USA / Boston – Der regelmäßige Verzehr von Erdbeeren und Heidelbeeren war in einer prospektiven Beobachtungsstudie mit besseren kognitiven Leistungen in Alter verbunden. Die Autoren führen dies in den Annals of Neurology auf den Gehalt an Anthocyane und Flavonoide zurück.
Flavonoide sind Farbstoffe, die in Blüten und Früchten nicht nur Insekten und Vögel anlocken sollen. Sie schützen die Pflanzen auch vor UV-Licht und einer Oxidation. Besonders kräftig färben die Anthocyane, die zahlreichen Beeren ihre dunkelblaue bis schwarze Farbe verleihen. Die Inhaltsstoffe gelangen nach dem Verzehr ins Blut. Ernährungswissenschaftler schreiben ihnen seit längerem eine gesundheitsfördernde Wirkung zu, was sich allerdings schwer beweisen lässt.
Als Indiz werden neben tierexperimentellen Studien immer wieder die Ergebnisse von prospektiven Beobachtungsstudien angeführt. Eine der größten Unternehmungen dieser Art sind die Nurses' Health Studies. Seit 1976 befragen Forscher der Harvard Universität in Boston mehr als 120.000 Krankenschwestern regelmäßig nach deren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, um den Einfluss auf die Gesundheit zu erforschen. Zwischen 1995 und 2001 wurden 16.010 ältere Krankenschwestern ausführlichen kognitiven Tests unterzogen.
Die Harvard-Forscherin Elizabeth Devore und Mitarbeiter haben die Testergebnisse jetzt mit den früheren Angaben zur Ernährung in Beziehung gesetzt. Sie ermittelten eine signifikante Assoziation zwischen dem Verzehr von Erd- und (amerikanischen) Heidelbeeren zum kognitiven Abbau im Alter. Frauen, die diese Beeren häufiger verzehrt hatten, zeichneten sich durch eine vermehrte geistige Regsamkeit aus. Devore vergleicht das Ausmaß mit einer Verzögerung des normalen Alterungsprozesses um 1,5 bis 2,5 Jahre. Eine ähnliche Assoziation bestand mit der errechneten Zufuhr von Flavonoiden und Anthocyanen.
Wie immer bei Beobachtungsstudien ist eine kausale Zuordnung nicht eindeutig möglich. So ist vorstellbar, dass die höhere kognitive Kompetenz bei den Frauen die Einsicht in die Vorteile einer gesünderen Lebensweise gefördert hat. Dazu könnten neben dem Verzehr von Beeren noch andere Lebensstilfaktoren gehören, die ebenfalls dazu beigetragen haben könnten, die geistigen Funktionen im Alter zu erhalten.
Für Devore ist der Verzehr von Beeren jedoch eine einfach umzusetzende Empfehlung, die kaum schaden kann. Die etwaigen positiven Auswirkungen könnten angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung kaum unterschätzt werden, findet die Forscherin.
Quellen: Annals of Neurology (2012; doi: 10.1002/ana.23594) EurekAlert.org - Berries keep your brain sharp
LINK: http://www.eurekalert.org/pub_releases/2012-04/bawh-bky042512.php (Pressemitteilung des Brigham and Women's Hospitals)
LINK: http://eu.wiley.com/WileyCDA/PressRelease/pressReleaseId-103275.html (Pressemitteilung des Journals)
LINK: http://www.channing.harvard.edu/nhs/ (Nurses’ Health Studies)