Freitag, 17. Januar 2014

Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche - UN kritisieren Vatikan scharf

Kurz notiert
Fehlende Transparenz in Missbrauchsfällen
UN-Experten bemängeln, dass Untersuchungen zum sexuellen Missbrauch durch katholische Geistliche bisher stets unter Verschluss gehalten wurden.
Mitglieder eines UN-Komitees haben den Vatikan wegen mangelnder Transparenz im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche kritisiert. Der Vatikan weigere sich, die von den UN geforderten Angaben zum Umfang des Skandals und zu Tätern zu machen, bemängelten sie am vergangenen Donnerstag (16.Jänner 2014) bei der ersten öffentlichen Anhörung zum Thema vor dem Komitee für die Rechte des Kindes in Genf. 

Vatikan soll endlich alle Fakten vorlegen
Ungeachtet dessen müsse der Vatikan genaue Daten zum Umfang des sexuellen Missbrauchs in den Kirchen aller betroffenen Länder vorlegen, forderte das Komiteemitglied Hiranthi Wijemanne aus Sri Lanka. Sie bemängelte, dass Untersuchungen oft nur kirchenintern abliefen, ohne Einschaltung der Justiz. Der Vatikan weigert sich bis jetzt, konkrete Angaben vorzulegen!

Trotz Missbrauch immer noch im Dienst
"Warum wird nicht mehr für Transparenz getan?", fragte die Vorsitzende des UN-Gremiums, Sara De Jesus Oviedo Fierro. Sie verweisen unter anderem darauf, dass der emeritierte US-amerikanische Kurienkardinal William Joseph Levada 2012 erklärte habe, dem Vatikan seien im zurückliegenden Jahrzehnt mehr als 4000 Fälle von Kindesmissbrauch gemeldet worden (Anm.: viele wurden nicht gemeldet). Aussage der Komiteemitglieder "der Vatikan habe jedoch sehr wohl eine moralische Verantwortung". Sara De Jesus Oviedo Fierro äußerten auch Kritik daran, dass manche Geistliche trotz Missbrauchshandlungen nicht aus dem Kirchendienst entfernt worden seien. Papst Franziskus erklärte in seiner Frühmesse laut Radio Vatikan, zu Skandalen in der Kirche komme es dann, wenn die Menschen keine lebendige Beziehung zu Gott hätten. Anm.: Das sollten aber Bischöfe, Kardinäle und Priester haben! Wenn nicht die, wer sonst? Oder glaubt die Kirchenspitze selbst nicht was sie predigt? Kindesmissbrauch ist NICHT zu verzeihen!
Bildquelle: Fotolia
Update März 2014: VIDEO DER UNO








Update: Der Kinderschutz sollte ein „Hauptanliegen“ der katholischen Kirche sein


Je mehr Licht man in die Kirchengeschichte bringt, desto dunkler wird's.
Zutat: Heinrich Wiesner

Missbrauch: Prozess im Vatikan gegen Nuntius?
Einen Tag nach den UNO-Befragungen zu den Kinderschutzmaßnahmen des Vatikans am Donnerstag (16 Jänner 2014)
Probleme mit der Missbrauchsaffäre eines Nuntius - Erzbischof Jozef Wesolowski hatte den Posten in Santo Domingo

Vatikan-Diplomat Erzbischof Silvano Tomasi auf die Frage nach dem Vorgehen in der „Causa Wesolowski“ betont, es werde „mit aller Strenge vorgegangen, so wie sie jetzt bei der Straftat der Pädophilie vorgeschrieben ist“. Dabei verwies Tomasi auf die verschärfte Strafgesetzgebung von 11. Juli 2013. Für pädophile Übergriffe gebe es „keine Entschuldigung“.

RK-Kirche will alles lieber intern "lösen"!
Laut APIC ist somit zu erwarten, dass dem Nuntius, dessen Nichtauslieferung nach Santo Domingo bzw. Warschau vielseits Kritik am Vatikan ausgelöst hatte, jetzt im vatikanischen Gerichtsgebäude der Prozess gemacht wird. Einziger jüngerer Präzedenzfall ist der des Papstbutlers Paolo Gabriele im Zuge der Vatileaks“-Affäre. Unter anderem das US-amerikanische Netzwerk für Opfer pädophiler Priester (SNAP) äußerte sich dennoch enttäuscht. Der Papst Franziskus kündigte eine Kinderschutzkommission an, doch was wird die verhindern?

LINK: UNO-Ausschuss für die Rechte des Kindes: Übersicht
http://www.humanrights.ch/de/Instrumente/UNO-Organe/CRC/index.html
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Zur Erinnerung, auch Kardinäle sind sexuelle Straftäter ...

Missbrauchsaffäre Kardinal Hans Hermann Groër, Erzbischof von Wien
Am 27. März 1995 erhob im Nachrichtenmagazin „profil“ (Ausgabe 13/95) ein ehemaliger Schüler Groërs schwere Vorwürfe wegen seinerzeitigen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen gegen den Kardinal. Dieser hüllte sich darauf in Schweigen und trat am 6. April 1995 als Vorsitzender der Bischofskonferenz zurück. Der Vatikan reagierte wie immer „diplomatisch“: Groër wurde am 13. April 1995 Christoph Schönborn als Koadjutor-Erzbischof mit dem Recht auf Nachfolge beigestellt und mit Wirkung per 14. September 1995 sein schon am 13. Oktober 1994 – vor der „Affäre Groër“ – aus Altersgründen eingebrachtes Rücktrittsgesuch angenommen.

Die Affäre Groër führte in Österreich im März 1995 zu einem Kirchenvolksbegehren und vielen Kirchenautritten. Die Initiative Wir sind Kirche sammelte mehr als 500.000 Unterschriften für eine „grundlegende Erneuerung der Kirche Jesu“. Reformen seien notwendig, um der katholischen Kirche „wieder zu mehr Ansehen und Akzeptanz zu verhelfen“.

Auslöser der Affäre
1995 hielt Kardinal Groër eine Strafpredigt im Wiener Stephansdom. Kardinalerzbischof Hans Hermann Groer geißelte die Verwerflichkeit gleichgeschlechtlicher Liebe. Homosexuellen, befand der konservative Kirchenmann, eifrig die Bibel zitierend, bleibe das Himmelreich verschlossen (hört, - hört!).

Kardinal Groërs Grab vor dem Kloster Marienfeld, Niederösterreich. (So einfach geht/ging das!)
Nach dem Rücktritt zog sich Groër in das von ihm gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienfeld zurück. Am 1. September 1996 übertrug man ihm wieder ein kirchliches Amt als Prior des Hauses St. Josef in Maria Roggendorf, einem Ableger des Stiftes Göttweig, das er allerdings nach anhaltenden Vorwürfen am 5. Januar 1998 ebenfalls aufgeben musste.

Gewissheit erlangt!
Nachdem die Bischöfe Christoph Schönborn, Johann Weber, Georg Eder und Egon Kapellari in einer Stellungnahme erklärt hatten, dass sie zur „moralischen Gewissheit“ gelangt seien, dass die Vorwürfe gegen Groër „im Wesentlichen zutreffen“!
LINK: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Hermann_Gro%C3%ABr
und http://www.welt.de/print-welt/article551747/Der-Kardinal-der-allzu-sehr-die-Knaben-liebte.html