Donnerstag, 1. Mai 2014

Placebo-Effekt wird durch die Persönlichkeit beeinflusst!

Die farbigen Areale im PET zeigen eine erhöhte Opioid-Freisetzung während der Gabe des Placebos (Foto: © University of Michigan).

US-Forscher haben beobachtet, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die Wirkung eines Placebo-Analgetikums beeinflussen können: Je aggressiver und unverträglicher eine Person war, desto weniger potent war das Schmerzmittel.

Durch die Studie ist erneut bewiesen worden, dass aufgrund der Interaktion zwischen Umwelt und Persönlichkeitsmerkmalen eines Individuums der biologische Response moduliert und somit das Ansprechen auf eine Therapie beeinflusst wird.
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Für die Untersuchung wurden 50 gesunde Probanden zwischen 19 und 38 Jahren rekrutiert, die einen Persönlichkeitsfragebogen nach dem Fünf-Faktoren-Modell beantworteten. Die Forscher kündigten an, dass sie Salzwasser in die Kiefermuskulatur (M. masseter) des Probanden injizieren und im Anschluss ein Analgetikum (Placebo) intravenös zuführen würden. Die Erwartungshaltung hinsichtlich der Schmerzreduktion wurde dann festgehalten. Nach dem Schmerzreiz erhielten die Probanden entweder keine oder eine Placebobehandlung. Die Aktivierung von endogenen Opioiden im Gehirn wurde dabei über die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) festgehalten. Zusätzlich nahmen die Forscher von einigen Probanden eine Blutprobe während des Experimentes und analysierten die Cortisolkonzentration.
Federführender Autor Dr. Jon-Kar Zubieta, von der Universität von Michigan, und seine Kollegen beobachteten, dass Persönlichkeitsmerkmale wie Resilienz, NEO-Altruismus und NEO-Aufrichtigkeit den Placebo-Effekt positiv und der Faktor NEO-Wut/-Feindseiligkeit, Aggression den Effekt negativ beeinflussten. Der Einfluss dieser Persönlichkeitsmerkmale machte dabei bis zu 25 - 30 Prozent des Placebo-Effekts aus. (Anm.: Ebenso sieht es bei starker Angst und Depressionen aus.) Eine stark aktive Amygdala-Aktivität muss daher immer beruhigt werden.

"Wir haben uns in der Studie nicht nur mit Faktoren beschäftigt, die offensichtlich mit einem Placebo-Ansprechen zusammenhängen könnten, wie zum Beispiel Impulsivität oder das Belohnungssystem, sondern haben mögliche Assoziationen ohne eine bestimmte Hypothese untersucht", so Zubieta. "Wir stellten letztendlich fest, dass Faktoren, die mit der individuellen Resilienz zusammenhängen, den größten Einfluss ausübten. Menschen, die solche Faktoren besaßen, hatten die stärkste Fähigkeit Informationen aus der Umwelt - einem Placebo - zu nehmen und daraus eine biologische Veränderung zu erzeugen."
"Diese Arbeit entspricht bisherigen Kenntnissen, dass unsere individuelle Reaktion auf einen Stressfaktor Teil unserer Persönlichkeit ist", erklärt Dr. Christian Stohler, von der Universität von Maryland und Ko-Autor der Studie. "Wenn durch einen Stressreiz Neurotransmitter wie Opiate im Gehirn freigesetzt werden, erklärt die individuelle Reaktion auf einen solchen Reiz die Varianz hinsichtlich des Ansprechens auf eine Therapie."
Quelle: University of Michigan