1914 - Schon vor hundert Jahren sah der deutsche Biologe Theodor Boveri im Mikroskop, dass in Krebszellen etwas nicht stimmte, nämlich die Chromosomenzahl.
Hintergrund. Gesunde Zellen sind diploid, sie haben zwei Chromosomensätze, Tumorzellen sind aneuploid, sie haben mehr Chromosomensätze oder weniger. Das geriet in Vergessenheit, spätestens, als Peter Duesberg, ein so selbstbewusster wie hartnäckiger Bayer, 1971 ein erstes Gen charakterisierte, das Krebs auslöst, das „Onkogen“ src. In den 1990er-Jahren schwor Duesberg dann wieder ab: Ein einzelnes Gen könne nicht so viel Schaden anrichten, hinter Tumoren stehe Aneuploidie, das große Durcheinander ganzer Chromosomen. Das klang plausibel, zumindest partiell: In vielen Tumoren finden sich Aneuploidien, nicht in allen und es gibt Aneuploidien, die nichts mit Tumoren zu tun haben, etwa die Trisomie 21, sie verursacht das Down-Syndrom. Plausibel war es doch!
Allerdings hatte Duesberg bei seinem Schwenk gerade seinen Ruf als Wissenschaftler ruiniert – er war die Speerspitze derer, die Aids nicht durch das HI-Virus verursacht sahen, sondern durch Aids-Medikamente –, zudem hatten immer feinere Genanalysen immer mehr Onkogene ans Licht gefördert. Seine Forschung gerieten wieder aus der Beachtung!
Acetylsalycylsäure und Resveratrol treiben Krebszellen in den Tod
Beide oben genannten Moleküle wachen über die Chromosomenzahl bzw. Fehler, die sich bei der Zellteilung einschleichen.
Und sie treiben tetraploide Zellen – die haben vier Chromosomensätze und stehen oft am Beginn der Tumoreentstehung – in den Zelltod, die Apoptose. Bemerkt hat das Guido Kroemer aus Paris, er hat – an Zelllinien von Mäusen und lebenden Mäusen – viele Substanzen auf Krebsprophylaxe gescreent (Pnas, 10. 2.): Neben Aspirin und Resveratrol wirken auch Statine – cholesterinsenkende Medikamente –, und sie wirken alle auf dem gleichen Weg, durch Aktivieren von Enzymen, Proteinkinasen. Jetzt sucht Kroemer nun nach schonenderen Alternativen: Denn Aspirin hat bekanntermaßen oft die Nebenwirkung von Blutungen (auch in Kombination mit Medikamenten), und Rotwein kann auch einige Nebenwirkungen haben.
Quelle: pnas.org
LINK: http://www.pnas.org/content/early/2014/02/04/1318440111.abstract