Ja: Legasthenie kann man wegtrainieren!
Viele Menschen mit der Lese- und Rechtschreibschwäche - Legasthenie - haben Probleme mit dem Hören und Sehen. Dies ergaben Forschungen der Arbeitsgemeinschaft Hirnforschung an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, die jetzt veröffentlicht wurden.
Groß angelegtes Forschungsprojekt: Der Projektleiters Burkhart Fischer ist der Ansicht, dass rund 50% der Legastheniker davon betroffen sind. Die Forscher hatten mehr als 1.400 Probanden im Alter von 7 bis 70 Jahren mit einem in Freiburg entwickelten Testverfahren untersucht.
Darunter waren knapp 600 Kinder mit Legasthenie. Fischer schätzt, dass rund 10% der Dritt- und Viertklässler unter Legasthenie leiden. In dem Test wurde die Hörwahrnehmung mit Hilfe von unterschiedlich hohen und lauten Tönen gemessen und gleichzeitig untersucht, ob die Blicksteuerung dem Alter gemäß entwickelt war. Die Legastheniker mussten bei einem anschließenden Training (mit Hilfe eines tragbaren Computers) lernen, Lautwahrnehmung hellere von tieferen Tönen zu unterscheiden. Zudem sollten sie beim Auftauchen von Symbolen in die richtige Richtung schauen. ...
In einer stattfindenden Nachuntersuchung von 110 Kindern konnten die Wissenschaftler bei 30% der Legastheniker Fortschritte beim Lesen beobachten und bei 80% konnte eine Verbesserung der Blicksteuerung festgestellt werden. Das 10minütige Training pro Tag muss nach Aussage von Fischer über drei bis sechs Wochen erfolgen. Es handle sich dabei zwar nicht um ein direktes Lesetraining, es könne sich aber unmittelbar auf das Lesen auswirken. "Den Kindern machten die Übungen Spaß, da das Training Computerspielen nahe kommt." Aber auch bei Legasthenikern im Alter von über 40 Jahren sei das neue Training Erfolg versprechend. Zudem bietet es sich nach Angaben der deutschen Wissenschaftler auch für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten oder Hyperaktivität an.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Hirnforschung an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität
Fotoquelle: Fotolia
|