Eine Nahtod-Erfahrung (NDE) ist eine Geschehen mit spirituellen, transzendenten und mystischen Elementen. Nahtoderfahrungen werden oft von sterbenden Menschen oder Patienten beschrieben, die nach einem schweren Unfall wiederbelebt wurden oder sogar schon als klinisch tot galten.
Der Bericht, so erläutert Philippe Charlier vom Laboratory of Medical and Forensic Anthropology an der Université de Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines aktuell im Fachjournal "Resuscitation", stammt wohl aus den Jahren um 1740 und wurde von dem Militärmediziner Pierre-Jean du Monchaux (1733–1766) im Lehrbuch "Anecdotes de médecine" beschrieben.
Du Monchaux schilderte den Fall eines Pariser Apothekers, der an bösartigem Fieber litt und aus diesem Grund von Ärzten und Chirurgen mehrfachen Aderlässen unterzogen wurde. Nach der letzten dieser sogenannten Phlebotomien verlor der Patient besorgniserregend lange das Bewusstsein.
Obwohl die Datengrundlage natürlich gering ist, erreicht die Schilderung des Apothekers Mitte des 18. Jahrhunderts einen Wert von 12/32 auf der sogenannten Greyson-Skala, anhand derer die Tiefe einer potentiellen Nahtoderfahungen eingestuft wird. Ab mehr als 7/32 spricht man von einer positiven Nahtoderfahrung.
Charlier führt weiterhin aus, dass du Monchaux selbst schon den Fall des Apothekers mit anderen ähnlichen Fällen, von Ertrunkenen, Unterkühlten und Erhängten verglichen hatte und von einer physio-pathologischen Erklärung für das Erlebnis ausging:
"In allen diesen Fälle schien der Grund für die angenehme Empfindung der selbe gewesen zu sein. Die Auswirkungen von Fesseln, Kälte und umgebenden Wasserdruck sowie der durch den Aderlass absinkende Blutdruck, lassen nur vermindernden Blutfluss zu. Alles Blut und Körpersäfte fließen in der Folge dichter und langsamer durch die inneren Gefäße - besonders durch die Hirngefäße, die vor äußerer Kompression geschützt sind. Es ist nun genau dieser verdichtete Blutfluss, der all diese lebendigen und starken Empfindungen anregt. Es ist die ruhige und gleichmäßige Verteilung, die diese Empfindungen so angenehm macht."
Mit dieser Theorie vermutete der Mediziner Mitte des 18. Jahrhunderts also genau das Gegenteil jener Erklärung, die heute als rationaler Erklärungsansatz von vielen Medizinern und Kritikern einer übersinnlichen Deutung angeführt wird. Diese geht von einer reduzierten Durchströmung des Gehirns aus, wie sie in lokaler verminderter Sauerstoffzufuhr des Hirns einhergeht. Charlier selbst erklärt diesen Widerspruch durch den erst wenig fortgeschritten, zeitgenössischen Stand der Erforschung des menschlichen Körpers.
Quelle: Fachjournal "Resuscitation" (DOI: 10.1016/j.resuscitation.2014.05.039)
LINK: http://dx.doi.org/10.1016/j.resuscitation.2014.05.039
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Nahtoderfahrungen gleichen sich
Das Ergebnis einer aktuellen und erstmaligen Studie darüber, wie unterschiedliche Ursachen von Traumata den Inhalt von sogenannten Nahtoderfahrungen beeinflusst belegt, dass unabhängig davon, welche schmerzhaften Ereignisse zu der Nahtoderfahung geführt haben, sich Inhalte dieser Erlebnisse mehrheitlich gleichen. Das Ergebnis spricht gegen einen der populärsten rationalen Erklärungsversuche für derartige Erfahrungen.
Wie die Forscher um den Neurowissenschaftler Steven Laureys von der Université de Liège aktuell im Fachjournal "Frontiers in Human Neuroscience", berichten, basiert die Studie zunächst auf der Annahme, dass Nahtoderfahrungen auf einen Mangel an Sauerstoff im Hirn zurückgeführt werden können, wodurch Hirnareale zur Steuerung von Emotionen beschädigt wurden.
"Bei dieser Annahme handelt es sich um die gängigste Erklärungstheorie für Nahtoderfahrungen", erläutert der Forscher. Sollte sie zutreffen, so wäre anzunehmen, dass unterschiedliche Traumata - ausgelöst etwa durch Ertrinken oder andere Unfallursachen - auch zu unterschiedlichen Wahrnehmungen während der so ausgelösten Nahtoderfahrungen führen."
In ihrer Studie haben die Forscher nun 190 dokumentierte Fälle beschriebener Nahtoderfahungen als Folge unterschiedlichster Traumata untersucht und miteinander verglichen. Trotz der unterschiedlichen Auslöser und Stimuli fanden die Wissenschaftler jedoch erstaunlich weit verbreitete Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten in den Schilderungen der Zeugen.
Laut Laureys und Kollegen sei das in den meisten Fällen übereinstimmend beschriebene Merkmal einer Nahtoderfahrungen, das "überwältigende Gefühl von Friedlichkeit" - gefolgt von außerkörperlichen Wahrnehmungen. Viele Betroffene beschrieben zudem auch eine Veränderungen ihrer Zeitwahrnehmung.
Insgesamt fanden sich unter den 190 untersuchten Fällen nur sehr wenige Erfahrungen, die als negativ empfunden und so beschrieben wurden. "Wie es scheint, ist es gar nicht so schlecht, eine Sterbe-Erfahrung zu machen", zitiert der "New Scientist" den Forscher.
Interessanterweise beschrieben auch nur die wenigsten der Zeugen, klischeehafte Vorstellung von Nahtoderfahungen, wie sie etwa in Kinofilmen dargestellt werden - beispielsweise, dass das eigene Leben noch einmal vor dem inneren Auge abläuft.
Derzeit sucht Laureys Team nach einem Weg, entsprechende Erlebnisse objektiv messen zu können. Hierzu fahnden die Forscher im Hirn von Herzstillstands-Patienten, die von einer Nahtoderfahung berichtet haben, nach kleinen Narben, die eine Folgeerscheinung des Ereignisses sein könnten.
Während sich der Forscher über die Schwierigkeiten der Untersuchung derart subjektiver Erfahrungen bewusst ist, ist er darum bemüht, sich dem Thema unvoreingenommen zu nähern: "Wir müssen anerkennen, dass es noch so viele Dinge gibt, die wir noch nicht verstehen. Gerade deswegen ist es aber auch notwendig, die besten wissenschaftlichen Methoden für deren Erforschung anzuwenden." Die aktuelle Studie und Bemühungen bezeichnet er als einen ersten Schritt in dem Bemühen um ein besseres Verständnis unseres Bewusstseins.
Quelle: Fachjournal "Frontiers in Human Neuroscience", (DOI: 10.3389/fnhum.2014.00203)
LINK: Frontiers in Human Neuroscience
* Out of Body Experiences - OBE