in der Leber begünstigen, war bereits von Patienten bekannt, die tumorbedingt einen erhöhten Cortisolspiegel aufweisen oder über lange Zeit mit Cortison behandelt wurden. “Jetzt wissen wir auch, wie die Zusammenhänge auf molekularer Ebene aussehen”, so Herzig weiter.
Versuchsweise schalteten die Forscher bei Mäusen den Glucocorticoid-Rezeptor aus. Nachdem dieses Protein passende Hormonmoleküle gebunden hat, kann es sich im Zellkern an die DNA anlagern und so die Aktivität verschiedener Gene beeinflussen. Tatsächlich normalisierte sich nach seiner Stummschaltung der Fettstoffwechsel der Leberzellen wieder, berichten die Forscher im Fachzeitschrift “Cell Metabolism”.
Weitere Untersuchungen offenbarten, wie dieser Effekt im Detail zustande kommt. Demnach unterdrückt der Glucocorticoid-Rezeptor die Bildung des Proteins Hes1 (Hairy and Enhancer of Split 1). Hes1 ist selbst wiederum ein Transkriptionsfaktor, der die Aktivität mehrerer Gene steuert. Im Falle der Leberzellen scheint er unter anderem die Herstellung mehrerer Enzyme zu fördern, die am Abbau von Speicherfetten beteiligt sind. Mehr Cortisol im Blut führt daher, vermittelt durch den Glucocorticoid-Rezeptor und HES1, zu einem gedrosselten Fettabbau in der Leber.
Forschung: Ulrike Lemke, Anja Krones-Herzig und Stephan Herzig, Nachwuchsgruppe Molekulare Stoffwechselkontrolle, Deutsches Krebsforschungszentrum und Zentrum für Molekulare Biologie an der Universität Heidelberg, Heidelberg; und andere
Quelle: Veröffentlichung Cell Metabolism, Vol. 8, pp 212-23, DOI 10.1016/j.cmet/